Tennis:Der verrutschte Kringel

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Zum Verwechseln, aber nicht ähnlich: Die Argentinierin Maria Irigoyen (links) stand am vergangenen Wochenende versehentlich in der Aufstellung des TC Großhesselohe. Spielen sollte aber die Tschechin Pernilla Mendesova. (Foto: Claus Schunk)

Weil sich der Trainer in der Zeile irrt, unterliegen Großhesselohes Frauen kampflos. Nun legen sie Protest ein, es geht um den Verbleib in der zweiten Bundesliga.

Von Matthias Schmid, München

Pete Basic sei Tennislehrer und kein Schreibtischtäter. Darauf wies Bernard Eßmann, Präsident des TC Großhesselohe, ausdrücklich hin, um eine Niederlage zu erklären, die nun in den nächsten Tagen juristisch aufgearbeitet werden soll und womöglich über den Abstieg aus der zweiten Bundesliga entscheidet. Er, Basic, könne im Morast von Paragrafen und Ziffern leicht mal stecken bleiben. "Ich nehme ihn absolut in Schutz", hebt Eßmann hervor. "Unschön", findet er die Geschehnisse natürlich, die zum 0:9 der Frauen am Sonntag beim Tabellenführer TC Bad Vilbel geführt haben. Ohne dass ein Ballwechsel gespielt worden ist, weil der TCG in der Argentinierin Maria Irigoyen eine nicht spielberechtigte Spielerin aufbot, wie der Oberschiedsrichter befand.

Diese Schlussfolgerung aber sei ein Fehler, behauptet Eßmann. Basic sei kein Vorwurf zu machen. Die Gründe für die kampflose Niederlage sieht der Präsident nicht bei seinem Tennislehrer, sondern vielmehr beim Oberschiedsrichter Norbert Pilz, der die falschen Konsequenzen aus einer fehlerhaften Mannschaftsmeldung gezogen habe, wie Eßmann meint: "Wir werden deshalb beim DTB Protest einreichen gegen die Spielwertung."

"Wie kann man nur so doof sein", hadert Trainer Basic. Doch nicht nur er hat wohl Fehler gemacht

Doch der Reihe nach: Vor Mannschaftsspielen auf Bundesligaebene ist es üblich, dass der vom Deutschen Tennis Bund (DTB) nominierte Oberschiedsrichter den Teambetreuern ein vorgefertigtes Formular aushändigt, auf denen sie die Namen und die jeweilige Position der Meldeliste eintragen sollen. Pilz verteilte stattdessen ein Blatt Papier, auf denen sie die Namen der aufgebotenen Spielerinnen einkreisen sollten. "Ich bin dabei in der Zeile verrutscht", erzählt Basic, wieso er versehentlich anstelle der in Bad Vilbel anwesenden Tschechin Pernilla Mendesova die Argentinierin Irigoyen eingekreist habe, die gerade irgendwo auf der Welt war, aber nicht in Hessen. Basic klingt noch immer aufgewühlt. Er klagt sich selbst an, "wie kann man nur so doof sein", hadert er. Als er seinen Fauxpas bemerkte, war es allerdings zu spät. Denn laut Wettspielordnung des DTB kann eine Aufstellung nicht mehr geändert werden, sobald der Oberschiedsrichter die Namen dem Gegner offengelegt hat. Der Spieltag gilt damit als eröffnet, vor dem ersten Ballwechsel noch.

Eßmann argumentiert nun nach Konsultation eines Anwalts mit Paragraf 50, der mit "Rechte und Pflichten des Oberschiedsrichters" überschrieben ist. Da steht unter Absatz 1a und 1c, dass dieser die Identität und die Spielberechtigung der Akteurinnen nach Erhalt der Aufstellungen hätte überprüfen müssen. "Das hat er nicht getan, andernfalls hätte er ja bemerkt, dass Irigoyen als unsere zweite Nicht-EU-Ausländerin gar nicht spielberechtigt gewesen wäre", sagt Eßmann. Der zuständige Spielleiter beim DTB war für eine Einschätzung nicht erreichbar. Pilz hätte Basic - noch vor der Offenlegung - nach dieser Lesart also auf den Fehler aufmerksam machen müssen, damit dieser ihn korrigieren und Mendesova hätte aufstellen können. So aber hat Basic' Fehler womöglich zu weiteren Fehlern geführt. Denn statt Paragraf 60 anzuwenden, demzufolge der Einsatz einer nicht spielberechtigten Spielerin zu einer 0:9-Wertung führt, hätte der Schiedsrichter nach Eßmanns Ansicht Paragraf 58 anwenden müssen, der vorsieht, dass eine nicht anwesende Spielerin aus der Aufstellung zu nehmen ist. "Wir wären auch zu fünft angetreten", versichert Basic.

Schließlich könnte jedes gewonnene Match am Ende wichtig sein für Großhesselohe. Im Moment liegt der Klub mit 0:8 Punkten auf dem letzten Rang. Zwei Spiele stehen noch aus, an diesem Sonntag ist der TC Luitpoldpark zu Gast. "Es geht noch um viel für uns", hebt Eßmann hervor. Sie wollen unbedingt den letzten Tabellenplatz verlassen, weil der vorletzte Rang unter gewissen Umständen zum Ligaverbleib berechtigen könnte. Der TCG-Präsident hofft, dass er mit seinem Protest Erfolg hat. Ein Wiederholungsspiel wäre denkbar und zeitlich auch noch möglich.

© SZ vom 13.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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