Sebastiano Nappo plauderte mit ein paar Bekannten gemütlich im Schatten eines Bäumchens, er trug noch das verschwitzte Trikot und seine Fußballschuhe, als bereits der Motor des Mannschaftsbusses startete. Es hatte den 22-Jährigen nicht in die Kabine gezogen, er wollte nicht duschen, um danach zurück nach Hause, nach Augsburg gebracht zu werden. Er wäre gerne noch etwas länger in Heimstetten geblieben, im Sportpark, wo er in den vergangenen vier Jahren gespielt hat. In der vorigen Saison hatte er mit 28 Toren einen nicht ganz unerheblichen Anteil daran, dass der SV Heimstetten in die Fußball-Regionalliga Bayern aufstieg.
Alles läuft prima in Augsburg, nur auf eine Einladung von Chefcoach Manuel Baum wartet er noch
Am Samstag war der Stürmer an seine frühere Heimstätte zurückgekehrt. "Ich war richtig heiß auf das Spiel", sagte er nach der Partie. Es gab nicht wenige im Stadion, die sich gewünscht hätten, dass der Italiener das dunkelrote Trikot des SVH getragen hätte. Doch Nappo lief am Samstag im weißen Dress mit dem Emblem des FCA auf, nachdem er sich nach der vergangenen Saison der zweiten Mannschaft des Bundesligisten angeschlossen hatte. Und wie es halt so ist, wollte es das Skript der Begegnung so, dass er das einzige Tor des Nachmittags schießen sollte, zum 1:0-Erfolg (45.) der Augsburger. "Dass ich den Siegtreffer gemacht habe, war natürlich perfekt", ordnete Nappo hinterher ein. "Gegen meine Freunde", wie er die Heimstettener nannte. Erstmals waren seine Freunde im vierten Saisonspiel ohne eigenen Treffer geblieben. "Wir haben jetzt eine Offensivkrise, weil Nappo nicht mehr da ist", kommentierte SVH-Cheftrainer Christoph Schmitt mit einem Lächeln. Seine Aussage war nach zwei Saisonsiegen natürlich nicht ernst gemeint. Der 33-Jährige war vielmehr verärgert, er fand die Niederlage "doppelt bitter, weil wir ein sehr ordentliches Spiel gemacht haben".
In der Tat hatten die Augsburger nicht viele Torchancen, Heimstetten kombinierte phasenweise sehr gefällig und verteidigte geschickt und lästig. Bis auf das Gegentor. Nappos Treffer war ein Geschenk an den früheren Mitspieler von Torhüter Maximilian Riedmüller, der ihm den Ball mit der Noblesse eines Oberkellners im Grand-Hotel servierte. Nicht ganz freiwillig, aber nahezu perfekt, indem er einen Ball nicht rustikal wegschlug, sondern einen Tick zögerte. Augsburgs Romario Rösch flitzte in der Nachspielzeit der ersten Hälfte dazwischen, es kam zum Pressschlag und der Ball fiel nach einer ulkigen Kurve schließlich auf den Kopf von Nappo, der nur noch einzunicken brauchte. Ziemlich freudlos nahm der Stürmer seinen zweiten Saisontreffer auf, er verzichtete auf jede Geste und freute sich still, nicht eine kleine Regung gönnte er sich gegen seine Freunde.
Heimstetten hätte zu diesem Zeitpunkt führen können, nachdem Lukas Riglewski einen Freistoß aus 20 Metern gefühlvoll an den Pfosten gezirkelt hatte (34.). Der Aufsteiger war die aktivere Mannschaft, allerdings fehlte die letzte Entschlossenheit im Strafraum. Ein paar Kleinigkeiten hätten den Spielfluss gestört, merkte Schmitt an, unter anderem die Trinkpause. Seine Spieler und auch Sebastiano Nappo widersprachen angesichts von Temperaturen von fast 35 Grad in diesem Punkt aber energisch. Sie lechzten während der Partie nach einem Schluck Wasser wie ein Wüstenwanderer nach einem langen Marsch. "Es war unheimlich heiß heute", klagte Nappo und erzählte noch ein bisschen über seinen neuen Klub. Er fühle sich sehr wohl beim FC Augsburg. Alles laufe prima. Nur auf eine Einladung von Cheftrainer Manuel Baum wartet er noch vergeblich. Mit den Profis hat er bisher nicht trainieren dürfen. Da muss er wohl noch ein paar Tore mehr schießen.