Ski alpin:"Dann waren die Notärzte eh schon da"

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Gerade rechtzeitig zum Heimweltcup war Heidi Zacher von einer schweren Verletzung genesen. Doch das Halbfinale am Tegernsee endet für die 26-Jährige einmal mehr im Akia. Jammern? Gilt nicht. Die Skicrosserin plant bereits ihr nächstes Comeback

Interview Von Korbinian Eisenberger

Eigentlich hatte Heidi Zacher es satt, in einen Rettungsschlitten klettern zu müssen. Ausgerechnet jetzt, da sich Deutschlands beste Skicross-Fahrerin wieder von ihrer Sprunggelenksverletzung erholt hatte, gerade rechtzeitig für den Heimweltcup. Doch das Comeback am Tegernsee misslang. Die 26-Jährige stürzte so schwer, dass sie direkt von der Piste ins Krankenhaus gebracht werden musste. Ein paar Tage später kuriert die Lenggrieserin ihre Beckenmuskel-Verletzung daheim im Wohnzimmer aus. Im Gespräch mit der SZ kündigt die Bankkauffrau, die mittlerweile eine lange Verletzungsliste aufzuweisen hat, bereits ihr neuerliches Comeback an. Zacher erklärt, was es mit ihrem jüngsten Sturz auf sich hatte und gibt einen seltenen Einblick in eine ganz spezielle Schlittenfahrt.

SZ: Frau Zacher, ist so ein Akia-Schlitten eigentlich bequem?

Heidi Zacher: Bequem eher weniger, die Liege ist leicht gepolstert, man bekommt Gurte umgeschnallt und eine Rettungsdecke übergelegt. Gefroren hat es mich jedenfalls nicht, als sie mich den Hang hinuntergefahren haben. Ich war aber trotzdem froh, als ich wieder draußen war.

Wie lange haben Sie denn auf dem Akia gelegen?

Höchstens fünf Minuten. Zwei Helfer haben mich dann zur Erstuntersuchung in einen Rettungscontainer gefahren. Und dann hat mich ein Krankenwagen in die Klinik gebracht. Es ging alles echt flott. Im Krankenhaus haben sie mich geröntgt, eine MRT-Untersuchung gemacht. Dann wusste ich Bescheid.

Die Diagnose dürfte alles andere als schön für Sie gewesen sein.

Es gibt Schlimmeres als eine Beckenmuskelverletzung. Aber damit war klar, dass die Saison - und vor allem das zweite Rennen beim Heimweltcup am Sonntag - für mich gelaufen waren. Das ist besonders hart, weil ich seit meinem Sturz bei der WM alles dafür gegeben hab, am Tegernsee dabei sein zu können. Ich hab am Ende sogar wieder richtig gut trainieren können.

In der Qualifikation am Freitag waren Sie sogar von allen Starterinnen die Zeitschnellste. Im Halbfinale war dann plötzlich alles vorbei. Denkt man in Momenten wie diesem auch mal daran, das alles hinzuschmeißen?

An so etwas denke ich nie.

Wie kam es am Samstag am Ödberg zu Ihrem Sturz? Haben Sie einen Fahrfehler begangen?

Es war so, dass ich nach einem Fahrmanöver kurzzeitig die optimale Position über dem Ski verloren habe und in der Folge die Kanten an der Anfahrt zu einer Welle gegriffen haben. Die Bodenwelle wirkte dann wie eine Sprungschanze, die einen übers Tor hinausschmeißt. Ich hab versucht, den Sturz gut abzufedern, mehr konnte ich in der Situation nicht mehr machen. Wenn du dann aus drei Metern Höhe mit einem Bein auf der harten Piste landest und aufs Becken knallst, dann passiert so eine Verletzung eben.

Nach Ihrem Sturz im WM-Halbfinale am Kreischberg hatten Sie die Verletzung zunächst nicht bemerkt und gewannen sogar noch das kleine Finale um Platz fünf. Wussten Sie diesmal gleich, dass etwas nicht stimmt?

Ich wollte erst noch selbst ins Ziel fahren, habe dann aber gleich gemerkt, dass es nicht geht. Die Helfer haben mich dann gefragt, ob ich einen Akia brauche, und dann waren die Notärzte eh schon da. Das war alles sehr gut organisiert.

2012 mussten Sie nach einem komplizierten Schienbeinbruch ganze 13 Monate pausieren. Jetzt sind Sie wieder krankgeschrieben. Was sagt eigentlich ihr Filialleiter in der Bank dazu?

Mein Chef hat sich das Rennen am Samstag vor Ort angeschaut. Er hat mir nach meinem Sturz Mut zugesprochen und gesagt, dass ich schnell wieder gesund werden soll. Bis zum Saisonende hatte er mich eh nicht eingeplant, weil ja normalerweise noch zwei Weltcups für mich anstehen würden.

Vor drei Wochen haben Sie wenige Tage nach Ihrem Sturz wieder erste Kurzeinheiten im Fitnessstudio gemacht. Wann soll's diesmal zurück auf den Ergometer gehen?

Da lasse ich mir jetzt wahrscheinlich etwas mehr Zeit, es gibt ja im Skicross für mich keine Saisonziele mehr zu erreichen. Allzu lange sollte es dann aber auch nicht dauern. Wenn der Schnee geschmolzen ist, möchte ich nämlich in die Radlsaison starten - zur Vorbereitung für den Winter.

© SZ vom 26.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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