Spendenaktion:Bayerisch-hessische Freundschaft

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Eine Münchner Flüchtlingsgruppe für unbegleitete Mädchen bekommt von einem Fanclub der Frankfurter Eintracht eine Geldspende und reist nun zu einem Besuch in die Mainmetropole.

Von Niccolo Schmitter, München

Sie wohne ja nur einen Steinwurf vom FC Bayern und dem TSV 1860 München entfernt. "Aber von denen habe ich noch nie etwas bekommen", beklagt sich Fadumo Korn mit einem Lachen. Einen Grund zum Lachen hat sie allemal. Korn ist erste Vorsitzende von NALA e.V., eines Vereins, der sowohl in Afrika als auch in Deutschland aktiv ist und sich vor allem dem Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung verschrieben hat. Nun darf sie eine Spende von mehr als 2000 Euro entgegennehmen.

Um sich beim Absender zu bedanken, muss sie jedoch ihre Giesinger Nachbarschaft verlassen und den Weg nach Frankfurt am Main antreten. Dort, genauer gesagt beim Fanclub "EFC Frankfurt Mein Adler", findet sich der Absender der Zahlung. Wie passt das zusammen?

"Wir sind immer auf der Suche nach kleineren Einrichtungen, die Spenden nötiger haben als größere", erklärt Tim Nebgen, Vorsitzender des Clubs, der sich von ähnlichen Vereinigungen unterscheidet. Eine der Ursachen für die Gründung des Fanclubs sei nämlich das Spenden gewesen. Das Ziel sei, einmal im Jahr alle Mitgliedsbeiträge für karitative Zwecke auszugeben, denn "die Auswärtsreisen können wir auch alle selbst bezahlen". Nach der im Jahr 2012 erfolgten Gründung findet nun bereits die vierte Spendenaktion statt. Auf Vorschlag der weiblichen Mitglieder geht das Geld nun explizit an die Münchner Mädchengruppe der NALA e.V., die unbegleitete Flüchtlingsmädchen in ihrem neuen Leben unterstützt. "Ich finde das großartig", freut sich Korn. "Mit dem Geld kann ich Referenten für bestimmte Themen einladen wie zum Beispiel für Sexualität." Auch kulturelle Veranstaltungen wie Theaterbesuche oder Ausflüge zum Starnberger See stünden auf dem Programm. Die Mädchen sind zwischen 14 und 24 Jahre alt, kommen überwiegend aus Afrika, aber auch aus der arabischen Welt oder Asien. "Jede einzelne von ihnen hat schwere seelische Narben", sagt Korn, sie sei oft die "Kummertante". Das Wichtigste aber ist für die Vereinsvorsitzende, dass die Mädchen ihre Weiblichkeit und Freiheit wahrnehmen und den Mut haben, ihr Leben eigenständig zu gestalten: "Sie dürfen Mädchen sein." Fadumo Korn weiß, wovon sie redet. Sie wurde als achtjähriges Kind in ihrer somalischen Heimat beschnitten und hätte den Eingriff fast nicht überlebt. 1979 kam sie unbegleitet nach München, seitdem lebt sie hier.

An diesem Mittwoch fährt die Mädchengruppe nach Frankfurt, um den Fanclub kennenzulernen. Auf dem Plan steht eine Führung durch das Stadion sowie ein Besuch des Museums der Eintracht, wo auch die Spendenübergabe stattfinden soll. Auf die Frage, ob das die Mädchen denn überhaupt interessiere, kann Fadumo Korn nur lachen: "Somalierinnen sind alle Fußballfans." Die Mädchen seien gerade "hyperaktiv" und zählen die Stunden, bis es losgehe.

Auch Nebgen freut sich und hat für das Treffen ein selbstloses Ziel im Hinterkopf: "Es wäre schön, wenn die Aktion Nachahmer generiert." Vielleicht ja auch mal in München? Da gibt es zwei Vereine, die liegen nur einen Steinwurf von Fadumo Korn entfernt.

© SZ vom 29.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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