Schießen:Knapp vorbei und doch daneben

Lesezeit: 2 min

Münchner Schützen bleiben in der Bundesliga-Endrunde ohne Medaillen: Der "Bund" landet mit dem Luftgewehr auf Rang vier, HSG scheidet im Viertelfinale aus

Von Julian Ignatowitsch, München

Zeit ist im Schießsport knapp. So wie jeder Millimeter über Sieg oder Niederlage entschiedet, sind auch die Minuten zwischen den Schüssen ausschlaggebend. "Wir waren zu langsam", sagte Teammanager Simon Muschiol vom "Bund" München nach dem vorzeitigen Aus seiner Luftgewehrschützen in der Bundesliga-Endrunde in Rotenburg an der Fulda.

Für den Bund war schon im Viertelfinale gegen den TuS Hilgert Schluss. Mit 2:3 scheiterten die favorisierten Münchner knapp, aber überraschend. Zu spät dran gewesen, früh ausgeschieden, so könnte man es salopp zusammenfassen. Muschiols Analyse war dann aber doch etwas ausführlicher: "Der Gegner war uns in den entscheidenden Duellen immer ein paar Minuten voraus. Wir haben hinterhergeschossen und konnten deshalb keinen Druck aufbauen." 50 Minuten hat jeder Schütze in der Bundesliga für 40 Schüsse Zeit - und diese kann er sich frei einteilen, den gegnerischen Nebenmann immer im Auge. Im direkten Duell steht jeder der fünf Gesetzten neben seinem Gegner am Stand und sieht deshalb immer auch, was der andere macht. Hilgerts Schützen schossen fast allesamt schneller als die Münchner und bauten so Druck auf. Trainer Norbert Ettner ermahnte seine Athleten gleich mehrfach: "Greift mehr an, drückt aufs Tempo!" Doch insbesondere Josefa Gistl und Sabrina Bär fanden nicht so recht in ihren Rhythmus. Sie reagierten mehr auf das Schussbild des Gegners, statt selbst zu agieren. So gerieten sie am Ende und in Zeitnot und mussten sich beide knapp geschlagen geben: Gistl mit zwei Ringen (386:388), Bär sogar nur mit einem (385:386). Wer weiß, was passiert wäre, wenn sie selbst die Initiative ergriffen hätten?

"Die Nerven haben sicher eine Rolle gespielt", meinte Muschiol, der aber gleichzeitig klarstellte: "Es geht hier nicht um Einzelne. Wir gewinnen und verlieren als Mannschaft." Denn auch die hochgelobte Nummer eins der Münchner, Olympiasiegerin Katerina Emmons, verlor völlig unerwartet ihre Begegnung gegen die Italienerin Petra Zublasing.

In einem hochklassigen Duell (397:398) mit insgesamt nur fünf Schüssen außerhalb der Zehn lag Emmons am Ende nur einen Ring hinten, hatte bei zwei Schüssen zudem Pech, als sie eine 9,9 schoss, was in der Bundesliga abgerundet und als Neun gewertet wird. Dass Barbara Engleder und Silvia Rachl ihre Duelle gewannen und der Bund sogar das bessere Gesamtergebnis hatte, war letztlich bedeutungslos.

Eine Runde weiter kam die HSG München an der Luftpistole. Von einem knappen Duell konnte dann im Halbfinale aber keine Rede mehr sein. Ganze 30 Ringe lag das Team beim 0:5 gegen den späteren Meister SV Kelheim-Gmünd zurück. Auch im Platzierungsschießen gegen Braunschweig (0:5) war das Team klar unterlegen. Trotzdem konnte die HSG, übergreifend erneut der erfolgreichste Münchner Verein in diesem Jahr, mit der Semifinal-Teilnahme und Platz vier einigermaßen zufrieden sein. Was die Luftgewehr-Schützen verpassten (sie hatten das Finale gar nicht erreicht), machten die Sportler an der Luftpistole mit dem besten Ergebnis der Vereinsgeschichte in dieser Disziplin zumindest teilweise wett. "Aktuell überwiegt noch die Enttäuschung über die verpasste Medaille", sagte Trainer Detlef Polter unmittelbar nach dem Wettkampf: "Aber mit etwas Abstand können wir auf das Ergebnis stolz sein." Im stark umgebauten und relativ unerfahrenen Kader stimmte die Leistung immerhin im Viertelfinale gegen den SB Broistedt (4:1). Bereits der Endspurt in der Vorrunde mit vier Siegen in Serie hatte sich sehen lassen können.

Am Ende stehen alle Münchner Teams ohne Medaille da. Gerade im Luftgewehr, wo Bund und HSG zu den dominierenden Mannschaften gehören, eine Enttäuschung. Zeit bleibt immerhin zur Konsolidierung. Die neue Saison mit aufgestocktem Ligastärke (zwölf statt bisher acht Teams) startet erst wieder im Oktober.

© SZ vom 09.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: