Synchronschwimmen:Freudentränen in Flensburg

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„An einem Strang gezogen“: Die Isarnixen-Gruppe (li. Marlene Bojer) sichert sich überraschend den DM-Titel. (Foto: Mario M. Koberg/imago)

Münchens Synchronschwimmerinnen glückt in Flensburg mit sechs Titeln - darunter vier mit der Gruppe und dem Duett - der größte DM-Erfolg seit 26 Jahren.

Von Sebastian Winter, München

Sie mussten am Sonntagnachmittag in aller Hektik aufbrechen zum Bahnhof in Flensburg, selbst die Siegerehrung wurde extra für die Isarnixen um zehn Minuten vorverlegt. Dann ab ins Taxi, bei Wind und Wetter in Badeschlappen und kurzen Hosen. Erst als sie im Zug nach München saßen, konnten sie sich endlich umziehen. Und Fotos machen - von ihrem größten Erfolg seit 26 Jahren.

Erstmals seit 1981 gelang es der SG Stadtwerke München, im Duett und in der Gruppe den Titel wieder an die Isar zu holen. Überhaupt gewannen die Münchnerinnen sechs von sieben möglichen Titeln. Überragend war wieder Marlene Bojer, die an allen sechs Goldmedaillen beteiligt war: Im Solo, das wie die anderen Disziplinen erstmals nach internationalem Standard in eine freie und eine technische Kür unterteilt wurde, verteidigte Deutschlands beste Synchronschwimmerin mit 79,6750 Punkten zum zweiten Mal in Serie ihren Titel - mit einem der höchsten Werte, den sie jemals erreicht hat. Zudem gewann die 24-jährige Studentin der Druck- und Medientechnik mit Daniela Reinhardt auch das Duett klar vor der Konkurrenz aus Flensburg und Bochum.

Aber der Erfolg der achtköpfigen SG-Gruppe - mit den Führungsfiguren Reinhard und Bojer - überwölbte diese fast schon erwartbaren DM-Titel noch. Mit jeweils nicht einmal einem Punkt Vorsprung wurden die Isarnixen in der technischen und freien Kür vor dem gastgebenden Erzrivalen Flensburg deutscher Meister. "Wir haben alle eine Weile gebraucht, bis wir das begriffen haben", sagte SG-Trainerin Barbara Liegl: "Auch Marlene hat heftig Tränen vergossen, was ansonsten nicht so häufig bei ihr vorkommt."

In der Gruppe spielt einerseits der Zusammenhalt und andererseits die Erfahrung eine sehr wichtige Rolle - die Münchner Synchronschwimmerinnen zeichnet offenbar beides aus. "Sie haben alle an einem Strang gezogen", sagt Liegl, die sich auch begeistert von den Leistungen der erst 15 Jahre alten Nachwuchstalente Miriam Abrangao und Solene Guisard zeigte. Nur in der Kombination mussten sich die Isarnixen dem TSB Flensburg beugen und landeten hinter dem Turn- und Sportbund, der zuletzt viele Jahre lang die deutsche Synchronschwimmszene dominiert hatte, auf dem zweiten Platz.

Mit dieser Dominanz bei der DM hatten die Isarnixen selbst nicht gerechnet. Sie leiden zurzeit massiv unter der schwierigen Bädersituation in München, mit der Olympia-Schwimmhalle und dem Engadiner Bad werden ihre beiden Haupt-Trainingsstätten saniert. Auch deshalb wichen sie zuletzt sogar zum Trainingslager nach Ungarn aus. Bojer und Reinhardt, Deutschlands Vorzeige-Synchronschwimmerinnen, wurden überdies im laufenden Jahr nicht mit einem Cent bei der Sportförderung berücksichtigt. Durch die Spitzensportreform werden die Kaderplätze nun neu vergeben, das SG-Duo könnte ins "Top-Team Future" rutschen - was mit jeweils mehreren hundert Euro monatlicher Förderung verbunden ist. Immerhin. Am Montagabend wollten die Isarnixen übrigens noch ein wenig feiern, in lustigem Rahmen: bei TV-Dreharbeiten für den Tigerenten Club.

© SZ vom 14.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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