Tennis:Eitel Sonnenschein

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Jade Lewis etabliert sich gerade in den USA unter den zehn besten College-Spielerinnen - und ist später noch eine Option für Luitpoldpark. (Foto: Claus Schunk)

Luitpoldparks Tennisfrauen starten am Sonntag in Dresden-Blasewitz in ihre Zweitligasaison. Ihr Ziel ist der Nichtabstieg - und die Hoheit im Lokalderby.

Von Sebastian Winter, München

Punktspiel-Wetter. So lautet die Überschrift der neuesten News des Tennisclubs Grün-Weiss Luitpold München. Endlich. Nach wochenlangem Wechsel zwischen Regen, Schnee und Graupel scheint sich nun tatsächlich ein kleines Zwischenhoch über Deutschlands Tennisplätzen breitzumachen, rechtzeitig zum Start der Zweitliga-Saison der Frauen an diesem Wochenende. Luitpoldpark trifft auswärts auf den als sehr stark eingeschätzten TC Blau-Weiß Dresden-Blasewitz. Über dem schicken Villenstadtteil der sächsischen Landeshauptstadt soll es Sonntag zumindest nur schauern, bei knapp 20 Grad.

Das klingt vielversprechend, zumal der Regionalliga-Auftakt zumindest am vergangenen Wochenende richtig verregnet war. Die Spiele konnten trotzdem beendet werden, Luitpoldpark katapultierte sich nach Siegen gegen Fürth und Nürnberg gleich mal auf Platz eins. Lokalrivale Iphitos steht nach einem Sieg und einer Niederlage nur im Mittelfeld und würde viel dafür geben, Luitpoldpark an diesem Sonntag im Derby die erste Saisonniederlage zuzufügen. Eine Klasse höher ist Großhesselohe Luitpoldparks lokaler Herausforderer, der südlich von München beheimatete Klub hat allerdings erst einmal spielfrei und greift am darauffolgenden Sonntag ins Geschehen ein, im Auswärtsspiel gegen, man ahnt es, Luitpoldpark. Und mit einer interessanten Neuverpflichtung.

Zwei Zugänge, aber auch ein bitterer Weggang: Lena Hofmann wechselt zum TC Großhesselohe

Denn Lena Hofmann, in Großhesselohe auf Position neun geführt, hat bis vergangene Saison viele Jahre für Luitpoldpark gespielt. 2014 stieg sie in der Weltrangliste bis auf Platz 305, bis mehrere Verletzungen die mittlerweile 26-Jährige ausbremsten. Hofmann kann in Großhesselohe auch Trainerstunden geben und so ihr Gehalt aufbessern, was bei Grün-Weiss nicht möglich war. "Man hat Verständnis dafür, ein komisches Gefühl ist es aber doch", sagt Luitpoldparks Mannschaftsführerin Hildegard Jonasz etwas angefressen. Vor Hofmann ist ein bunter Strauß an ausländischen Spielerinnen notiert, gleich drei junge Schwedinnen, eine Argentinierin, zwei Tschechinnen, eine Russin und eine Italienerin. In Carolin Himmel (Jahrgang 2003) und Isabella Pfennig (2001) stehen zugleich zwei extrem junge deutsche Talente in Großhesselohes Kader. Der Anspruch dürfte traditionell groß sein beim TCG, der ja immerhin drei Bundesligisten stellt - die Zweitliga-Männer wollen aufsteigen, die Herren 30 sind bereits im Oberhaus.

Luitpoldpark fühlt sich immer ganz wohl in deren Schatten, der Klub verkauft sich jedes Jahr aufs Neue im Tennisbusiness als Konstante mit regionaler Verankerung. Tatsächlich zieren auch in diesem Jahr wieder viele bekannte Gesichter den Frauen-Zweitligisten, wie die an eins gemeldete Julia Grabher, die Nummer zwei Dia Evtimova, Julia Thiem oder Eva-Marie Voracek. Luitpoldparks letztjähriger Zugang Jade Lewis studiert gerade in den USA und profiliert sich dort als eine der zehn besten College-Spielerinnen des Landes, sie wird später in der Saison noch für Luitpoldpark aufschlagen. Und die zweite Österreicherin neben Grabher, Daniela Kix, kehrt nach ihrer Babypause ebenso in den Kader zurück wie die Serbin Ana Jovanovic, über deren Genesung nach einer längeren Krankheitspause sie besonders froh sind bei Grün-Weiss. "Wir sind ausrechenbar", sagt Jonasz stolz - stolz deshalb, weil sie sich in Schwabing abgrenzen möchten von jenen Klubs, die bis zuletzt ein großes Geheimnis darum machen, ob ihre topgesetzten Ausländerinnen spielen oder nicht. Zwei Zugänge gibt es aber doch: Oana Danescu, eine 24-jährige Deutsch-Rumänin, die in München studiert und "von einem unserer Mitglieder an der ZHS-Ballwand entdeckt wurde", wie Jonasz sagt. Und Anastasia Zarycka, Luitpoldparks neue Nummer drei. Die 19-Jährige lebt in Prag, ist Weltranglisten-437. und sehr interessant - auch wegen der Ausländerregel.

Diese besagt, dass in der Liga nur eine Nicht-EU-Ausländerin pro Spieltag eingesetzt werden darf. Luitpoldpark hat in der Serbin Jovanovic und der Schweizerin Nicole Gadient, die aber auf Position 14 gemeldet ist, schon zwei dieser Spielerinnen. Da trifft es sich gut, dass die Ukrainerin Zarycka gerade einen tschechischen Pass bekommen hat. "Ansonsten hätten wir mehr balancieren müssen", sagt Jonasz.

Ein Balanceakt ist die zweite Liga ohnehin, auch finanziell. Ihren Etat mussten die Luitpoldpark-Verantwortlichen auf rund 35 000 Euro aufstocken. Drei weite Auswärtsfahrten sind ein Grund, hinzu kommen höhere Melde- und Schiedsrichtergebühren. Nicht zuletzt sind auch die Spielerinnen teurer geworden, die man am Spieltag auch nicht mehr "mit einem Teller Spaghetti Bolognese abspeisen" könne, wie Jonasz sagt. Am Vorabend des Derbys gegen Iphitos soll es schon mal eine kleine Kennenlern-Party von erster und zweiter Mannschaft im Klubhaus geben. Nicht zu wild, versteht sich, denn am Ende der Saison soll für die Zweitliga-Frauen der Nichtabstieg stehen. Und in der Regionalliga, wenn es so weiter geht, womöglich der Meistertitel.

© SZ vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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