SV Heimstetten:Später Feuereifer

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Die Elf von Christoph Schmitt rettet nach 0:2-Rückstand bei Schwaben Augsburg noch ein 3:3, muss aber die Tabellenführung wieder abgeben.

Von Stefan Galler, Kirchheim

Am Sonntagnachmittag versammelten sich die erschöpften Fußballer schon wieder, sie waren offenbar auf Abkühlung aus nach dem heißen Kampf vom Vortag und trafen sich in der Olympia-Eishalle zum DEL-Spiel des EHC Red Bull München gegen Bremerhaven. "Gut fürs Teambuilding" sei das, sagte Christoph Schmitt, 32, Trainer des SV Heimstetten, und analysierte am Mobiltelefon auf dem Weg zur Halle das 3:3 seines Teams nach 0:2- und 2:3-Rückstand bei Aufsteiger Schwaben Augsburg. "Vom Kopf her ist es ganz wichtig, dass wir dort noch was geholt haben. Das hat uns gezeigt, dass wir die Qualität haben, selbst an einem Scheißtag zumindest ein Unentschieden mitzunehmen." Zwar blieb der SV zum achten Mal in Serie ungeschlagen (sechs Siege, zwei Remis), durch die beiden abhanden gekommenen Punkte ist jedoch die Tabellenführung wieder auf den SV Pullach übergegangen.

"Für die Köpfe der Jungs ist es wahrscheinlich besser, wenn sie nicht dauernd gewinnen."

Das sei laut Schmitt "vielleicht gar nicht so schlecht", schließlich habe die Verfolgerrolle den Vorteil, dass der Druck etwas weniger groß sei. "Außerdem ist es für die Köpfe der Jungs wahrscheinlich besser, wenn sie nicht dauernd gewinnen", so Schmitt. Zumindest hebt so keiner ab.

Es war ein krasses Wechselbad der Gefühle, dem sich die Heimstettener in Augsburg ausgesetzt sahen. "Am Anfang sind wir überhaupt nicht reingekommen", sagte der junge Coach. Dann kam auch noch eine äußerst umstrittene Schiedsrichterentscheidung hinzu: Referee Thomas Berg erkannte bei einer Attacke von Peter Beierkuhnlein an Daniel Framberger auf Elfmeter für die Schwaben, für Schmitt nicht nachvollziehbar: "Eine dünne Sache, so eine Aktion pfeift man im Mittelfeld nicht und im Strafraum zweimal nicht." Lorenzo Gremes verwandelte den Strafstoß unbeeindruckt von den Heimstettener Protesten zum 1:0 (13.). Es folgten weitere Schnitzer der Gäste, eine ganze "Fehlerkette" (Schmitt) führte fünf Minuten nach dem ersten Tor zum 2:0 durch Framberger. "Wir waren einfach überhaupt nicht da", schilderte der Coach, der gemeinsam mit seinen Trainerkollegen Lennart Hasenbeck und Memis Ünver von außen beruhigend auf seine Elf einwirkte. "Wir wussten, dass wir unsere Chancen kriegen würden, wenn wir nur endlich besser reinkommen würden."

Die Viererkette schob nun engagierter von hinten nach, das ganze Team stand höher, ging aggressiver in die Zweikämpfe. "Und unser Passspiel wurde deutlich sicherer", so Schmitt. Die erste zwingende Heimstettener Chance vergab Torjäger Orhan Akkurt zwar noch (40.), doch die Gäste ließen sich nicht beirren und kamen, als das Spiel gerade auf die Zielgerade einbog, doch noch zum Doppelschlag: Daniel Steimel setzte sich zunächst rechts durch, sprintete mit dem Ball nach innen und zirkelte ihn ins lange Eck (72.). Und zwei Minuten später bugsierte Lukas Riglewski die Kugel aus 22 Metern zum 2:2 in den oberen Winkel. "Für uns war jetzt eigentlich klar, dass wir das noch gewinnen", sagte der SVH-Trainer. "Aber dann darfst du dir niemals solche individuellen Fehler erlauben." Daniel Wellmann leistete sich den Fauxpas, Augsburgs Patrick Feicht nahm die Einladung an, schon lag "Hoaschdeng" wieder hinten. "Der Gegner war stehend k.o., wir total on fire. Da ist so ein Gegentor schon madig", fand Schmitt.

Nur gut, dass vor allem Daniel Steimel die drohende Niederlage so gar nicht akzeptieren wollte: Aus gut 20 Metern überwand er Schwaben-Keeper Tobias Antoni mit einer sehenswerten Bogenlampe zum 3:3 (90.). "Und wenn uns der Schiri ein bisschen mehr Nachspielzeit gegeben hätte als die lausigen zwei Minuten, dann hätten wir das sogar noch gewonnen", sagte Christoph Schmitt mit dem Brustton der Überzeugung.

Dann war's genug mit dem Gerede über Fußball, der Trainer fuhr aufs Parkdeck im Olympiagelände und wünschte noch einen schönen Tag. Danach gab es eine ordentliche Portion Eis nach dem feurigen Wahnsinn von Augsburg.

© SZ vom 16.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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