SpVgg Unterhaching:Völlig losgelöst

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Schon vor dem Investorenvertrag mit Franco Levis steckte die SpVgg Unterhaching offenbar in großen Geldnöten.

C. Leischwitz und W. Wittl

Man stelle sich vor, Cristiano Ronaldo wäre im Unterhachinger Sportpark. Nicht als Spieler natürlich, das wäre dann doch ein wenig größenwahnsinnig, aber als überlebensgroßer Werbeträger. Genau über der Tribüne, wo jetzt noch der Schriftzug des aktuellen Hauptsponsors Generali hängt. So in etwa dürften sich einige Verantwortliche bei der SpVgg Unterhaching das vorgestellt haben, als im März die Palastrevolution begann: Sponsoren mit großen Namen, dann viele Zuschauer, und schließlich der Aufstieg in die zweite Bundesliga, mindestens.

Schon vor dem Investorenvertrag mit Franco Levis steckte die SpVgg Unterhaching offenbar in großen Geldnöten. (Foto: Johannes Simon)

Cristiano Ronaldo ist Teilhaber und das offizielle Gesicht von Soccerade, einem Getränk, das Hachings Sportlicher Leiter Francisco Copado als Botschafter in Deutschland und Spanien anpreist. Und schon lange bevor der mysteriöse Investor Franco Levis mit Unterhaching einen vermutlich folgenschweren Vertrag unterschrieb, sollte Soccerade nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung Sponsor in Unterhaching werden.

Manager Norbert Hartmann, nun offiziell Berater des Präsidiums, sowie einige andere Beschäftigte im Verein mussten damals nach Aussagen von früheren Mitarbeitern womöglich nur gehen, weil Francisco Copado zugleich der Schwiegersohn von Unterhachings Dauergeldgeber Anton Schrobenhauser ist und vermeintlich bessere Kontakte mitbringt.

Soccerade scheint im Moment allerdings keine Option zu sein, sonst hätte sich der Verein wohl auch nicht auf den Deal mit Franco Levis einlassen müssen. Hierzu passt eine Aussage, die der Anwalt von Levis am 19. Oktober der SZ zukommen ließ: "Mein Mandant ist für etwaige Probleme der SpVgg Unterhaching weder ursächlich noch verantwortlich." SpVgg-Präsident Engelbert Kupka sagte dazu am Freitag, er werde auf Äußerungen von Herrn Levis "keine Antwort geben". Er arbeite vielmehr Tag und Nacht daran, Lösungen für die aktuelle Situation zu finden.

Angeblich soll der laufende Betrieb schon kurz vor Trainingsbeginn am 14.Juni in Gefahr gewesen sein. Womöglich war dies auch der Grund, weshalb Trainer Klaus Augenthaler so lange keinen Vertrag unterschrieb in Unterhaching - die Zukunft war schon damals ungewiss. Dazu passt ebenfalls die Aussage von Generali-Vorstand Karl Pfister, der den Sponsorenvertrag mit der SpVgg Unterhaching nicht verlängert hatte.

Ihm sei von Unterhachinger Seite signalisiert worden, dass die SpVgg "über Kontakte von Herrn Schrobenhauser und Herrn Copado" bald auf einen neuen Sponsor zurückgreifen könne. "Man hat nicht gekämpft um uns", sagte Pfister. Hätte der Verein damals Gespräche mit ihm gesucht, "hätte man vielleicht noch was arrangieren können".

Teilweise war das Geld, das nicht da ist, ja auch gut angelegt: Die Mannschaft scheint zu funktionieren nach sechs Spielen ohne Niederlage, und wie sonst sollte man auch den Sprung aus der kostspieligen dritten Liga schaffen. Offensichtlich ist aber auch viel Geld für Dinge ausgegeben worden, die nicht unbedingt nötig waren. Neben den Weiterzahlungen der beurlaubten Mitarbeiter zählen dazu ungewöhnlich hohe Provisionen für Spielervermittler.

Von Hartmann eingeführte Sparmaßnahmen wurden über Bord geworfen. "Dieses Wochenende reist die Mannschaft zum Auswärtsspiel nach Braunschweig mit dem Flugzeug an. Beim Auswärtsspiel in Burghausen ist man auch nicht am Spieltag angereist, sondern vorher noch in ein Trainingslager gefahren", sagt ein ehemaliger Mitarbeiter des Vereins.

Sollte es zur Insolvenz kommen, droht der SpVgg auch Ungemach vom Hauptsponsor. Generali habe den Betrag für die laufende Saison, eine Million Euro, bereits überwiesen. Sollte der Spielbetrieb nicht fortgesetzt und damit der Sponsorenvertrag gebrochen werden, erwäge er rechtliche Schritte, sagte Pfister.

Bei seinem Amtsantritt in Haching hatte Francisco Copado gesagt: "Ohne Risiko macht's im Leben keinen Spaß."

© SZ vom 23.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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