SV Heimstetten:Schlager-Stimmung

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Heimstettens Stürmer Orhan Akkurt (re.) schießt, von BCF-Keeper Pradl prallt der Ball gegen die Stirn von Janis Hoffmann und von dort ins BCF-Tor. (Foto: Claus Schunk)

Der SV Heimstetten hat nach dem Derbysieg gegen Wolfratshausen gute Karten im Aufstiegspoker. Doch die Frage ist, ob sein Niveau für die vierte Liga reicht

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

Der vor langer Zeit aufgenommene Schlager des SV Heimstetten läuft vor jedem Spiel über die Stadion-Lautsprecher, und der Refrain hatte in dieser Woche eine ganz neue Bedeutung bekommen: "SV Heimstetten, du oder keiner...", heißt es da. Seit der vergangenen Woche steht ja fest, dass der SV Pullach in der kommenden Saison tatsächlich nicht, wie ursprünglich angedacht, als möglicher Aufsteiger im Sportpark Heimstetten spielen darf - letztlich hatte man sich nicht auf den Betrag für die Platzgebühr und die Unkostenbeteiligung einigen können. Deshalb sind gleichzeitig die Chancen für den SV Heimstetten gestiegen, wieder in die Regionalliga zurückzukehren. Zumal der Klub mit zwei Siegen innerhalb von 67 Stunden jetzt hinter Pullach auf Platz drei steht, was nun Rang zwei bedeutet, den Relegationsplatz. Dem 2:0 vom Mittwochabend gegen Vilzing folgte am Samstag ein 2:1 (1:0)-Erfolg über den BCF Wolfratshausen.

Es war allerdings nicht gerade ein aufstiegswürdiger Sieg gewesen. Er sei nur mit dem Ergebnis zufrieden, sagte SVH-Trainer Heiko Baumgärtner später. Man habe in der ersten Halbzeit "pomadig" gespielt und sich deshalb nur wenige Chancen erarbeitet. Am gefährlichsten war Heimstetten mit Freistößen von Sebastiano Nappo - und in der 17. Minute, als Orhan Akkurt alleine vor BCF-Torwart Kevin Pradl auftauchte. Pradl konnte zwar abwehren, doch der Abpraller flog dem zurückeilenden Mitspieler Janis Hoffmann gegen die Stirn - und von dort ins Netz (12.). Wolfratshausen hatte allerdings mehrere Gelegenheiten, das Eigentor auszugleichen: Der Ex-Heimstettner Gilbert Diep vergab eine Doppelchance (26.). Und Emin Kaya hätte Marijan Krasnic beinahe mit einem Schuss aus 18 Metern überrascht, der SVH-Keeper hatte mit einer Flanke gerechnet und war bereits in die andere Richtung unterwegs (31.).

Entscheidend war dann tatsächlich ein Nappo-Freistoßtor, seinem fünften in der laufenden Saison nach ruhendem Ball. Nachdem er zuvor mit einem seiner berüchtigten Flatterbälle noch an Pradl scheiterte (56.), war der Torwart in der 78. Minute machtlos. "Dank Nappo und Riglewski sind unsere Standards eine Waffe. Heute haben wir sie auch gebraucht", sagte Baumgärtner. Nur habe Lukas Riglewski außer gefährlichen Freistößen eine Weile wenig zu bieten gehabt, nach einer Aus- und einer Einwechslung zuletzt spielte er diesmal immerhin wieder 90 Minuten durch.

Dass die Wolfratshauser durch ein Eigentor und einen Standard verloren, machte deren Trainer Reiner Leitl nicht glücklicher. An seinem 56. Geburtstag - ein Teil der Großfamilie stand am Seitenrand, darunter Ex-Profi Stefan Leitl - hatte er sich etwas mehr Glück gewünscht. "Beim ersten Tor hatten wir Abstimmungsprobleme, aber außer einem Freistoß hatte Heimstetten in der ersten Halbzeit ja auch keine Chancen mehr." Man habe auf Augenhöhe gespielt, ohne die vielen Verletzten wäre wohl mehr drin gewesen. Zurzeit fehlen acht wichtige Spieler, wie schon im Vorjahr habe der BCF großes Pech. "Es sind ja auch immer so komische Sachen. Der Werner Schuhmann zum Beispiel. Macht einen Torschuss, da springt ihm die Kniescheibe raus!" Angreifer Schuhmann und ein, zwei weitere könnten bald wieder zurückkehren. Und helfen, die letzten nötigen Punkte zu holen, um nicht noch in den Abstiegskampf zu rutschen. Auffällig beim BCF ist, dass Genie und Unsinn oft nahe beisammen liegen. Eine typische Szene dafür in Minuite 72: Onur Misirlioglu spielte einen präzisen Chip-Ball in die Spitze, Fabio Ratte hätte mit dem Ball alleine auf Krasnic zulaufen können. Er legte aber aus unerfindlichen Gründen quer, der Ball landete fast im Seitenaus. Nach einem Foulelfmeter von Jona Lehr - Lech Kasperek hatte zunächst verschossen, Torwart Krasnic war jedoch zu früh losgesprungen - wurde es tatsächlich noch einmal spannend. Orhan Akkurt gelang nach einem Konter das 3:1 in der Nachspielzeit. In der Schlussphase fiel allerdings auf, dass Heimstettens Viererkette unter Druck nicht immer souverän agiert.

Auf die Frage, ob seine Mannschaft nun also schon regionalligatauglich sei, antwortete SVH-Coach Baumgärtner ausweichend. Die drei (von insgesamt sechs noch ausstehenden) Spiele gegen die konkurrierenden Spitzenteams werden die Frage für ihn beantworten. Er würde sich freuen: Per Handschlag um ein Jahr verlängert hat der 33-Jährige nämlich schon mal.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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