Sportschießen:Party vor dem ersten Schuss

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Pistolenschützen der HSG München qualifizieren sich für die DM-Endrunde - Geburtstagskind Boneva überzeugt

Von Julian Ignatowitsch, München

Bei der HSG München haben sie schon am Tag zuvor gefeiert. "Wir sind am Samstagabend lange zusammen gesessen", erzählte Trainer Detlef Polter. Das war noch vor dem entscheidenden Wettkampf am Sonntagvormittag, wo die Qualifikation der Pistolenschützen für das DM-Finale auf dem Spiel stand. Polter ordnete die verfrühten Festlichkeiten unter "Teambuilding" ein. Außerdem hatte ja Schützin Antoaneta Boneva Geburtstag - da kann man das mal erlauben. Es habe ja auch keiner über die Stränge geschlagen, im Gegenteil: "Die Mannschaft hat die Gelegenheit genutzt, um sich auf die letzte Partie einzuschwören", so Polter. Die HSG machte dann tatsächlich den Finaleinzug perfekt.

Durch die beiden Siege gegen Ötlingen (3:2) und Fürth (3:2) schafften es die Münchner doch noch unter die besten Vier in der Gruppe Süd, als Dritter qualifizierten sie sich für die Endrunde. Und das, obwohl die Saison nach drei Niederlagen zum Start schon fast verloren war. Die Hauptrunde hat insgesamt ja nur sieben Wettkampftage. Die Münchner durften sich keinen Ausrutscher mehr erlauben - und gewannen vier Partien in Serie.

Ein Name war hinterher in aller Munde, der des Geburtstagskindes: Antoaneta Boneva. Die nun 29-jährige Bulgarin startete am Sonntag eine bemerkenswerte Aufholjagd. Nach dem verkorksten ersten Durchgang lag sie gegen Sandra Hornung schon acht Ringe zurück, ehe sie sich mit starken Schussbildern wieder herankämpfte. Am Ende holte sie den entscheidenden Einzelpunkt zum Sieg. "Sie hatte kurz Nervenflattern, aber dann eine tolle Leistung gezeigt", fasste Polter zusammen.

Boneva war erst nach der Hälfte der Saison in die Bundesliga-Mannschaft vorgerückt. Als neue Nummer eins anstelle des formschwachen Andrija Zlatic übernahm sie die Ausländerposition. "Für sie war das eine vollkommen neue Situation, auch vom Druck her", erklärte Polter. "Aber ich habe ihr immer gut zugeredet und gesagt, dass wir zusammen gewinnen und verlieren." Der HSG-Trainer ging ein hohes Risiko ein, denn pro Wettkampf darf nur ein internationaler Schütze in der Bundesliga starten. Für Zlatic war also kein Platz mehr. Boneva zahlte das Vertrauen zurück. Sie gewann drei ihrer vier Duelle in dieser Saison und erzielte mit 379,5 Ringen in der laufenden Runde einen deutlich besseren Schnitt als Zlatic (376 Ringe) zuvor. Die Ergebnisse geben dem Trainer nun recht.

"Gut zugeredet": Antoaneta Boneva hält dem Druck stand und holt den entscheidenden Einzelpunkt für die HSG. (Foto: Getty Images)

Überhaupt überzeugten die Münchner mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Jeder Schütze im Team gewann mindestens eines seiner zwei Duelle, Arben Kucana war zweimal erfolgreich. Lobend erwähnt werden muss auch der 32-jährige Rene Potteck, der kurzfristig in die erste Mannschaft rückte und seine Aufgabe an der hintersten Position fünf mit 379 und 370 Ringen souverän meisterte. Lediglich die Olympiamedaillen-Gewinnerin Munkhbayar Dorjsuren blieb in der Hauptrunde hinter den Erwartungen zurück. Aufgrund ihres schwachen Schnitts von 372,6 Punkten steht sie nun gar nicht mehr unter den besten Fünf der Team-Setzliste. Trotzdem fährt sie Polter zufolge als erfahrene Schützin mit zum Finale nach Rotenburg an der Fulda am 7./8. Februar.

Wieder mit dabei sein wird dann auch Benjamin Munkhart, der diesmal wegen seiner Uni-Verpflichtungen fehlte. Der 20-Jährige hat sich in dieser Saison überraschend zum Leistungsträger entwickelt. Ähnlich wie Boneva, die auch weiterhin erste Wahl bleibt. Gefeiert wurde übrigens auch am Sonntag wieder bei der HSG - da allerdings erst nach dem Wettkampf. "Wir haben uns schon mehrfach zugeprostet", sagte Polter lachend inmitten einer ausgelassenen Runde. "Bisher ist das mit Platz drei unsere erfolgreichste Saison." In drei Wochen wollen die Münchner im Finale dann den nächsten Erfolg. Ihr Ziel ist klar: Eine Medaille.

© SZ vom 19.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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