Tennis:Ein Platz an der Sonne

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Doppel-Spezialist: 2012 startete Christopher Kas mit Sabine Lisicki im Mixed-Wettbewerb bei den Olympischen Spielen in London. (Foto: Getty Images)

Christopher Kas ist nicht nur Trainer von Sabine Lisicki, er ist auch neuer Teammanager des Zweitligisten TC Großhesselohe. Um im oberen Drittel mitmischen zu können, hat er einen Davis-Cup-Sieger geholt - und will auch selbst mitspielen.

Von Ralf Tögel, Großhesselohe

28 bis 30 Grad, strahlender Sonnenschein, das hat er in den vergangenen vier Wochen genießen dürfen, erzählt Christopher Kas. "Es war bestes Urlaubswetter", sagt der 34-Jährige, auf seinem Trip durch die USA, der ihn ins kalifornische Indian Wells und nach Miami in den Bundesstaat Florida geführt hatte. Jetzt sitzt er bei elf Grad in Kolbermoor, im oberbayerischen Landkreis Rosenheim. Es hat gerade geschneit.

Aber Kas war ja nicht zum Urlauben in Übersee, er hat gearbeitet. Kas geht einer Tätigkeit nach, die ihn viel an die frische Luft führt, einer Arbeit, die viele als recht angenehm empfinden dürften: Christopher Kas ist Tennistrainer, zurzeit betreut er Sabine Lisicki. Die hat bei den WTA-Turnieren in Indian Wells und in Miami zurück in die Erfolgsspur gefunden, unter seiner Regie. "Es waren erfolgreiche vier Wochen", sagt er jetzt ganz gelassen, seinem Ansehen hat diese Reise sicher nicht geschadet. In Kalifornien war Lisicki erst im Halbfinale an Jelena Jankovic gescheitert, nach großem Kampf. In Miami war dann die beste Spielerin der Welt im Viertelfinale zu gut für die Berlinerin, doch auch gegen Serena Williams hat Lisicki einen Satz gewonnen und der Amerikanerin alles abverlangt. Sieben von neun Matches hat Lisicki gewonnen, da kann man schon "absolut zufrieden" sein, findet Kas.

Marco Chiudinelli, Schweizer mit Davis-Pokal. (Foto: Imago)

Zwischen den Turnieren bleibt ihm immer noch Zeit, so wie jetzt etwa, in seiner Heimat in Kolbermoor. Er habe schon immer im Laufe seiner Karriere "Sachen links und rechts ausprobiert", sagt Kas. Er selbst war einer der besten Doppelspieler, die die Nation hervorgebracht hat. 2014 hat er seine Profikarriere beendet, jetzt probiert er wieder etwas Neues aus: Kas ist neuer Teammanager des Münchner Zweitligisten TC Großhesselohe. Beim Plaudern mit Präsident Bernard Eßmann sei die Idee dazu gekommen. Der Kontakt entstand über einen gemeinsamen Bekannten aus Düsseldorf, die beiden wurden sich schnell einig. Die aktuelle Mannschaft hat Kas schon zusammengestellt, sein Ziel ist es, "im vorderen Drittel mitzumischen". Das war es auch in der vergangenen Saison, letztlich entging Großhesselohe aber nur knapp dem Abstieg.

Dass der Tennisklub aus dem Münchner Süden in der bevorstehenden Saison, die am 12. Juli gleich mit dem Lokalderby beim Aufsteiger MTTC Iphitos beginnt, erst gar nicht in die Nähe einer Abstiegsgefahr gerät, dafür hat der neue Teammanager eine illustre Mannschaft zusammengestellt. Angeführt von einem aktuellen Daviscup-Sieger: Marco Chiudinelli wird in der kommenden Saison für den Münchner Klub aufschlagen. "Das ist ein super interessanter Spieler", sagt Kas über den 33-jährigen Profi aus Basel, der in der Weltrangliste schon einmal an Position 52 stand und derzeit an 274 geführt wird. An zwei wurde Christian Lindell verpflichtet, "der momentan zweitbeste Schwede auf der Tour", wie Kas über den 23-Jährigen weiß. Neu sind auch der Niederländer Boy Westerhof (ATP 235) an vier, der Brasilianer Rogerio Dutra Silva (343/5) und das 22-jährige finnische Talent Micke Kontinen (412/7). 14 Spieler hat Kas gemeldet, die natürlich nicht alle zum Einsatz kommen werden. Aber so hat der Teammanager "eine hohe Flexibilität" an den vorderen Positionen: "Einer wird immer spielen."

An der Philosophie des Vereins, attraktives Tennis auf Challenger-Niveau zu bieten, hat sich nichts geändert. Auch nicht daran, dass junge Talente und deutsche Spieler im Fokus stehen. Spieler wie der 18-jährige Österreicher Lucas Miedler, "ein aufstrebende Talent", wie Kas sagt, den er auch mit Blick auf die Zukunft geholt hat. In diese Sparte fallen auch in diesem Jahr Hannes Wagner, Kevin Krawietz und Trainersohn Dominik Schulz. Marcel Zimmermann wird in seine 14. Saison beim TCG gehen. Auch Trainer Karsten Schulz, der an der Zusammenstellung des Kaders beteiligt war, ist eine Konstante.

"Es wird eine spannende Saison", glaubt Christopher Kas, "die Liga ist unheimlich interessant." Welche Topspieler letztlich zu sehen sein werden, hängt freilich von deren Turnieren, den jeweiligen Gegnern und der aktuellen Platzierung der Mannschaft ab, Kas und Schulz wollen von Fall zu Fall entscheiden.

Die sportliche Leitung, das betont Kas, obliegt dem Trainer. Er habe versucht, im Rahmen der Bedingungen, die ihm Präsident Eßmann zur Verfügung gestellt habe, "das Beste zu machen". Und Kas selbst? 2011 stand der 1,88 Meter große Rechtshänder im Wimbledon-Halbfinale, in der Doppel-Weltrangliste wird er noch an Position 184 geführt. "Ich will schon ein, zwei Mal selbst aufschlagen", sagt er, dafür werde er sich fit halten. Auch dann, wenn er gerade wieder einmal mit Sabine Lisicki unterwegs ist, irgendwo auf der Welt an einem sonnigen Plätzchen.

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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