SV Heimstetten:Drei kleine Nagelsmänner

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Es läuft beim Triumvirat: Christoph Schmitt sagt, wo es lang geht, bespricht sich aber ständig mit den Kollegen Memis Ünver und Lennart Hasenbeck (v.l.) (Foto: Claus Schunk)

Ein guter Plan: Das Trainer-Triumvirat des SVH führt die Mannschaft von Erfolg zu Erfolg, diesmal gelingt ein 3:1-Heimsieg gegen die Allgäuer Gäste des TSV Kottern.

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

Genau in der Mitte zweier englischer Wochen stand in der Kabine auf einmal ein Pudding. Vermutlich Vanille, aber so genau schienen die Trainer das gar nicht wissen zu wollen, Pudding passt jedenfalls nicht so gut in den Plan. "Irgendwas mit Nudeln wäre gut", sagte Trainer Christoph Schmitt dann noch auf die Frage, was man für die Mannschaft oben im Restaurant kochen solle.

Sie arbeiten sehr akribisch beim SV Heimstetten, und das so erfolgreich, dass man der Mannschaft den Pudding zwischendurch schon einmal gönnen kann, ohne dass es sie aus der Bahn wirft. Zumindest dürften sie ziemlich viele Kalorien verbrannt haben am Samstag beim Heimsieg gegen den TSV Kottern, einen Gegner, dem man schon allein an seiner Aggressivität anmerkte, dass er Heimstetten in der Bayernliga-Tabelle unbedingt überholen wollte. Einmal, kurz vor dem Pausenpfiff, gab es nach einem Foul an Heimstettens Daniel Steimel sogar eine Rudelbildung vor der Kotterner Bank.

"Die waren richtig, richtig unangenehmen", sagte Schmitt später. Und trotzdem: Richtig, richtig gute Torchancen spielten sich die Gäste kaum heraus. Das sei doch der Unterschied zu früher, sagte Lukas Riglewski: "Letztes Jahr haben wir zu Hause gegen Kottern drei Gegentore gefangen." Und jetzt eben nur eines, nach einem Standard, kurz vor Schluss (Marcello Barbera, 88.).

"Der alte Mann wird uns schon noch überholen", sagt Riglewski,zehn Tore, über Akkurt, acht Tore

Riglewski war beim 3:1-Erfolg Doppeltorschütze (24., 65.). Er merkte dann noch an, dass der Plan des Trainerteams einfach "Hand und Fuß" habe. Die Zuschauer jedenfalls reden viel über die Stürmer, denn das Offensiv-Triumvirat aus Orhan Akkurt, Sebastiano Nappo und eben Riglewski hat nun zusammen schon 28 Tore geschossen (der Rest des Teams acht). Die Stürmer wiederum reden über die Trainer. Und die drei Trainer reden davon, wie gut alle gegen den Ball arbeiteten.

Christoph Schmitt ist ein Trainer-Neuling, Memis Ünver ebenso, Lennart Hasenbeck war einmal Profi bei der SpVgg Unterhaching und vier Jahre als Spielertrainer beim damaligen Bezirksligisten TSV Neuried aktiv. "Jeder von uns steht fest im Job", sagt Hasenbeck. Es ist also nicht so, dass jeder von ihnen auf Teufel komm raus eine Nagelsmann-Karriere anstreben würde. Doch die Akribie, mit der sie sich der Aufgabe annehmen, findet man in der Bayernliga selten. "Auch in der Kabine steht ein Fernseher", sagt Schmitt. Die Mannschaft wird auf jeden Gegner individuell vorbereitet, eigene Stärken und Schwächen werden ausführlich analysiert. Ünver ist vor allem für die Athletik der Spieler zuständig. "Ich bin eher der ruhige Typ", sagt Hasenbeck, der Taktiker. Während des Spiels sitzt der 28-jährige meist auf der Bank, konzentriert beobachtend, und meldet sich zu Wort, wenn sich seiner Meinung nach etwas an der taktischen Ausrichtung ändern muss. Und auch, wenn immer einer am Ende den Hut aufhaben müsse, werde alles gemeinsam besprochen.

Dabei ist dem jungen Trainerteam sehr wohl bewusst, dass die schwierigste Phase der Saison womöglich erst bevorsteht - jene nämlich, in der man als Favorit für den Aufstieg gehandelt wird. Als Favorit für 90 Minuten darf man sich zweifelsfrei schon mal an diesem Dienstag fühlen, wenn der SV im Nachholspiel den Letzten aus Traunstein empfängt (19 Uhr, Sportpark Heimstetten). "Diese Spiele sind die große Schwierigkeit", sagt Schmitt, der Gegner werde nicht viele Räume anbieten.

Orhan Akkurt blieb am Samstag zum dritten Mal in Serie ohne Treffer, er liegt in der internen Torjägerliste aktuell hinter Riglewski und Nappo - Letzterer hatte mit einem sehenswerten Volley-Drehschuss das zwischenzeitliche 2:0 erzielt (58.). Doch auch der 32-jährige Routinier arbeite nun viel mehr defensiv, schwärmt Schmitt, jeder mache die "zusätzlichen Meter", die zum Erfolg nötig seien. "Der alte Mann wird uns schon noch überholen", glaubt Riglewski, Akkurt sei ja auch eine Weile verletzt gewesen. Ein Dreikampf, wer die meisten Tore schießt - Sorgen, so hart wie ein Pudding.

© SZ vom 09.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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