Tennis:Auf Sand oder Teppich

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Florian Mayer. (Foto: Claus Schunk)

Zweitligist Großhesselohe tritt zum Showdown in Reutlingen an. Beide Teams gehen in Bestbesetzung in das wohl entscheidende Duell um den Aufstieg.

Von Matthias Schmid, Pullach

Die Wettervorhersagen gefallen Bernard Eßmann überhaupt nicht. Auf 80 Prozent beziffern die Meteorologen die Regenwahrscheinlichkeit am Freitagnachmittag in Reutlingen. Es wird Regen geben, so viel steht fest, wenn sich der Präsident des TC Großhesselohe am Freitagmorgen aufmacht in das schöne Städtchen am Fuße der Schwäbischen Alb. Die zahlreichen Sehenswürdigkeiten wie das Tübinger Tor oder die engste Straße der Welt könnte sich Eßmann auch mit einem Schirm ansehen. Nur 31 Zentimeter misst die Gasse im Spreuerhof an ihrer schmalsten Stelle, die ein Brand im Jahre 1726 so ausgefallen modelliert hat. Aber ihretwegen reist Eßmann sicher nicht ins Württembergische. Er ist dienstlich unterwegs. Denn die erste Männermannschaft seines Klubs könnte mit einem Sieg beim TV Reutlingen für die erste Liga planen. Die beiden besten Teams in der Südstaffel der zweiten Liga treffen aufeinander, im entscheidenden Spiel, praktisch ein Endspiel, denn beide Klubs haben zwei Spieltage vor Saisonende alle ihre sechs Spiele gewonnen. "Eine schönere Konstellation kann man sich nicht wünschen", findet Eßmann.

Aber das Wetter macht ihm halt Sorgen, der Regen, der die Sandplätze unbespielbar macht. In die Halle will er möglichst nicht ausweichen, dort sei alles unberechenbar. "Es ist ja eine Freiluftveranstaltung", sagt Eßmann, "es wäre sehr schade, wenn auf schnellem Teppich gespielt werden müsste." Vorteile hätte dann die Heimmannschaft, weil sie den Boden kennt.

Um die Nachteile irgendwie auszugleichen, reiste die Großhesseloher Gruppe nun schon einen Tag früher an, "um noch mal in der Halle trainieren und sich an den Belag gewöhnen zu können", sagt Eßmann. Die Gelegenheit dafür ist günstig, die Spieler hatten sich schon am Mittwochabend getroffen, um eben am Donnerstag noch einmal gemeinsam zu üben.

"Die müssen uns erst einmal schlagen", sagt Reutlingens Trainer Daniel Stöhr

Auch verschiedene Doppelszenarien: "Es kommt ja nicht oft vor, dass wir alle da sind", erklärt Kevin Krawietz. Der Verein hat keinen seiner vorgesehenen Spieler gedrängt, auf ein Turnier zu verzichten, um sich für das wichtigste Saisonspiel besser präparieren und möglichst ausgeruht auflaufen zu können. Vielmehr hat der Tourkalender assistiert. Nicht alle Profis bereiten sich schon auf die Hartplatzsaison in den USA vor, viele bleiben länger Europa, um kleinere Turniere zu spielen oder eben in ihrer Mannschaft den Verpflichtungen nachzukommen.

Wie Krawietz oder auch Florian Mayer. Der Weltranglisten-57. wird in Reutlingen dabei sein und vermutlich an Position zwei aufschlagen. "Wir werden unsere bestmögliche Mannschaft aufbieten", sagt Eßmann. Verraten will er die Aufstellung aber nicht. Es ist das typische Geplänkel vor einem bedeutenden Mannschaftsspiel im Tennis. Es kann sogar gut sein, dass sich die Nominierung kurz vor dem Spiel noch einmal ändern wird, abhängig davon, ob auf Sand oder doch in der Halle gespielt wird. "Wir haben ja Profis dabei, die die Halle bevorzugen", sagt Eßmann.

So oder so: Nicht nur der TCG-Präsident erwartet ein enges Spiel, in dem Prognosen so sinnvoll sind wie beim Lottospielen. "Großhesselohe muss uns erst einmal schlagen", sagt Reutlingens Trainer Daniel Stöhr betont forsch. Beim Gastgeber könnte der frühere Daviscupspieler Michael Berrer an Position fünf spielen, der bisher alle fünf Einzel für sich entschieden hat. Um aber auf alle Finessen des Gegners vorbereitet zu sein, fährt der TC Großhesselohe selber mit acht Spielern nach Reutlingen. Die Launen des Wetters lassen sich ja eben nicht kontrollieren. Vielleicht scheint sogar am Freitag doch die Sonne über der Achalm.

© SZ vom 11.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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