Schwimmen:Kein Glück ohne Wenk

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Muss auch die Sommersaison wegen eines Kreuzbandrisses, den er sich im Januar beim Skifahren zugezogen hat, ausfallen lassen: Florian Vogel. (Foto: Imago Sportfotodienst)

SG-Frauen steigen bei Mannschafts-DM in zweite Liga ab

Von Sebastian Winter, München/Hohenbrunn

Alexandra Wenk war kürzlich Skifahren, irgendwo in Italien, jedenfalls laut des jüngsten Posts auf ihrer Facebook-Seite. "Hatte eine tolle Zeit", schrieb sie da, ein Foto mit sich und einer Freundin unterstrich die Worte, im Hintergrund strahlte die Sonne vom wolkenlosen Himmel herab. Die Münchner Olympiaschwimmerin Wenk kann gerade keine Wettkämpfe bestreiten, nach einer langwierigen Schulterverletzung ist sie im Aufbautraining - und nutzt die Zeit eben auch mal für fachfremden Sport. Auch, um den Kopf nach den eher verkorksten Spielen und der mühsamen Rückkehr ins Becken freizubekommen. Ihr Klubkollege Florian Vogel hat das ebenfalls gemacht, sich allerdings nach seiner Weltreise Anfang Januar beim Skifahren das Kreuzband gerissen. Beide Topathleten der SG Stadtwerke München waren also zum Nichtstun verdammt, als die SG am vergangenen Wochenende bei der deutschen Mannschaftsmeisterschaft (DMS) in Essen antrat. Und sie fehlten der SG, die mit Frauen und Männern in der ersten Liga antraten, sehr.

Die Männer kompensierten Vogels Absenz noch ein wenig besser, der deutsche Mannschaftsmeister von 2014 wurde immerhin Vierter, verpasste aber das selbst gesteckte Ziel, einen Platz auf dem Treppchen, deutlich. Den SG-Frauen fehlte hingegen Wenk an allen Ecken und Enden der 25-Meter-Bahn, sie standen am Ende als Elfter und damit Vorletzter auf dem Tableau. Damit steigen die SG-Frauen aus der ersten Liga ab und können sich erst im nächsten Jahr am Wiederaufstieg versuchen - da die DMS inzwischen jedes Jahr an nur noch einem Wochenende ausgetragen wird. "Uns haben exakt 219 Punkte auf den Nichtabstieg gefehlt", sagte SG-Trainer Benedikt Schubert, "mit Alexandra Wenk hätten wir sicher 800 oder 1000 Punkte mehr geschafft." Sprich, sie wären in der ersten Liga geblieben.

Auch für Hohenbrunn-Riemerlings Schwimmer, die in Schwäbisch-Gmünd ihren Zweitliga-Wettkampf absolvierten, verlief die DMS nicht wie gewünscht. Die TSV-Männer wurden immerhin Achter, die Frauen stiegen dagegen als Zwölfter und Letzter in die Bayernliga ab. Sie konnten die kurzfristigen, krankheitsbedingten Ausfälle von Helen Scholtissek und Ramona Sulzmann nicht kompensieren. Auch die fehlenden Trainingsstunden im wegen eines Brandes bis voraussichtlich 20. Februar geschlossenen Riemerlinger Bad dürften sich negativ auf die Zeiten ausgewirkt haben. "Jetzt hoffen wir, dass es am 20. Februar endlich wieder weitergeht, auch wenn die Gemeinde bislang noch kein grünes Licht gegeben hat", sagte die kommissarische TSV-Vorsitzende Annegret Upmann, die zumindest mit dem Abschneiden der TSV-Männer zufrieden war.

Bei dem Mannschaftswettkampf auf der kurzen 25-Meter-Bahn geht es vor allem ums Prestige und darum, zu zeigen, welcher Verein hierzulande das beste Team stellt. Es geht nicht so sehr um Zeiten oder Rekorde, sondern um den Teamgedanken, was außergewöhnlich ist in diesem doch sehr individualistischen Sport, in dem sich die Mannschaftskollegen ansonsten höchstens in der Staffel gegenseitig anfeuern. Doch das Format wird zugleich auch kritisiert, nicht nur SG-Trainer Schubert sagt, der Stellenwert sei in den vergangenen Jahren "mehr und mehr in den Hintergrund gerückt".

Zum einen stören sich Athleten und Trainer an dem singulären Termin Anfang Februar, wo die Spitzenschwimmer längst auf der 50-Meter-Bahn ihre Sommersaison vorbereiten. Ihnen wären mehrere Termine Richtung Ende eines Kalenderjahres lieber, "dann hätten wir auch mehr Zeit dafür", sagt Schubert. Zum anderen können die Klubs seit 2015 bei deutschen Meisterschaften einfach ausländische Spitzenschwimmer aufbieten, was vorher nicht möglich war. Bis dahin musste jeder Schwimmer zumindest ein Jahr lang für seinen Verein geschwommen sein. Durch die neue Regelung "haben zwei Vereine deutlich aufgerüstet", sagt Schubert, was nicht ganz im Sinne des Teamgedankens ist. Würzburg hat in diesem Jahr jedenfalls gleich doppelt abgeräumt und den Titel bei Männern wie Frauen gewonnen.

Die SG Stadtwerke München haben die DMS hingegen recht schnell hinter sich gelassen. In fünf Wochen fahren ihre besten Schwimmer zu einem Einladungswettkampf nach Zürich, an Ostern reisen sie dann ins Trainingslager ans Schwarze Meer. Auch dort kann man im Einzelsport Schwimmen ja durchaus am Teamgeist arbeiten.

© SZ vom 07.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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