Relegation zur Bayernliga:Verschossener Elfer

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„Überzahl ist nicht immer positiv“: In der 51. Minute verlor der FCU Florian Bittner (re. gegen Deisenhofens Tobias Rembeck) – und glich später aus. (Foto: Claus Schunk)

Fußball-Landesligist FC Deisenhofen dominiert das Hinspiel gegen Bayernligist Unterföhring - und erntet trotz 44-minütiger Überzahl nur ein 1:1.

Von Christian Bernhard, Oberhaching

Direkt am Fußballfeld des FC Deisenhofen war es am Dienstagabend schwierig, einen Platz zu bekommen. Um die 700 Zuschauer drängten sich an die Werbebanden, um einen guten Blick auf den Rasen zu ergattern. Der Landesligist möchte ja zum 100. Geburtstag im Jahr 2020 erstmals in der Bayernliga spielen. Dafür muss in den Relegationsspielen Bayernligist FC Unterföhring aus dem Weg geräumt werden - und dass das möglich ist, wurde im Hinspiel deutlich. Die vom ehemaligen Profi Hannes Sigurdsson trainierten Deisenhofener dominierten das Hinspiel, kamen aber nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus. Das Glück war nicht auf ihrer Seite, denn sie ließen nicht nur zahlreiche Chancen ungenutzt, sondern profitierten auch weder von einer 44-minütigen Überzahl noch von einem Elfmeter in allerletzter Sekunde. Trotzdem sagte der Isländer Sigurdsson in bester Angela-Merkel-Manier: "Wir schaffen das."

Unterföhrings Trainer Zlatan Simikic wusste, dass seine Mannschaft mit dem 1:1 mehr als gut bedient war. "Heute hatten wir Riesenglück", sagte er. Damit hatte er aber kein Problem, denn "wir haben schon das ganze Jahr so viel Pech gehabt und uns das Glück auch mal verdient". Nach 15 Minuten des Abtastens, in denen beide Mannschaften ihren Fokus auf defensive Stabilität legten, nahm Deisenhofen das Spiel in die Hand und bescherte dem Bayernligisten Probleme. Gäste-Torhüter Marko Negic hatte auch das Glück an seiner Seite, als Mittelstürmer Michael Bachhuber, der die Gäste ordentlich beschäftigte, den Ball aus 15 Metern an die Querlatte zimmerte (22.).

Deisenhofen machte das Spiel immer wieder breit - bevorzugt über die rechte Seite. Das Unterföhringer 3-5-2 wurde dadurch zu einem 5-3-2, weil die Außenspieler Pascal Putta (links) und Ajlan Arifovic nahezu ständig in der Defensive gebunden waren. Dadurch waren die Wege für Unterföhring sehr weit. Da die FCD-Spieler zudem spritziger und meistens schneller waren, hatten Unterföhringer Angriffsaktionen Seltenheitswert. Simikic berief nach dem Halbzeitpfiff noch auf dem Rasen einen minutenlangen Krisengipfel mit seinen beiden spielenden Co-Trainern Maximilian Lüftl und Luka Coporda sowie Kapitän Andreas Faber ein.

Simikic, der erst sein drittes Spiel als FCU-Cheftrainer bestritt, nahm die völlig enttäuschende Leistung seiner Mannschaft in Halbzeit eins auf seine Kappe. "Das war mein Fehler", sagte er. Was konkret er damit meinte, wollte er nicht verraten. Sigurdsson war zufrieden: "Wir haben guten Fußball gespielt, standen hinten sicher und haben nach vorne viele Chancen kreiert." Das Unterföhringer Leiden setzte sich nach Wiederanpfiff nahtlos fort. Nach knapp sechs Minuten flog Florian Bittner nach einem Foul an Bachhuber mit Gelb-Rot vom Platz, kurz darauf erzielte der Gefoulte nach schönem Zuspiel von Evrad Ngeukeu das überfällige 1:0 (58.). Die Festtagsstimmung hatte da ihren Höhepunkt.

Deisenhofen hatte nun alle Trümpfe in der Hand. Doch sie ließen erst mehrere sehr gute Kontermöglichkeiten ungenutzt und verkrampften dann. Unterföhring nutzte das und kam dank Nasrullah Mirza, der sich kurz zuvor auf eine Diskussion mit Deisenhofens Bank eingelassen hatte, mit seiner zweiten Chance des Spiels zum Ausgleich (76.). "Überzahl ist nicht immer positiv", erklärte Sigurdsson. Das Spiel ändere sich dadurch und bei der numerisch unterlegenen Mannschaft "kommt das Herz rein". Als bereits die 95. Minute lief, trat Marco Finster zu einem schmeichelhaften Elfmeter an - und Negic parierte ihn. Daraufhin pfiff der Schiedsrichter ab.

Sigurdsson gab sich nordisch kühl. Es sei erst Halbzeit, betonte er, im Rückspiel am Samstag (14 Uhr) könne noch alles passieren. Er habe viel Vertrauen in seine Spieler. Stefan Schelle geht es offenbar ähnlich. Oberhachings Bürgermeister, der auch den Ortsteil Deisenhofen verantwortet, hatte schon in der Halbzeit darauf verwiesen, dass das Rathaus zwar nicht über einen Balkon verfüge, aber über ein Flachdach. Dort könne man einen Aufstieg ebenso gut feiern.

© SZ vom 24.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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