SV Heimstetten:Duftmarke vom Grill

Lesezeit: 3 min

Wenn der Gegner mal wieder kopflos agiert: Lukas Riglewski erzielte am Samstag seine Saisontore 13 und 14. (Foto: Claus Schunk)

Nach einer furiosen ersten Halbzeit gegen Kornburg erobert der SV Heimstetten die Tabellenführung zurück - dabei fällt das 4:0 für den überforderten Aufsteiger noch glimpflich aus.

Von Stefan Galler, Kirchheim

Im Zeitalter von sozialen Medien, von Snapchat und Whatsapp kommt einem so vieles anachronistisch vor. Beispielsweise Sprichwörter oder Redewendungen. Wie jene, die davon handelt, dass derjenige, der den Schaden hat, für den Spott nicht zu sorgen braucht. Es liefen die letzten Minuten der Bayernliga-Partie zwischen dem Aufstiegsaspiranten SV Heimstetten und dem Neuling TSV Kornburg, der gerade im Begriffe war, seine vierte Niederlage in Serie einzufahren und dabei die Horrorbilanz von 2:17 Toren zu verbuchen. Kornburgs Kapitän Dominik Räder versuchte, mit einem Distanzschuss das Ergebnis erträglicher zu gestalten, zielte dabei jedoch etwa drei Meter zu hoch, weshalb es beim 4:0 (4:0) für den gastgebenden Sportverein blieb. Für den Fanklub der Hausherren war dieser Schuss in den Kirchheimer Nachmittagshimmel der Anlass, Liedgut aus den Siebzigerjahren zu intonieren: "Über den Wolken / muss die Freiheit wohl grenzenlos sein", sangen die Hoaschdenger Buam.

Neun Spiele ohne Niederlage: "Da kann man ein Stück weit weniger kritisch sein."

Sie hatten gut lachen, schließlich blieben ihre Lieblinge zum neunten Mal nacheinander ungeschlagen, eroberten zudem die Tabellenführung zurück, weil Konkurrent Pullach beim 1:1 in Kirchanschöring Federn ließ. Und dennoch hing, um im Bild zu bleiben, der Himmel nicht voller Geigen, schließlich waren alle vier Treffer vor der Pause gefallen. Nach dem Wechsel hielten sich die Heimstettener Höhepunkte in Grenzen. "Wir haben in dieser Saison oft Spiele gemacht, in denen wir das Tempo auch mit einem klaren Vorsprung hochgehalten haben. Das ist uns heute nicht gelungen", sagte Trainer Christoph Schmitt. "Das wurmt uns, das ist ärgerlich."

Dann brach Schmitt doch noch eine Lanze für seine Mannschaft: "Das war unser letztes Hinrundenspiel. Wir sind ein bisschen durch, deshalb ist das mit der durchwachsenen zweiten Halbzeit auch mal in Ordnung. Da kann man ein Stück weit weniger kritisch sein."

Losgelegt hatten seine Spieler wie die sprichwörtliche Feuerwehr, der heillos überforderte Neuling aus Mittelfranken wurde regelrecht an die Wand gespielt. Vor allem Lukas Riglewski spielte ganz groß auf und bereitete nach 20 Minuten Einbahnstraßenfußball das 1:0 vor, als er Sebastiano Nappo am zweiten Pfosten mustergültig bediente. Nur eine Minute später war Riglewski dann der Vollstrecker, die Vorarbeit hatte Orhan Akkurt geleistet. Und in der 36. Minute stellte Tobias Krause in seinem ersten Spiel von Beginn an die Weichen endgültig auf Sieg, als er ein Zuspiel von Matthias Regal aus 13 Metern unter den Querbalken jagte. Michael Matejka, Manager und Abteilungsleiter des SVH, stand während der Galavorstellung seiner Mannschaft ganz entspannt am Grill. "Läuft überragend bei uns", lautete seine Zwischenbilanz. "Aber ganz ehrlich: Der Gegner ist auch erschreckend schwach." Kaum hatte Matejka die Bratwürste das nächste Mal umgedreht, zappelte der Ball wieder im Netz, nach Zuspiel von Nappo schnürte Riglewski aus acht Metern seinen Doppelpack - 4:0 (43.).

Die Kornburger rotteten sich danach zusammen und konnten weitere Gegentore verhindern, was umso erstaunlicher war, da die Gäste ohne Trainer angereist waren: Der ehemalige Nürnberger Bundesliga-Profi Herbert Heidenreich war während der Woche zurückgetreten. Vor diesem Hintergrund war es aus Heimstettener Sicht fast ein bisschen ärgerlich, dass man die Chance auf einen Kantersieg verstreichen ließ. Fand auch Präsident Ewald Matejka: "Wenn du hier 7:0 gewinnst, kannst du auch gegenüber der Konkurrenz eine Duftmarke setzen." Aber keiner traf mehr ins Schwarze, weder Nappo, der mit seinem Schlenzer den Kasten verfehlte (55.), noch Akkurt, der zunächst mit einem Schuss (66.) und später per Kopf (90.) scheiterte, oder Riglewski, dessen Freistoß in den Armen von Torwart Simon Kunze landete. Auch die Gäste waren diverse Male nah dran an einem Torerfolg, vor allem als Szymon Pasko mit einem sehenswerten Schrägschuss am starken SVH-Keeper Maximilian Riedmüller scheiterte (87.).

Letztlich waren alle zufrieden. Die Gäste, weil sie das Ergebnis in Grenzen halten konnten, die Heimstettener ob ihres Sieges. Und auch Dominik Schmitt, Bruder von Trainer Christoph und eigentlich der Spielmacher im Team. Er hatte seinen Einsatz kurzfristig absagen müssen, weil er als Polizist am Samstag zur Jagd nach einem Messerstecher in die Innenstadt beordert worden war. Auch diese Geschichte endete noch einigermaßen glimpflich.

© SZ vom 23.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: