Schießen:Dreikampf mit Rechenschieber

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Ob Frühbucher oder auf den letzten Drücker: Zum Abschluss der Vorrunde haben alle Münchner Klubs noch Chancen auf das Bundesliga-Finale der Luftgewehr-Schützen. Der Rest ist Statistik

Von Julian Ignatowitsch, München

Wer rechnen kann, ist klar im Vorteil, heißt es. Oder so ähnlich. Vor dem letzten Wettkampfwochenende in der Luftgewehr-Bundesliga ist die Lage kompliziert. Wer kommt unter die ersten Vier und damit in die Finalrunde? Alle drei Münchner Mannschaften - Der Bund München, die Königlich Privilegierte Hauptschützengesellschaft München (HSG) und der SV Germania Prittlbach - sind noch im Rennen mit dabei und streiten sich mit drei weiteren Vereinen um die Plätze. Theoretisch kann sogar Tabellenführer Coburg noch auf den fünften Rang abrutschen und umgekehrt der Bund als Fünfter die Spitze übernehmen. So kalkulieren die Münchner Klubs.

Bund München

Die Mathematik hat man beim Bund schnell aufgegeben. Er habe versucht, die verschiedenen Konstellationen durchzurechnen, sagt Teamleiter Simon Muschiol - und dabei den Überblick verloren, wie er zugibt. Deshalb kommt er zu einer einfachen Ansage: "Wir brauchen zwei Siege."

Die Gegner könnten unterschiedlicher nicht sein: An diesem Samstag geht es zuerst gegen Spitzenreiter Coburg (der in dieser Saison erst eine Begegnung verloren hat), am Sonntag dann gegen den Tabellenletzten Schopp (der erst einmal gewonnen hat). Das HSG-Team tritt in Bestbesetzung an, erstmals in dieser Saison ist somit auch Amerikaner Matthew Emmons dabei, Olympiasieger 2012 im Dreistellungskampf mit dem Kleinkalibergewehr. Seit Anbeginn der Bundesliga schießt der Bund immer oben mit, dieses Jahr ist er vor allem ein Garant für Spannung: Kein Verein musste so oft ins Stechen, hatte so viele knappe Begegnungen. Aber selbst, wenn sie jetzt zweimal gewinnen würden, wäre die Qualifikation nicht hundertprozentig sicher. Allerdings könnte auch schon ein Sieg reichen. Man guckt also auch auf die Konkurrenz.

HSG München

Da ist zum Beispiel Lokalrivale HSG München. Deren Trainer Theo Gschwandtner ist optimistisch: "Wir haben die Hotelzimmer in Rotenburg schon gebucht." So hört sich ein klares Statement an. In Rotenburg a.d. Fulda findet Mitte Februar das Bundesliga-Finale statt. Mit Fürth und Coburg hat die HSG allerdings die beiden schwersten Gegner im Münchner Trio, beide Vereine mischen im Kampf um die Endrunde noch mit. Allerdings reicht der HSG schon ein Sieg, da sie bei den Einzelpunkten mit Abstand vorne liegt. Nur gegen die Lokalrivalen hat die HSG früh in der Saison verloren, die vergangenen sechs Partien wurden alle souverän gewonnen. So etwas nennt man einen Lauf. Und wer die Europameisterin Selina Gschwandtner und die EM-Dritte Nina-Laura Kreutzer im Team hat, darf auch mal eine Frühbucher-Reservierung abgeben. Außerdem hat Gschwandtner vorgesorgt: "Die Zimmer könnten wir auch wieder stornieren."

Germania Prittlbach

Zumindest Prittlbachs Trainer Ralf Horneber hat die Übersicht behalten - und Spaß an der Mathematik. "Uns reicht ein Sieg", sagt er vor den Partien gegen Brigachtal und Großaitingen. Dann rechnet er die Szenarien vor. Für Prittlbachs Gegner geht es um nichts mehr. Nur ein zweifelhafter Vorteil, denn eine Rechnung beim Schießen besagt: niedriger Druck = hohe Ergebnisse. "Auch wir versuchen, das Ganze möglichst entspannt anzugehen", sagt Horneber. Zum Finale sind alle Frauen an Bord, dazu der Österreicher Martin Strempfl. Prittlbach ist in den vergangenen Jahren immer knapp gescheitert. Ein paar Millimeter hier, ein Pünktchen dort: Die Germania wartet von den Vereinen aus dem Münchner Umland am längsten auf eine Finalteilnahme. Diesmal müsste allerdings schon extrem viel schiefgehen, dass sie die Endrunde verpasst. Horneber überlegt und sagt: "Statistisch ist das eher unwahrscheinlich."

© SZ vom 16.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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