SV Heimstetten:Status quo stabile

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"Da gibt es nichts zu reklamieren": Mathias Regal stand am Samstag symbolisch für das Heimstettener Vor-Zurück.70 Sekunden, nachdem er den SV in Führung geschossen hatte, verursachte er den Foulelfmeter zum 1:1. (Foto: Claus Schunk)

Beim SV Heimstetten ist die Stimmung nach dem 1:1 gegen Sonthofen gedrückt - trotz des nahenden Aufstiegs. Der Trainer ist unzufrieden und fordert eine Frischzellenkur für die betagte Mannschaft.

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

Begann es wirklich gerade zu regnen? Die Sonne brannte immer noch vom azurblauen Himmel, keine Wolke war zu sehen, trotzdem bekam Christoph Schmitt nun ein paar Wasserspritzer ab. Der Trainer des SV Heimstetten hatte einiges zu sagen nach dem 1:1 gegen den FC Sonthofen, das Gespräch vor der Trainerbank zog sich hin, so lange, dass irgendwann die Wassersprenger angingen. Es müsste noch viel passieren, damit Heimstetten mit seiner gepflegten Sportanlage in der kommenden Saison nicht eine Liga höher spielt. Und doch betonte der 32-Jährige, dass das Trainertrio noch keinen Vertrag für nächste Saison hat. "Wir führen Gespräche", sagte er.

Nach dem Schlusspfiff hatte sich Orhan Akkurt ungläubig umgesehen. "Ich weiß gar nicht, was alle haben", sagte der Angreifer, "alle sind so..." - Akkurt machte eine Schlechte-Laune-Grimasse. Er selbst fand den einen Punkt völlig in Ordnung. Zu diesem Zeitpunkt lief das Verfolgerduell zwischen Rain und Kottern noch, es war eine Stunde später angepfiffen worden. Letztlich endete auch dieses Spiel 1:1, und alles war wie vor diesem Spieltag. Der Status quo ist für ein Team mit acht Punkten Vorsprung eigentlich eine gute Nachricht.

Und doch war die Stimmung gedrückt. "Ja, schon schmerzhaft", sagte Schmitt über das Remis und griff sich in den Nacken, als ob ihn gerade eine Wespe gestochen hätte. Sie sind in Heimstetten zurzeit nicht zufrieden damit, wie sie Fußball spielen. Unter der Woche hatten sie beim Schlusslicht Traunstein zurückgelegen und das Spiel gedreht, auch, weil Traunstein einen Elfmeter verschossen hatte. Fußballer nehmen solche Partien gerne als Vorboten des Schicksals. "Es ist schade, dass wir die Euphorie nicht mitgenommen haben", sagte Schmitt nur. Noch dazu konnte diesmal seine Mannschaft die späte Führung nicht einmal zwei Minuten lang halten. 70 Sekunden nach dem 1:0 durch Mathias Regal in der 84. Minute tauchte der Österreicher im eigenen Strafraum auf und verursachte nach einer Fehlerkette einen Foulelfmeter. "Da gibt es nichts zu reklamieren", sagte Regal nach dem Spiel. Hiroki Fukuda verwandelte (86.).

Abgesehen davon, dass Sonthofens Abwehr oft schwer zu knacken ist, warf Schmitt seiner Mannschaft im eigenen Abwehrverhalten Schlafmützigkeit vor. Die Gäste aus dem Allgäu jedenfalls hatten vor der Pause Riesenchancen zur Führung. In der 24. Minute konnte Torwart Maximilian Riedmüller eine selbst verursachte Großchance zunichte machen, er hatte dem Gegner einen Pass in die Beine gespielt. Bei der anschließenden Ecke hatte der Keeper Glück, dass Fukuda aus kurzer Distanz nur den Pfosten traf. Es gebe einige Spieler, die immer wieder deutlich sagen würden: "Wir wollen unbedingt hoch. Aber dafür kommt zu wenig", findet der Trainer. Er zeigte aber auch Verständnis: "Sie bekommen ja seit Monaten zu hören, dass sie schon oben sind." Beim Gastspiel in Schwabmünchen eine Woche zuvor (1:3) sei man vom Stadionsprecher als Aufsteiger in die Regionalliga begrüßt worden.

Planen muss man für die vierthöchste Klasse so oder so schon jetzt. Schmitt sieht ein Altersproblem auf die Mannschaft zukommen, und das nicht etwa wegen seines vier Jahre älteren Bruders Dominik, der ein weiteres Jahr verlängert hat. Im Spiel gegen Sonthofen hatte er den "alten Mann" (C. Schmitt über D. Schmitt) auf der Bank gelassen, zur Schonung. Er sei jedenfalls schon als Spieler oft nicht damit zufrieden gewesen, wenn ehemalige Profis in den Kader aufgenommen wurden, um ihn auf diesem Wege besser zu machen. Das habe meistens nicht geklappt. "Und wir werden nicht Berkant Göktan verpflichten, wenn wir die Regionalliga schaffen", sagt er. Der ehemalige Bayern- und Sechzig-Profi spielte Ende 2013 ganz kurz für Heimstetten, er war aber damals schon 32.

Auf dem Stadionheft prangt hingegen die Aufschrift "Die jungen Wilden". Beim SV ist man stolz darauf, Talenten aus der Region eine Chance zu geben. "Aber der Altersschnitt zuletzt war 28 Jahre, das ist nicht das, wo wir hinwollen", sagt Schmitt selbstkritisch. Abgesehen davon würden zwei, drei Spieler den Verein aus nichtsportlichen Gründen verlassen, kündigte er an. Der Aufstieg ist greifbar nah, er könnte am kommenden Samstag bei Verfolger Kottern fixiert werden. Wie es danach weitergeht, das scheint im Detail aber noch lange nicht geklärt zu sein.

© SZ vom 23.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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