Ringen:Herzschlag-Finale

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Liegend-Schütze: Auch Manuel Striedl (griechisch-römisch bis 66 kg) hat seinen Anteil am überraschend erfolgreichen Saisonverlauf des SVS. (Foto: Lukas Barth)

Zweitligist Hallbergmoos kann am Samstag Meister werden - wenn er im Spitzenduell Burghausen besiegt

Von Stefan Galler, Hallbergmoos

Als die Nachricht aus Freiburg kam, fielen die Hallbergmooser Ringer einander in die Arme: Der Tabellenführer Wacker Burghausen hatte beim Vierten aus Südbaden überraschend 12:13 verloren. Plötzlich war klar: Nur noch zwei Kampftage waren zu absolvieren, und der SV Siegfried konnte plötzlich aus eigener Kraft Meister der 2. Liga Süd werden. Weil das Team von Trainer Jawad Mohammad am vergangenen Wochenende in Nürnberg seine Pflicht erfüllte, kommt es an diesem Samstag (19.15 Uhr) in eigener Halle tatsächlich zum ultimativen Finale: Hallbergmoos empfängt Spitzenreiter Burghausen und greift nach dem Titel.

Das war nicht zu erwarten gewesen, Wacker belegte während der gesamten Saison Rang eins. Hallbergmoos hingegen hatte sich von jeglichem Erfolgsdruck freigemacht, wie der Vorsitzende Michael Prill im Oktober im Gespräch mit der SZ ausführte: "Wir haben uns andere Ziele gesetzt: Erstens wollen wir, dass 50 Prozent aller Einzelkämpfe von Ringern bestritten werden, die beim SV Siegfried diese Sportart erlernt haben. Und im zweiten Schritt sollen zwei Drittel aller Kämpfe mit Athleten besetzt werden, die zumindest in Hallbergmoos trainieren."

Obwohl sie also nicht nur rein auf sportlichen Erfolg ausgerichtete Ziele verfolgen, könnte es nun sein, dass die Schwerathleten aus dem Landkreis Freising einen Zweitligatitel einfahren. "Unverhofft kommt oft", sagt Prill, selbst aktiv in der Klasse bis 75 Kilogramm im griechisch-römischen Stil. "Ich freue mich unbändig auf diesen Kampf, das wird ein einmaliges Erlebnis", sagt der 25-Jährige, der die Dimension des Wettstreits mit vergangenen Erstliga-Playoff-Kämpfen in Hallbergmoos vergleicht: "Eine direkte Entscheidung am letzten Kampftag in eigener Halle - ich denke, wir werden so viele Zuschauer wie lange nicht mehr haben. Wer weiß, ob es überhaupt noch einmal eine solche Konstellation geben wird."

Prill spielt darauf an, dass von der kommenden Saison an eine viergleisige Bundesliga des Deutschen Ringer Bundes gebildet wird, in die alle bisherigen Erst- und Zweitligisten einziehen. Der SVS schließt sich diesem Konzept mit Freude an, schließlich entledigt ihn das des ständigen Dilemmas, ein Wanderer zwischen den Welten zu sein. Denn die Strukturen in Hallbergmoos reichen nicht aus für die Bundesliga alter Prägung und sind offenbar zu gut für die zweite Liga - auch diese Saison gab es in 17 Kämpfen nur zwei Niederlagen, eine davon in Burghausen.

Was die Chancen für Samstag angeht, ist Prill zurückhaltend: "Wir sind Außenseiter", sagt er. Es gebe nur eine Möglichkeit, "nämlich wenn wir in Bestbesetzung antreten können". Doch dafür stehen die Aussichten gut: Pünktlich zum Saisonfinale meldeten sich auch zuletzt gesundheitlich angeschlagene Leistungsträger zurück. Darunter der litauische Olympiastarter und WM-Dritte von 2014, Edgaras Venckaitis (griechisch-römisch bis 66 kg), der laut Prill das Zünglein an der Waage werden könnte: "Wenn er antritt, gewinnt er in der Regel auch. Und das sind die Punkte, die am Ende den Unterschied machen können."

Burghausen habe zwar die besseren Einzelsportler, "dafür sind wir kompakter und ausgeglichener", sagt der Klubchef, der bei den Gästen auch den größeren Druck vermutet. "Ich will immer gewinnen. Aber diesmal ist mir vor allem wichtig, dass wir einen schönen Kampf bieten und einen tollen Abend mit den Zuschauern erleben."

© SZ vom 17.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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