Segeln:Frischer Wind

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Die Segel-Bundesliga startet in die Saison, die drei Klubs aus der Münchner Region formulieren vergleichsweise bescheidene Ziele. Das gilt vor allem für Meister und Champions-League-Sieger Tutzing.

Von Ralf Tögel, Starnberg/Tutzing

Seit vier Jahren gibt es die Bundesliga, und ja, der Ausrichter Deutsche Segel-Liga e.V. (DSL) ist "superstolz, dass es so angenommen wird", wie Pressesprecherin Julia Egge sagt. Die Idee ist so simpel wie erfolgreich: Nach dem Vorbild anderer Sportarten kämpfen 18 Vereine an sechs Spieltagen in wechselnden Revieren um die Meisterschale, die Rennen sind kürzer, die Klubs wetteifern in identischen Booten im direkten Vergleich, die Regatten werden live im Internet übertragen. Und der Segelsport hat seither auch einen prestigeträchtigen Vereinswettbewerb.

An diesem Freitag startet die Liga in Prien am Chiemsee in ihre fünfte Saison, das Finale wird Anfang November am Berliner Wannsee ausgetragen. Dass das junge Format nicht nur gut funktioniert, sondern sich auch weiterentwickelt, verdeutlichen zwei Neuerungen: Es wird erstmals vier direkte Absteiger geben, außerdem vier direkte Aufsteiger aus der zweiten Bundesliga, dazu hat die DSL in Absprache mit allen Vereinen einen Pokal-Wettbewerb ins Leben gerufen: den deutschen Segel-Liga-Pokal. Dieser findet am 13. Oktober in Glücksburg bei Flensburg statt und wird - vergleichbar mit dem Fußball - Klubs aus unteren Ligen die Möglichkeit bieten, sich mit den Erst- und Zweitligisten zu messen. Mit von der Partie sind nämlich Vertreter der vier (ebenfalls neu installierten) Regionalligen sowie der Junioren-Segel-Bundesliga. Neu ist auch, dass die Finalläufe wieder abgeschafft wurden, dieser Vergleich der besten sechs Teams des Spieltages, angelehnt an das Medal-Race-System bei Olympischen Spielen, hat sich nicht bewährt.

Will man bei den Gemeinsamkeiten mit dem Fußball bleiben, so darf der Vorjahresmeister als erster Favorit gelten. In diesem Fall ist das umso schlüssiger, weil der Titelträger Deutscher Touring Yacht-Club (DTYC) auch die Champions League vor der Küste Sardiniens gewonnen hat. Teammanager Michael Tarabochia will davon aber nichts wissen: "Unser Ziel sind die Top Sechs. Ich erwarte, dass es eine sehr enge Saison wird." Tiefstapelei des Liga-Schwergewichts? Keinesfalls, wie der Tutzinger Teammanager versichert: "Für uns ist es optimal gelaufen, in der Champions League zum Beispiel war es sehr eng. Außerdem sind die anderen nicht schlechter geworden, ganz im Gegenteil. Ich sehe jedenfalls keinen klaren Favoriten."

Die BYC-Junioren sind deutscher Meister. Es ist also keine schlechte Idee, sie bald häufig einzusetzen

Tarabochia erinnert daran, dass im Titelkampf neben der sportlichen Qualität auch die mentale Verfassung eine tragende Rolle spiele, zudem unterliege der Sport gewissen äußeren Einflüssen. Zuvorderst bekanntlich dem Wind, von dem für die Wettfahrten am Wochenende in Prien laut Wetterprognose nicht übermäßig viel zur Verfügung stehen wird. "Am Donnerstag hatten wir fünf Zentimeter Schnee auf dem Boot", berichtet Tarabochia, im Outdoorsport wisse man nie, was auf einen zukomme. Nicht zuletzt deshalb entsendet der DTYC in Steuermann Julian Stückl, Patrick Follmann, Luis Tarabochia und Laura Fischer eine erfahrene Crew nach Prien, eine Mischung aus Meisterteam und Champions-League-Sieger.

Auch die Konkurrenz vom Bayerischen Yacht-Club (BYC) setzt zum Saisonbeginn auf eine erfahrene Mannschaft. Der Vorjahresdritte geht mit Maximilian Hibler am Ruder, Faidon Kounas, Andreas Achterberg und Leopold Lindner ins Rennen. Ansonsten setzt der Verein auf den Nachwuchs, wie Teammanager Ilja Wolf betont: "Wir wollen unsere Jugend intensiv fördern." Wolf plant, die Talente schon in dieser Saison in der Bundesliga einzusetzen. Angesichts der Tatsache, dass die BYC-Junioren deutscher Meister sind, keine so schlechte Idee. Wie die Kollegen aus Tutzing blickt der Bayerische Yacht-Club auf eine gelungene Vorbereitung am Gardasee sowie am Bodensee zurück, wo man sich bereits mit anderen Bundesligateams verglichen habe: "Wir sind auf Augenhöhe", sagt Wolf, der ebenfalls als Saisonziel einen Platz unter den ersten Sechs nennt. In Sachen Nachwuchs-Integration will der Münchner Yacht-Club (MYC) einen Schritt weiter gehen, erklärt Teammanager Michael Liebl, selbst der Abstieg "wäre kein Beinbruch, darüber sind wir uns im Verein einig". Die Vorsaison beendete der MYC auf dem siebten Rang, der Klassenerhalt sollte sich aber trotz aller Verjüngungsbemühungen schon realisieren lassen.

Die Vorbereitung jedenfalls gebe Anlass zu dieser Hoffnung, Liebl bezeichnet sie als "sehr gut". Am vergangenen Wochenende bereitete sich der MYC in Prien am Chiemsee vor, zum Saisonauftakt setzt Liebl in der Auswahl Kay Niederfahrenhorst am Steuer sowie Bastian Henning, Maximilian Adami und Fabian Wunderle zudem ebenfalls auf Routine. Der Teammanager hofft so auf ein Polster für die kommenden Rennen, in denen die Jugend zum Zug kommen werde. Sollte sich die aber im weiteren Saisonverlauf als noch nicht ganz wettbewerbsfähig erweisen, behalte sich der Teammanager vor, personell die Reißleine zu ziehen.

© SZ vom 28.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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