Schießen:Um Millimeterchen

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Seit Monaten in Top-Form: die fünffache WM-Medaillengewinnerin Isabella Straub vom SV Germania Prittlbach. (Foto: Claus Schunk)

Während der Bund knapp scheitert, qualifiziert sich Prittlbach zum vierten Mal in Serie für die Endrunde der Luftgewehr-Bundesliga.

Von Julian Ignatowitsch, München

Zwei Einzelpunkte waren am Ende ausschlaggebend, und es blieb die Erkenntnis, dass die besten Mannschaften nicht immer ins Finale einziehen. "Ja, wir hatten in dieser Saison schon Pech", sagte Lisa Haensch vom Schützenverein Der Bund München nach dem letzten Wettkampfwochenende der Saison. Die Münchner hatten trotz zweier 3:2-Siege gegen Fürth und Königsbach den vierten Platz, der die Qualifikation für die Endrunde bedeutet hätte, knapp verpasst. Überhaupt war die Entscheidung in der Gruppe Süd hart umkämpft: Sechs Teams - von Platz vier bis neun - hatten zum Saisonende sechs von elf Begegnungen gewonnen und waren punktgleich. So entschieden die einzelnen Duelle - und da hatte der Bund als Fünfter (31:24) eben zwei weniger gewonnen als der Vierte Fürth (33:22). "So eng wie in dieser Saison war es noch nie", sagte Haensch. Insgesamt war die Mannschaft mit ihrer Leistung in der Hauptrunde aber zufrieden: zweitbester Schnitt aller Teams der Staffel Süd (393,9 Ringe), kein Ergebnis unter 390 Ringen und ein Vereinsrekord zum Abschluss (1978 Ringe als Teamergebnis). Da in der Bundesliga aber nur das Einzelduell Schütze gegen Schütze zählt, nicht die gesamte Ringzahl, reichte es nicht zum Finale. "Das ist schon bitter, wenn wir jetzt zum Zuschauen verdammt sind", meinte Teammanager Simon Muschiol und sprach von Millimeterniederlagen und unglücklichen Konstellationen.

"Wir haben das Finale schon vorher verspielt", erklärte Haensch und verwies auf das verlorene Duell gegen Absteiger Kempten (2:3): "Das dürfen wir nicht abgeben, da sind wir klar besser." Auch in dieser Partie hatte der Bund eigentlich das höhere Gesamtergebnis, verlor aber in der Eins-gegen-eins-Wertung. Der Franzose Pierre-Edmond Piasecki entwickelte sich zur neuen Nummer eins, dahinter hat Hanna Bühlmeyer einen riesigen Schritt nach vorne gemacht, von der Ersatzfrau zur Nummer zwei. Sie wird nun sogar um die EM-Qualifikation bei der Nationalmannschaft mitschießen. Ihre Kollegen rechnen ihr gute Chancen aus. Haensch selbst, als Top-Gesetzte gestartet, am Ende nur Nummer drei, war mit ihrer Saison dagegen nicht so zufrieden: "Ich hatte zwischendurch ein Tief", bekannte sie. Auch Probleme mit der neuen Schießkleidung hätten sie behindert. "Zum Abschluss war es dann wieder besser." So wie bei der gesamten Mannschaft, die einsehen muss, dass nach dem Karriereende von Olympiasiegerin Barbara Engleder der absolute Spitzenathlet und Anführer fehlt.

Den besten Schnitt aller Mannschaften erreichte das zweite Team aus dem Großraum München, der SV Germania Prittlbach (Landkreis Dachau), mit 394,3 Ringen. Aber auch die Schützen aus dem Münchner Norden mussten bis zum letzten Schuss kämpfen. Schließlich wurden sie immerhin Dritte. "Das war irgendwie eine seltsame Saison", meinte Prittlbachs Trainer Ralf Horneber und argumentierte ähnlich wie seine Kollegen vom Bund: Mal im Stechen unglücklich verloren, mal mit besserem Gesamtergebnis den Kürzeren gezogen - am Ende aber "hat es ja dann doch gereicht". Dabei musste die Germania zum Abschluss ohne internationale Verstärkung auflaufen. Die beiden Österreicher Martin Strempfl und Rebecca Köck waren bei der landesinternen Ausscheidung zur Europameisterschaft. So kam nach jahrelanger Pause plötzlich wieder der 42-jährige Erich Schallmair aus der Oberliga-Mannschaft zum Einsatz. "Er hat sich ganz gut geschlagen", meine Horneber, aber von den Ergebnissen seiner Teamkollegen war er mit unter 390 Ringen doch ein Stück entfernt. Die beiden nötigen Siege gegen Coburg (3:2) und Kempten (3:2) schaffte Prittlbach mal wieder dank der Spitzenleistungen seiner beiden Top-Leute Isabella Straub (399 und 398 Ringe) aus Kirchseeon und Sebastian Franz (398/393); beide gehören statistisch zu den zehn besten Schützen der Bundesliga. Straub befindet sich seit Monaten in Top-Form, holte bei der Weltmeisterschaft gleich fünf Medaillen und ist mittlerweile auch bei den Veranstaltungen und Reisen der deutschen Sporthilfe regelmäßig dabei, was für eine Schützin die Ausnahme ist. Franz erzielte mit Fortlaufen der Saison immer bessere Ergebnisse und ist plötzlich einer der besten deutschen Männer mit dem Luftgewehr. Auch er hat gute Chancen auf die EM-Qualifikation.

In der Finalrunde am 2. und 3. Februar in Paderborn (2./3. Februar) trifft Prittlbach nun bei seiner vierten Teilnahme nacheinander zum vierten Mal auf Gastgeber Hubertus Elsen. Immer war man am Angstgegner gescheitert (zweimal im Viertel-, einmal im Halbfinale) - Pech inklusive. Diesmal glaubt Horneber fest an seine Mannschaft: "Wir sind so stark aufgestellt wie nie. Ich bin sehr optimistisch", sagt er. Aber auch er weiß: Nicht immer gewinnt der Bessere.

© SZ vom 08.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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