Tennis:Der entscheidende Punkt

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(Foto: Claus Schunk)

Nach vermeintlich verlorenem ersten Satz besiegt der Starnberger Sebastian Prechtel den ungesetzten Dennis Bloemke im Finale der bayerischen Meisterschaften 7:6, 6:4.

Von Sebastian Hepp, Ismaning

Die Dramatik erreichte ihren Höhepunkt beim Stand von 6:6 im Tie-Break des ersten Satzes. Am Ende eines von ihm beherrschten Ballwechsels verlor Sebastian Prechtel den Punkt doch noch an Dennis Bloemke. Er hatte also Satzball gegen sich, und vor Wut drosch Prechtel den Ball hoch in die Luft und weit über die Zuschauergalerie hinaus; die Filzkugel soll auf dem Luftweg nach Heimstetten Tau angesetzt haben. Weil er dann noch seinen Schläger auf den Boden schmetterte, kassierte Prechtel eine Verwarnung. Als Bloemke den nächsten Ballwechsel mit einem Vorhandschuss in die Nähe der Grundlinie beendete, sagte die Schiedsrichterin zunächst: "Spiel und erster Satz: Bloemke" - um sich anschließend zu korrigieren und den Ball doch "Aus" zu geben. 7:7 also, und das schien nun wieder Bloemke so an die Nerven zu gehen, dass er die nächsten beiden Punkte und damit Satz Nummer eins mit 6:7 Spielen verlor. Der zweite Satz ist dann schnell erzählt: Bis zum 4:4 gelang keinem von beiden Finalisten ein Break. Dann aber musste Bloemke sein Aufschlagspiel abgeben, und Prechtel nutzte die Chance. Nach dem 7:6, 6:4 ging der Starnberger als neuer bayerischer Tennis-Meister vom Platz.

Schon bevor der erste Ball im Finale dieser Verbandsmeisterschaften in Ismaning geschlagen war, versprach die Begegnung eine gewisse Brisanz: Da standen sich auf dem Center Court der an Position drei des Tableaus geführte Sebastian Prechtel, 23, vom TSV 1880 Starnberg, Sieger der Herrenkonkurrenz im Jahr 2016, und der ungesetzte Dennis Bloemke vom TC Blau-Weiß Neufahrn gegenüber, der es nur dank einer Wild Card ins Hauptfeld geschafft hatte. Ein Underdog also? Mitnichten. Der inzwischen 29-jährige Bloemke spielte einst für den TC Ismaning in der zweiten Bundesliga, stand 2011/12 um Position 300 auf der ATP-Rangliste - und gewann den Einzeltitel bei den Bayerischen Meisterschaften schon zweimal: 2010 und 2011. Doch vor etwa zwei Jahren hatte Bloemke dem Vernehmen nach keine Lust mehr auf Tennis. Weil es nicht mehr weiter nach oben ging, hörte er einfach auf. Erst unlängst nahm er den Schläger wieder in die Hand, und der mit viel Talent gesegnete Spieler stellte fest, dass es noch geht. Und wie: In der zweiten Runde räumte er den an fünf gesetzten Hannes Wagner (TC Schießgraben Augsburg) mit 7:5 und 6:0 aus dem Feld, im Achtelfinale den Ismaninger Michael Weindl (6:4, 6:0). Unter den letzten Acht dann ließ er dem topgesetzten Stephan Hoiss (GW Luitpoldpark München) beim 6:1, 6:1 keine Chance, und auch im Halbfinale gegen Dominik Wirlend (Blau-Weiß Landshut) gab Bloemke keinen Satz ab (6:4, 6:3).

Prechtel wiederum hatte sich nach zwei klaren Auftaktsiegen gegen Leonard Bierbaum (Nürnberg) und Alexander Wolfschmidt (Fürth) durch einen Dreisatzerfolg im Viertelfinale gegen den an sechs gesetzten Marcel Strickroth (Rot-Blau Regensburg) und einen 6:4, 6:3-Sieg in der Vorschlussrunde gegen Kai Lemstra vom TC Aschheim den Weg ins Endspiel gebahnt. "Bloemke und Prechtel haben noch nie gegeneinander gespielt", raunte Christian Wenning, Leiter des Ressorts Sport beim Bayerischen Tennis-Verband, vor der mit Spannung erwarteten Finalpartie. Wie zwei Boxer, die einander erst einmal abtasten, gingen die Kontrahenten zu Werke.

Im Duell zweier über druckvolle Auf- und Grundschläge verfügende, im Stil ähnliche Spieler ging es letztlich immer um die Frage: Wer setzt wann den möglicherweise entscheidenden Treffer, im Ballwechsel, im Spiel, im Satz. In einem einzigen Satz lässt sich nun sagen: Es war Sebastian Prechtel. Bloemkes Niederlage war ein wenig vielleicht auch auf eine kleinere Verletzung infolge der ungewohnten Beanspruchung während eines solchen Turniers mit fünf Matches in drei Tagen zurückzuführen.

© SZ vom 25.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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