Tennis:Ende der Pyjama-Party

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Augen zu und durch: Trotz Magenproblemen bestreitet Fabian Penzkofer das Endspiel in Eching. (Foto: Einfeldt)

Fabian Penzkofer erreicht bei den Junior Open in Eching das Finale, doch dort stoppt den 15-jährigen Tutzinger ein Virus

Von Matthias Schmid, Eching

Den Weg durch das Klubhaus nach hinten zu dem schmalen Gang mit den vielen Türen hätte Fabian Penzkofer am Samstagmorgen auch mit verbundenen Augen gefunden. Er hätte die Männertoilette auf der Anlage des TC Eching niemals verfehlt, zu oft hatte er sie aufsuchen müssen. Viel zu oft, um später ein anständiges Match spielen zu können. Der Tennisspieler aus Tutzing stand im Endspiel eines der bedeutendsten Nachwuchsturniere Europas - und er musste permanent aufs Klo, "weil ich krank bin", wie Penzkofer sagte. Er deutete mit seinem Zeigefinger auf seinen Magen. Er hatte nicht viel geschlafen in der Nacht vor dem Endspiel, er hatte sich übergeben müssen. Aber er wollte sich das Match trotzdem nicht entgehen lassen: "Ich schaue einfach, wie es geht."

Der Tutzinger nahm das Ärgernis gleichmütig hin, sogar mit einem sanften Lächeln. Wie es seine Art ist, er ist ein zurückhaltender Mensch, selbstbewusst zwar, aber in sich ruhend. "Fast schon zu ruhig", wie Stefan Eriksson findet. Der Cheftrainer der Tennisbase Oberhaching, wo Penzkofer trainiert, würde sich wünschen, dass "Fabians Motor früher laufen würde." Man darf den Schweden nicht falsch verstehen, er will Penzkofers Charakter nicht verändern, im Gegenteil. Seine Gelassenheit, sein emotionales Gleichgewicht sind auch seine großen Stärken auf dem Platz. "Er müsste einfach früher im Match drin sein."

Bisweilen sieht Penzkofer zu Beginn einer Partie - auch ohne anstrengende Nacht - aus, als wäre er zwei Minuten zuvor aus dem Bett gefallen, die Haare verstrubbelt, die Augen zu Schlitzen verengt. Gerade, dass er nicht im Pyjama auf den Platz trottet. Auch in Eching verlor er dreimal den ersten Satz, gewann aber jeweils im Finaldurchgang. "Das muss sich ändern", weiß Penzkofer. Ansonsten läuft es ganz gut für ihn in diesem Jahr, es ist eine schwierige Saison, weil der 15-Jährige mit den ein Jahr Älteren konkurrieren muss. Umso erstaunlicher fand er es selbst, dass er bei den international besetzten Junior Open in Eching das Finale erreichte. "Ich habe richtig gut gespielt." Bis ihn der Magen-Darm-Infekt stoppte. Geschwächt verlor er das Finale gegen den 16 Jahre alten Berliner Robert Strombach mit 1:6, 2:6.

Das Turnier war aber eine gute Einstimmung für das, was ihn künftig erwarten wird. Penzkofer ist gut genug für den nächsten Schritt in seiner Karriere, die einer weitsichtigen Planung folgt und den Gymnasiasten im Idealfall auf die Profitour führen soll. "Ich werde künftig auf der ITF-Ebene spielen", erzählt Penzkofer. Er wird nun auf Gegner aus der ganzen Welt treffen, nicht mehr vornehmlich auf Europäer. Sie werden deutlich älter (bis 18 Jahre) und stärker sein. "Aber nur solche Matches helfen mir, mein Spiel zu verbessern."

Man darf seine Ruhe nicht mit Antriebslosigkeit verwechseln, er ist sehr ehrgeizig, er will später bei den Grand-Slam-Turnieren spielen. "Deshalb ist es wichtig, dass er den nächsten Schritt macht", sagt Eriksson. Penzkofer bringe alles mit, um sich als Profi durchzusetzen. "Fabian trifft die Bälle sehr satt", sagt Eriksson, also meistens so, dass er sie enorm beschleunigen kann. Er muss jetzt am Übergang zum Erwachsentennis arbeiten. An einer Spielweise, an der viele hoffnungsvolle Talente scheitern, weil sie es versäumen, ihre Schläge auf eine höhere Ebene zu heben. Überspitzt formuliert bedeutet das, Penzkofer sollte im Sport schneller zum Mann reifen als im Leben. "Er muss seinen Aufschlag so einsetzen, dass er mit dem nächsten Schlag den Punkt machen, den Ballwechsel diktieren und mit einem Winner abschließen kann", sagt Eriksson. Aber zuvor will Fabian Penzkofer im Bett erst mal wieder zu Kräften kommen.

© SZ vom 17.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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