Sportpolitik:Zurück zu den Wurzeln

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Kein Mountainbike-Slopestyle mehr beim Munich Mash, dafür Rugby und vielleicht die Sixdays: Im Olympiapark soll der Sport wieder "mehr Gewicht" bekommen

Von Sebastian Winter

Dieser Jahreswechsel ist außergewöhnlich für die Olympiapark München GmbH (OMG), schon alleine in personeller Hinsicht. Denn Geschäftsführer Arno Hartung ist zum 31. Dezember aus dem Amt geschieden, seine bisherige Stellvertreterin Marion Schöne wurde vom Aufsichtsrat zur Nachfolgerin des 67-Jährigen gewählt. Es ist eine nicht alltägliche Übergangszeit in der OMG, in der zugleich die Weichen für die Zukunft gestellt werden - auch in sportlicher Hinsicht.

Bereits für das letzte Oktoberfest-Wochenende 2017 ist ein großes Rugby-Turnier mit einem Weltklassefeld im Olympiastadion geplant, die OMG erwartet mehr als 30 000 Zuschauer. Außerdem gibt es Neuigkeiten beim Extremsport-Festival Munich Mash, allerdings nicht nur zur Freude der OMG: Denn das Herzstück des Sommer-Spektakels, das in diesem Jahr zwischen dem 23. und 25. Juni stattfinden soll, wird es nach SZ-Informationen nicht mehr geben.

Weil der mit rückläufigen Umsätzen kämpfende Hauptsponsor auch aus wirtschaftlichen Erwägungen aussteigt und die Veranstaltung ohnehin sehr mit Wind und Wetter zu kämpfen hatte, fällt der Mountainbike-Slopestyle-Wettbewerb aus dem Programm. "Es ist richtig, der Vertrag mit Swatch ist nach drei Jahren ausgelaufen", sagt OMG-Geschäftsführerin Schöne.

Die OMG hatte ohnehin Bauchschmerzen mit dem Wettkampf, der die Fahrer über eine monströse Rampe am Rand des Olympiastadions auf den Coubertinplatz und hinab bis zum Olympiasee führte - mit vielen Salti und spektakulären Sprüngen über meterhohe Schanzen und Hindernisse. Der Aufbau der langen Lehmpiste war extrem aufwendig, zudem waren nicht wenige Fahrer bei ihren Salti über die hohen Rampen gestürzt.

Wegen der widrigen Witterung konnten die Rennen in den vergangenen vier Jahren - auch 2013 beim Mash-Vorgänger X-Games - darüber hinaus nie live im Fernsehen gezeigt werden. Bei den X-Games und im Jahr danach gab es durch Regen und Wind eine Verspätung von jeweils sieben Stunden, 2016 musste der Wettkampf wegen eines Gewitters gar auf Sonntag verschoben werden - und verzögerte sich dort wegen starker Windböen abermals um mehrere Stunden. Die Sendezeiten waren da schon wieder durch anderen Sport belegt.

Der Olympiapark muss nun Ersatz für den atemraubenden, aber auch waghalsigen und unberechenbaren Slopestyle-Wettbewerb finden. Zwei mögliche Varianten haben die Münchner laut OMG-Sprecher Tobias Kohler näher ins Auge gefasst: Einen Big-Air-Contest der Mountainbiker, die dann über eine riesige Schanze springen und dabei ihre Tricks vollführen würden. Oder einen BMX-Wettbewerb mit einer so genannten Spine Ramp: zwei aneinandergelegte und eventuell durch eine Brücke verbundene Half-Pipes.

Beides wohl unten am Wasser und nicht in der windanfälligen Schneise vom Stadion hinab zum See. Die Tendenz geht offenbar hin zum BMX-Wettkampf auf der speziellen Rampe. "Wir wollen wieder zurück zu den Wurzeln gehen", erklärt Kohler. "Tricks und Kreativität, die den Mash ausmachen, sollen wieder mehr im Vordergrund stehen."

Zugleich unternimmt der Olympiapark einen neuen Anlauf, das traditionsreiche Sechstagerennen zurück in die Münchner Olympiahalle zu holen. Die Londoner Madison Sports Group, die seit dem Jahr 2015 schon Besitzer der Berliner Sixdays ist, möchte demnach einen zweiten Standort für das Bahnrad-Spektakel aufbauen. Die OMG würde kein finanzielles Risiko tragen, da die englische Agentur als Mieter und Veranstalter in der Olympiahalle auftreten würde. "Wir haben dem Veranstalter unsere Konditionen und freie Termine genannt. Eventuell wäre das schon im Herbst 2017, Richtung November. Da sind wir aber noch im ersten Verhandlungsstadium", sagt Schöne, die sich freuen würde, "wenn wir wieder so ein Radsport-Event hätten".

Die Sixdays, die zu Glanzzeiten fast 100 000 Besucher über sechs Tage in die Olympiahalle lockten, waren nach der 46. Auflage im Jahr 2009 eingestellt worden. Ein Grund war, dass immer weniger Zuschauer die mittlerweile etwas angestaubte Veranstaltung sehen wollten, die OMG schrieb rote Zahlen. "Das Konzept hatte sich totgelaufen, wie in anderen deutschen Städten auch. Es gab die Doping-Diskussion im Radsport, wir hatten kaum deutsche Fahrer in der Spitze, die Münchner sind dazu ein anspruchsvolles Publikum", hatte Schönes Vorgänger Hartung noch kurz vor Weihnachten gesagt.

Hartungs Bemühungen, das bereits 2015 angedachte Weltklasse-Beachvolleyball-Turnier in den Park zu holen, sind bislang allerdings im wahrsten Sinne des Wortes im Sand verlaufen. Frühestens im Jahr 2018 soll der Freiluft-Wettbewerb auf dem Coubertinplatz stattfinden. Das Weltserien-Turnier war 2015 nach einem Veto des Münchner Stadtrats wegen zu hoher Kosten zunächst geplatzt und zog dann im vergangenen Sommer Hamburg, wo der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) ein Beachvolleyball-Zentrum aufbauen möchte, den Münchnern vor. Die OMG hätte sich gerne im Kielwasser des Olympiaerfolges von Laura Ludwig und Kira Walkenhorst mit so einem Turnier geschmückt, daher ist dieses Thema offenbar auch noch nicht abgeschlossen.

"Wir bleiben dran und versuchen, uns für 2018 zu bewerben oder eventuell mit dem DVV eine Geschichte aufzustellen", sagt Schöne, "man braucht aber auch einen Grundstock an Kapital, und da sind wir auch auf den Stadtrat angewiesen." Soviel ist klar: Die neue OMG-Geschäftsführerin möchte dem Sport "wieder etwas mehr Gewicht verleihen" im Olympiapark. Zugleich betont Schöne: "Defizitäre Veranstaltungen können wir uns nicht leisten."

© SZ vom 05.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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