Tennis:19 Endspiele

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Mixed-Meister: Marko Krickovic nutzte den Heimvorteil und gewann mit Sophia Bergner im gemischten Doppel. (Foto: unk)

Bayerische Meisterschaften in Ismaning fordern auch die Organisatoren

Von Matthias Schmid, Ismaning

Den fabelhaften Schlag von Stan Wawrinka hatte Thomas Heil nicht sehen können. Am Netzpfosten vorbei zauberte der Schweizer gegen Ende des dritten Satzes im Endspiel von Roland Garros eine Rückhand unerreichbar für Novak Djokovic ins Feld. "Ich habe vielleicht fünf Ballwechsel vom Endspiel in Paris gesehen", sagt der für Sport zuständige Vizepräsident des Bayerischen Tennis-Verbandes (BTV). Traurig ist er deswegen aber nicht. Er hatte am vergangenen Sonntag auch tolle, teilweise sogar irrwitzige Ballwechsel bei den Landesmeisterschaften in Ismaning erleben dürfen. Hautnah am Platz, nicht am Fernseher.

Besonders freute sich Heil über das Männerfinale zwischen Hannes Wagner und Johannes Härteis. Die beiden 19-Jährigen gehören dem Profi-Nachwuchsteam des BTV an und trainieren gemeinsam an der Tennisbase in Oberhaching. Am Ende konnte sich Wagner, Zweitligaspieler in Großhesselohe, gegen seinen Freund vom Erstligaaufsteiger 1. FC Nürnberg 6:4, 6:3 durchsetzen und den Siegerscheck in Höhe von 1800 Euro in Empfang nehmen. "Hannes hat verdient gewonnen", stellte Heil fest.

Das Männerfinale war eines von insgesamt 19 Endspielen. Mehr als 500 Teilnehmer spielten in der vergangenen Woche ihre Landesmeister im Norden Münchens aus, allein bei den Senioren bis zur Altersklasse Herren 75 waren 341 Spieler gemeldet - nirgendwo sonst in Deutschland ist ein größeres Tennisturnier zu finden. "Das ist ein riesiger logistischer Aufwand, den wir mit Hilfe des erfahrenen Organisationsteams aber bestens bewältigt haben", fand Heil. Dabei waren nicht einmal alle Interessierten nach Ismaning gereist, etliche Spieler aus Unter- und Oberfranken hatten sich die Fahrt gespart, "weil ihnen der Weg zu weit war", wie sie die Turnierleitung vorab wissen ließen.

Bereits zum zweiten Mal legte der BTV die Aktiven- und Seniorenwettbewerbe an einem Ort zusammen. "Das findet vor allem bei den älteren Spielern großen Anklang, da sie nebenbei noch hervorragendes Tennis sehen können", sagt Heil. Doch die älteren Semester waren selbst fast heldenhaft gefordert, bei Temperaturen um die 30 Grad mussten sie an den drei Turniertagen mitunter zweimal täglich auf den Platz. "Die hohen Meldezahlen haben fast den organisatorischen Rahmen gesprengt", fügte der Vizepräsident hinzu. Bis Samstag mussten einige Spieler daher auf die Anlage des TC Eching ausweichen. Der Erfolg der vergangenen beiden Jahre macht es sehr wahrscheinlich, dass es auch im nächsten Jahr eine Kombi-Veranstaltung in Ismaning geben wird. "Der TCI hat seine Bereitschaft schon erklärt", so Heil. Die Anlage ist dafür ideal, nicht nur weil die Spieler sich ab und an in die Halle zurückziehen und am Fernseher die Matches bei den French Open verfolgen konnten.

Die Verantwortlichen des TC Ismaning durften sich zudem über den Titel ihres Bayernligaspielers Marko Krickovic freuen. Gemeinsam mit Sophia Bergner (TC Schießgraben Augsburg) besiegte er im Mixed-Finale Zuzana Luknarova (TC Piding) und Hannes Wagner in zwei Sätzen. Dass Wagner im Herrenfeld sich nicht noch stärkerer Konkurrenz erwehren musste, lag an einem weiteren Turnier in Bayern, in Fürth fand gleichzeitig ein Challenger statt, ein Wettbewerb der zweiten Kategorie im Profitennis. "Das ist natürlich schade, dass deshalb Topspieler wie Kevin Krawietz bei uns nicht spielen konnten", sagte Heil. Zu dieser Terminkollision kommt es alle vier Jahre, da das Turnier in Fürth an den internationalen Turnierkalender gebunden ist und immer in der zweiten Woche der French Open ausgespielt wird. Krawietz, Zweitligaspieler vom TC Großhesselohe, hätte in Ismaning nur dann spielen können, wenn er die erste Runde in Fürth verloren hätte. Doch der Tennisprofi bekommt im Herbst nochmals Gelegenheit, in den Sportpark zu kommen. Mitte Oktober findet dort ein Future statt, ein mit 10 000 Dollar dotiertes Turnier der untersten Profiebene. Für ein Challenger hatte das Geld nicht gereicht. "Ein Future vor der Haustür ist auch super", sagte Hannes Wagner. Auch er hatte die zauberhafte Rückhand vom Paris-Sieger Wawrinka verpasst. Aber ein eigenes Endspiel auf dem Platz ist allemal unterhaltsamer als eines im Fernsehen.

© SZ vom 09.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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