SZ-Talentiade:SC? SSC!

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Schlag auf Schlag: Martina Willibalds Lieblingsdisziplin ist der Slalom. (Foto: Datzer)

Technik-Spezialistin Martina Willibald bekennt sich zu ihrem Heimat-Skiklub in der Jachenau und eifert ihrer Schwester nach

Von Benjamin Engel, Jachenau

Lenggries und die Jachenau trennen nur wenige Kilometer. Doch dazwischen liegen Welten. Hier das Brauneck mit seinem Skizirkus, dort ein einzelner Schlepplift, an dem die Kinder der Gemeinde das Skifahren lernen. Unter ihnen war auch Martina Willibald, 15, die mittlerweile zu den besten deutschen Nachwuchsfahrerinnen zählt. Die Gewinnerin des Talentiade-Förderpreises fährt immer noch für den Ski- und Sportclub Jachenau, obwohl sie längst überregional trainiert. Zum benachbarten, größeren SC Lenggries zu wechseln, aus dem frühere Größen wie Martina Ertl oder Hilde Gerg stammen, wäre Willibald nie in den Sinn gekommen. Jeder soll wissen, woher sie komme.

Diese Heimatverbundenheit freut auch Karl Kiefersauer, den Vorsitzenden des SSC Jachenau. Ihn mache es stolz, dass Willibald nach wie vor für seinen Verein starte. Zum SC Lenggries bestehe keine Konkurrenz, sagt er, die Klubs kooperierten sogar und bildeten Trainingsgemeinschaften.

Jetzt im Sommer legt Willibald die Grundlagen für eine erfolgreiche Wintersaison. Fünfmal pro Woche trainiert die Schülerin, die seit 1. Mai dem Nachwuchskader des Bayerischen Skiverbands (BSV) angehört. Für Ausdauer und Kraft arbeitet sie mit Gewichten, joggt, fährt mit dem Rad oder geht auf die Berge. Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination zählen beim Skifahren mindestens genauso viel, deshalb probiert Trainer Andreas Horn mit ihr auch Flickflacks aus oder einen Handstützüberschlag rückwärts.

Warum sie sich solchen Mühen unterzieht? "Skifahren macht abartig viel Spaß", sagt die durchtrainierte Jugendliche. Bei schönem Wetter früh aufzustehen und auf die Piste zu gehen, sei toll, da könne sie sich von allem anderen lösen, abschalten und sich danach viel besser konzentrieren. Dass sie zurzeit nicht auf Schnee trainieren kann, stört sie nicht. Denn den sehe sie fast das ganze Jahr. Da habe man nach der Wintersaison erst einmal genug davon. Schon im August steht Gletschertraining an.

Mit dreieinhalb Jahren stand Martina Willibald erstmals auf Skiern. Bald nahm sie an der Kinderklubmeisterschaft des SSC teil, schnell stellten sich Erfolge ein. Vergangene Saison gehörte sie dem Schülerteam Oberland des BSV an. Anfang April nahm sie am Ländervergleich von Teams aus Bayern, Tirol und Südtirol in Sölden teil. Sie gewann den Slalom ihrer Altersklasse, im Riesenslalom belegte sie Rang zwei. Bei den deutschen Schülermeisterschaften am Sudelfeld wurde sie Zweite im Slalom. Wie nahe Erfolg und Misserfolg beieinander liegen, zeigte sich im Januar bei den bayerischen Meisterschaften in Lenggries. Willibald schied im Riesenslalom ebenso aus wie im Slalom, wo sie nach dem ersten Lauf geführt hatte.

Sport und Schule zu vereinbaren, ist oft schwierig. Von Januar bis April stehen fast jedes Wochenende Rennen an. Ist die Schule um 13 Uhr zu Ende - Martina Willibald besucht die St.-Ursula-Mädchenrealschule Hohenburg - geht es sofort auf den Skihang am Brauneck. Sie brauche viel Disziplin, um den Stoff zu bewältigen, räumt sie ein. Da ihre Schule ein Partnerzentrum des Wintersports sei, hätten die Lehrer aber viel Verständnis. Ihre drei Jahre ältere Schwester Elisabeth ist für sie ein Anreiz weiterzumachen. Sie startet im Europacup, eine Ebene unter dem Weltcup, ist aktuell deutsche Juniorenmeisterin im Slalom und startete schon im Weltcup in Flachau. Sie könne ihr Tipps geben und sie beraten, was praktisch sei.

Martina Willibalds Lieblingsdisziplin ist der Slalom, wo es Schlag auf Schlag geht. Im Riesenslalom bleibe mehr Zeit zwischen den Toren, in der sie oft nicht genau wisse, was sie tun solle und den Schwung zu früh ansetze. Sie müsse da noch mehr trainieren, sagt sie.

Bisher erschienen: VV Ingelsberg (20.6.), Sydney Lohmann (22.6.), Victoria Kothny (25.6.), Amelie Döbler (27.6.), Valentin Müller (2.7.), Isabel Baumann (6.7.), Johann Kaiser (7.7).

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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