SG Stadtwerke München:Tumulte und ein kaputtes Tor

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„Ein oder zwei Tore mehr wären schon drin gewesen“: An Münchens Marko Ristic lag’s nicht – der mächtige Kapitän traf allein gegen Friedberg und Neustadt sechsmal ins Netz. (Foto: Sebastian Gabriel)

Zwei Siege in der zweiten Liga, ein Pokalerfolg: Nach schleppendem Saisonstart feiern Münchens Wasserballer einen gelungenen Heimauftakt. Ihre Hallenprobleme bleiben allerdings ungelöst.

Von Nadine Regel, München

Im letzten Viertel wird das Zweitligaspiel der Münchner Wasserballer im Anton-Fingerle-Bad noch einmal spannend. Es gibt Aufruhr in der linken Ecke der kleinen Schwimmhalle. Erst deutet Ivan Mikic, Spielertrainer der SG Stadtwerke, mit seinen Händen an, dass er sich für das Spiel eine Auszeit wünscht. Die Schiedsrichter reagieren nicht. Dann ruft er laut: "Auszeit!" Die Auswechselspieler auf der Bank springen auf und stimmen mit ein. Bis es den Schiedsrichtern zu bunt wird. Sie geben eine rote Karte: wegen Tumults. Als sich die Situation nicht beruhigt, treffen sich die beiden Unparteiischen am Beckenrand, um zu beraten. Sie entscheiden, die Auszeit zu gewähren. Das Spiel wird auf die Ausgangssituation zurückgesetzt: Die SG büßt das Tor ein, das sie in der Zwischenzeit erzielt hatte, aber kann zumindest die rote Karte abwenden.

Ivan Mikic nimmt seinen Job sehr ernst. Der 37-Jährige ist schon in der fünften Saison verantwortlich für die Mannschaft. Der Spielausgang gibt ihm und seiner ambitionierten Strategie recht. Die Münchner gewinnen am Samstagabend ihr erstes Heimspiel in dieser Saison mit 14:5 gegen Friedberg. Sie waren den Friedbergern konditionell überlegen, was sich in der zweiten Hälfte des Spiels deutlich herausstellt. Vor allem der Niederländer Brinio Hond überzeugt als schneller Schwimmer. "Ein oder zwei Tore mehr wären aber schon drin gewesen", sagt Mikic, obwohl er vor allem junge Spieler im Einsatz hatte. Am Sonntag im zweiten Heimspiel läuft es nicht viel schlechter. 13:6 endet die Partie gegen den SC Neustadt II. Und auch die Erstrunden-Partie im Süddeutschen Pokal gegen Ulm, die die SG gleich im Anschluss an das Sonntagsspiel gegen Neustadt austrägt, gewinnt sie 18:10. Kurzum: Es war ein erfolgreiches Mammut-Wochenende für die Münchner.

Bisher verlief die Saison schleppend. Die ersten drei Spiele endeten unentschieden, obwohl sich die Münchner als Zweiter der Vorsaison mehr ausgerechnet hatten. "Das ist die Quittung für die aktuelle Trainingssituation", sagt Mikic. Seitdem die Olympiahalle saniert wird, ist ein vollumfängliches Training kaum möglich. "Wir sind schwimmerisch fit, aber es fehlt uns definitiv an der Balltechnik", sagt Mikic. Auch taktisches Üben sei unter den derzeitigen Bedingungen nur schwer möglich.

Dem Anton-Fingerle-Bad, in dem die Mannschaft sonntags und montags trainiert und ihre Heimspiele austrägt, fehlen fünf bis zehn Meter in der Breite. Zudem ist das Wasser zu seicht: Mit 1,80 Meter fehlen dem Becken 20 Zentimeter zur Erstliga-Norm. Bei Heimspielen schäme sich Mikic für das Bad, die Olympiahalle dürfte erst Mitte März 2019 wieder geöffnet werden. Ob die Münchner dort dann spielen dürfen, ist trotzdem nicht klar.

Mikic wundert sich, dass eine reiche Stadt wie München nicht mehr in den Sport investiert. Er zeigt auf das Tor auf der linken Seite. "Das ist schon seit einiger Zeit kaputt", sagt er. Nun sei es notdürftig geflickt.

Im Anton-Fingerle-Bad trainiere nicht nur die SG, sondern auch die Uni-Mannschaft und die Gehörlosen. Ein neues Tor würde helfen, weil Mikic sich auch als Sozialarbeiter versteht. "Wir holen die Jugendlichen von der Straße und sind auch ein Stück weit Familie für sie", sagt der Trainer. Teilweise trainierten bis zu 50, 60 Jugendliche in allen Altersklassen im Verein. Wenn das der Stadt nicht positiv auffalle, dann wisse er auch nicht, sagt Mikic und folgert: "Wir müssen entschiedener auf die Stadt zugehen."

Trotz der Bedingungen ist Mikic sehr zufrieden mit dem aktuellen Kader, der im Vergleich zum Vorjahr unverändert geblieben ist. Für das Heimspiel hätte er aus 19 Spielern wählen können. Die Jungen wie Joachim Hess, Anton Spanjol und die Brüder Abel und Aaron Katona zeigten solide Leistungen, ein Ergebnis der erfolgreichen Nachwuchsarbeit. Auf die Frage nach dem Saisonziel antwortet Mikic: "Auch wenn andere Mannschaften behaupten, dass wir uns als Ziel den Aufstieg gesteckt haben: Das ist nicht so." Saisonziel sei, wie in den letzten vier Jahren unter die drei Besten der zweiten Liga zu kommen. Der Aufstieg bleibe unter den aktuellen Bedingungen eher ein langfristiges Ziel.

© SZ vom 03.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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