Tennis:Des Wahnsinns Ende

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Garchings Herren 30 haben die Erwartungen in der Bundesliga weit übertroffen. Nur im Finale sind sie chancenlos.

Von Thomas Becker, Garching

Die Verkehrsanbindung war nicht das Problem. Der Buschhausener Tennisclub liegt schließlich genauso nah an der Autobahn (A3, Abfahrt Oberhausen-Holten) wie die Anlage des STK Garching (A9, Ausfahrt Garching-Süd). Die 625 Kilometer, die dazwischen liegen, haben das Endspiel um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft der Herren 30 dann aber doch zu einem wirklichen Auswärtsspiel für die Cracks aus dem Münchner Norden werden lassen. "Dennoch war der ganze Klub mit dabei", erzählt Benjamin Ruf, der erste Vorsitzende, "per Whatsapp. Wer gerade nicht auf dem Platz stand, hat Ergebnisdienst gemacht." Das war dann aus STK-Sicht allerdings kein Grund zum Feiern: Schon nach den Einzeln hieß es 5:1 für den Sieger der Nordstaffel, so dass man sich die Doppel schenkte und auf ein Endergebnis von 7:2 einigte. Dennoch: "Das ist der größte Erfolg, den ein Garchinger Verein je geschafft hat", jubelte Klubchef Ruf, "das hat im Verein hohe Wellen geschlagen. Alle schütteln nur noch ungläubig den Kopf. Die Mannschaft ist eine absolute Bereicherung für den Verein."

Schließlich ging der STK als Aufsteiger in seine zweite Bundesligasaison nach 2015. Damals war er prompt wieder abgestiegen, was den diesjährigen Durchmarsch der Truppe um Topspieler Alexander Satschko umso erstaunlicher macht. Sechs Spiele, sechs Siege hieß die Bilanz der Garchinger in der Südstaffel. Die Lokalderbys gegen den MTTC Iphitos (9:0), den TC Dachau (8:1) und den TC Großhesselohe (6:3) wurden haushoch gewonnen, nur gegen den SC SaFo Frankfurt und den ST Lohfelden (jeweils 5:4) wurde es mal knapp. Vereinsvorstand Ruf ist höchst zufrieden: "Die ganze Saison war der absolute Wahnsinn. Geplant war eigentlich nur der Klassenerhalt - und dann marschiert die Truppe da durch ohne Niederlage!"

"Unfassbar, was der spielt": Alexander Satschko holt im Finale den Garchinger Ehrenpunkt. (Foto: Claus Schunk)

Das Erfolgsgeheimnis sieht Ruf im Zusammenhalt: "Die spielen zum Großteil ja schon seit Jahren zusammen, eine Truppe von Freunden, ähnlich wie in Großhesselohe. Und wenn man sich wohl fühlt, gibt man einfach alles für die Mannschaft." Nikolas Holzen unterbrach für das Finale sogar seinen Urlaub.

Gegen den ebenfalls ungeschlagenen Meister der Nordstaffel half dann aber auch der Teamgeist nicht mehr. Während im Spielberichtsbogen bei Garching ausnahmslos ein GER hinter den Spielernamen stand, boten die Gastgeber einen sicherlich gut dotierten Mix aus Kroatien, Serbien, Belgien und den Niederlanden auf. An eins ist gar der Luxemburger Gilles Muller gesetzt, der 2017 noch auf Rang 21 der Weltrangliste stand. Die deutschen Spieler beim neuen nationalen Meister besetzen in der Meldeliste die Positionen elf bis vierzehn und kamen alle gemeinsam in der kompletten Saison auf gerade mal drei Einzeleinsätze, die auch noch verloren gingen. Anders die Garchinger: Der an eins gemeldete Grieche Aristotelis Mouratoglou kam gar nicht zum Einsatz, das Österreicher-Trio Christian Magg, Patrick Schmölzer und Andreas Fasching nur sehr dosiert, so dass die Vereinskasse nicht allzu arg strapaziert werden musste. Im Finale konnte aber lediglich Alexander Satschko (6:3, 6:2) sein Einzel gewinnen. "Unfassbar, was der spielt", staunte Klubchef Ruf, "total solide". Wohl wahr: Zwölf Siege in 14 Spielen. Felix Hutt (1:6, 2:6) an zwei und Marco Mader (0:6, 1:6) an sechs waren dagegen chancenlos, Maxi Schmuck (2:6, 4:6), Nikolas Holzen (4:6, 0:6) und Oliver Jöhl (6:7, 3:6) an den Positionen drei bis fünf konnten jeweils nur einen Durchgang lang am Satzgewinn schnuppern.

Wie es weitergeht bei den Garchingern? "Zur Ruhe setzen werden sie sich jedenfalls nicht", meint Ruf, "ich hoffe vielmehr, dass sie dranbleiben." Demnächst will er sich mit Satschko und Mannschaftsführer Schmuck zusammensetzen und die Möglichkeiten für die kommende Saison ausloten. Die deutsche Vizemeisterschaft sei zwar ein toller Erfolg in der nun 50-jährigen Vereinsgeschichte, aber bis zum nächsten runden Jubiläum will man nicht unbedingt warten. "Ich hoffe, wir schaffen das früher", sagt Ruf.

Ein Eisen hat der STK schließlich noch im Feuer: Ende August treten auch die Damen 30 in der Endrunde um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft an, im Düsseldorfer Rochusclub. Von der Verkehrsanbindung nicht ganz so günstig gelegen (A3 bis Hubbelrath), dafür aber nur 602 Kilometer entfernt. Und zur Not gibt's ja noch Whatsapp.

© SZ vom 29.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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