SV Heimstetten:Fast wie beim Handball

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Der Tabellenführer dominiert dank seines Offensiv-Trios Akkurt-Nappo-Riglewski weiterhin die Liga, Abstiegskandidat BCF Wolfratshausen überdenkt nach der herben 2:7-Niederlage im Derby seine Taktik.

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

Seit Dienstag hätten die Spieler noch mehr Schulterklopfer bekommen als sonst schon, erzählt Christoph Schmitt, und so hatte sich der Cheftrainer des SV Heimstetten zusammen mit seinen beiden Kollegen ein wenig Sorgen gemacht, ob dieses ganze Geklopfe nicht irgendwann zu Kopf steigt. "Da gewinnst du 3:0 in Pullach und weißt aber: Wolfratshausen ist eine unangenehme Mannschaft. Da hatten wir schon ein bisschen Bammel", so Schmitt. Exakt 30 Sekunden nach dem Anpfiff am Freitagabend waren die Sorgen aber schon wieder verflogen. Denn da hatten sich die Heimstettener mit einer einstudierten Kette an Spielzügen vor das Tor des BCF kombiniert, Orhan Akkurt drückte den Ball über die Linie. Plan aufgegangen.

"Die Taktik war über den Haufen geworfen", schimpfte Marco Stier. Der Trainer des BCF hatte seinem Team ausdrücklich mit auf den Weg gegeben, defensiv zu stehen und das Spiel vor allem auf den Flügeln eng zu machen. Was seine Spieler vor dem 1:0 taten, sah dann aber eher nach Geleitschutz aus. Stier sah fortan keine andere Möglichkeit, als wieder "volles Risiko" zu gehen. Das mündete dann in einem 2:7 (1:2) aus Sicht der Farcheter, "es hätte auch ein Handballergebnis werden können, 5:11 oder so", meinte Stier.

Zwei Tore von Akkurt? Das lassen Lukas Riglewski und Sebastiano Nappo nicht auf sich sitzen

Gegen die Offensive des SV Heimstetten scheint zurzeit die gesamte Liga machtlos. Inklusive der Demontage des BCF haben sie schon 58 Treffer erzielt und befinden sich somit gar auf 100-Tore-Kurs. Fast wirkt es, als stachelten sich die Offensivkräfte gegenseitig an. Als Akkurt das 1:0 erzielt und das 2:0 (17.) nachgelegt hatte, schoss Lukas Riglewski wie zur Antwort ebenfalls zwei Tore (42., 81.), Sebastiano Nappo kam diesmal sogar auf drei (62., 77. 90.). Dass es sich dabei aber um einen verbissenen Konkurrenzkampf handelt, glaubt Schmitt wiederum nicht. "Sie legen sich die Dinger ja auch gegenseitig auf. Ich glaube, die haben einfach Bock", sagt der Coach. Zugleich hatte er sich ein wenig gewundert, wie viele Räume man von Wolfratshausen bekommen hatte, auch wenn man diese bei Weitem nicht immer ideal nutzte. Umgekehrt fand Stier: "Wir haben 60 Minuten gut mitgehalten." Damit lag er nicht einmal daneben. Zum einen erzielte Marian Knecht sein 13. Saisontor zum zwischenzeitlichen 1:2 (32.), er ist neben Pullachs Lukas Dotzler der einzige, der in der Torjägerliste mit den Heimstettnern mithalten kann. Und fast hätte sich das große Risiko ausgezahlt, als Angelo Hauk in der 39. Minute alleine auf Heimstettens Torwart, den Ex-Wolfratshauser Kevin Pradl, zulief - aber wegen angeblicher Abseitsstellung zurückgepfiffen wurde. Es sei ja irgendwo fehl am Platz, sich bei so einem Endergebnis über die Schiedsrichterleistung aufzuregen, sagte Stier. Und es sei ja auch egal, aber erwähnen wollte er es dann doch, zumal Hauk später noch traf (52.). Dann aber eben nicht mehr zum Ausgleich, sondern lediglich zum erneuten 2:3-Anschlusstreffer. Außerdem sei Nappo vor seinem Lupfer zum 5:2 zuvor klar im Abseits gestanden. Auch mit den im Internet abrufbaren Videobilder kann man das Abseits nicht abschließend verifizieren, es erscheint aber sehr wahrscheinlich.

Natürlich hatte man beim BCF nicht ernsthaft mit Punkten gerechnet mit der nunmehr schlechtesten Abwehr beim besten Sturm. Doch umgekehrt trägt diese Partie jetzt womöglich dazu bei, dass Stier für die Zukunft eine veränderte taktische Herangehensweise wählt, logischerweise eine weniger offensive. "Ich bin noch zwiegespalten", sagt der junge Trainer mit Blick auf das anstehende Spiel beim kriselnden FC Ismaning. "Wir haben schon 51 Gegentore, das ist einfach zu viel, das geht so nicht. Da müssen wir uns mal zusammensetzen." Es sei ja gut und schön, dass Marian Knecht schon 13 Tore erzielt habe, aber das alles helfe ja nicht viel, "wenn er nicht mit zurückläuft".

Weil die Verfolger Vilzing und Rain patzten, hat Heimstetten nun fünf Punkte Vorsprung auf das nächste aufstiegswillige Team. Man sieht aber schwere Spiele auf sich zukommen. Auswärts in Holzkirchen und in Kirchanschöring müsse man sich aufgrund der Platzbedingungen darauf einstellen, nicht spielerisch ans Ziel zu kommen, wie man es sonst gerne tue, sondern über den Kampf. Und zwischendurch empfängt man zu Hause auch noch die DJK Vilzing zum Spitzenspiel. Sollte es nach all diesen Partien immer noch viele Schulterklopfer geben, ist es nicht mehr so schlimm. Denn dann wartet eine lange Winterpause.

© SZ vom 06.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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