SpVgg Unterhaching:Ende der Abhängigkeit

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Ein Fußballverein am Tropf: Warum sich die Spielvereinigung Unterhaching dauerhaft von ihrem Mäzen Anton Schrobenhauser emanzipieren muss.

Andreas Liebmann

Ende der sechziger Jahre entdeckten amerikanische Psychologen das Phänomen der erlernten Hilflosigkeit. Ihre Experimente mit Hunden und Stromschlägen tun nichts zur Sache, wichtig ist nur die These, dass eine andauernde Einflusslosigkeit auf die eigene Situation zur Apathie führt. Womit der Bogen zur SpVgg Unterhaching gespannt wäre.

Ohne die milden Gaben von Bauunternehmer Anton Schrobenhauser geht bisher nichts in Unterhaching. Klubchef Engelbert Kupka muss auf ein Ende der Abhängigkeit hinarbeiten. (Foto: lks)

Seit vielen Jahren ist der Fußballklub auf das Geld seines Mäzens Anton Schrobenhauser angewiesen, und er hat sich damit eingerichtet. Wann immer er in Not geriet, zahlte der Bauunternehmer. Dessen Spenden sind schwerlich mit Stromschlägen zu vergleichen, sie sind lobenswert. Doch bringen sie dem Verein zwei Nachteile: Erstens ist er abhängig vom wirtschaftlichen Erfolg seines Mäzens, zweitens von dessen Gnade.

Ohne Schrobenhausers Okay wird bei der SpVgg weder ein Spieler verpflichtet noch eine Flasche geöffnet. Trainer Ralph Hasenhüttl hat ihm einst die Stirn geboten und wurde entlassen; Manager Erich Meidert ging freiwillig. Wer Schrobenhauser unbequem wird, wird ersetzt.

Dass die Hachinger sich auf Geschäfte mit dem zweifelhaften Investor Franco Levis eingelassen haben, hat mehrere Gründe. Der Verein stand finanziell bereits am Abgrund und war verzweifelt. Der Mäzen wiederum witterte die Chance auf einen potenten Nachfolger. Und der Sportliche Leiter Francisco Copado kaufte ungehemmt ein. Levis hatte sich auf Investoren berufen, an deren Existenz Klubchef Engelbert Kupka viel zu lange glauben wollte. Die Hoffnung auf ein Ende der Abhängigkeit war einfach zu verlockend.

Die nun mit viel Mühe abgewendete Insolvenz ist ein klares Zeichen dafür, dass Meidert recht hatte mit seiner Forderung nach moderneren Strukturen und einer Emanzipation von Schrobenhauser. Dieser musste erneut den Löwenanteil dazu beitragen, das Defizit von 2,3 Millionen Euro auszugleichen. Der SpVgg war es nicht gelungen, auf die Schnelle andere Geldquellen aufzutun. Die Episode dürfte dennoch allen gezeigt haben, dass der Drittligist Unterhaching nach altem Muster nicht mehr überlebensfähig ist.

© SZ vom 30.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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