Munich Mash:Enarsons Sprung

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US-Fahrer dominieren BMX-Wettbewerb in der Eishalle

Von Sebastian Winter, München

Dennis Enarson schraubte sein BMX-Rad auseinander, er war glücklich. Ein paar Selfies hier, ein paar Autogramme da, vorher hatte der Mann aus La Mesa, Kalifornien, noch den Inhalt einer Magnum-Flasche Sekt auf dem Siegerpodest verspritzt - zusammen mit dem Zweitplatzierten Garrett Reynolds, dem im Finale ein Fehler unterlaufen war, und dem Dritten Chad Kerley. Die drei Besten des BMX-Street-Rink-Wettbewerbs, den am Samstag im Rahmen des Munich Mash rund 4000 meist jugendliche Zuschauer in der Olympia-Eishalle verfolgten, feierten ihren Triumph angemessen.

Sie alle kommen aus den USA, und sie fuhren in ihrer eigenen Liga. Mit hoher Geschwindigkeit und Tricks, bei denen oft ein Raunen durch das Publikum ging. "Das war Spaß, eine gute Show", sagte Enarson, der dem Klischee des US-Posterboys nahezu perfekt entspricht: "Die Fans waren so krass, ich fand es toll, dass sie auch die einfachen, nicht so spektakulären Tricks beklatscht haben. Normal ist das nicht."

Enarson, der seine blonde Mähne unter einer Basecap zähmte, ist ein großer Name im BMX-Geschäft, er hat schon Wettbewerbe bei der Profitour gewonnen und Medaillen bei den X-Games. Er gilt als weltbester Allround-Fahrer, ein waghalsiger Typ mit einem brillanten Gefühl für sein Rad: Wie am Samstag, als er beispielsweise von einer leicht ansteigenden Rampe mit seinem Rad drei Meter nach links sprang und mit dem Pedal exakt auf einem Geländer landete, auf dem er dann noch entlangschlitterte - großer Applaus. Mit üblem Jetlag war er am Donnerstag in München angekommen, Freitag sei er erst um 18 Uhr abends aufgewacht, erzählte Enarson, der auch im nächsten Jahr gerne wieder am Mash teilnehmen, dann aber länger in der bayerischen Landeshauptstadt bleiben möchte. Denn am Sonntag flog er schon wieder zurück an die Westküste der USA - zur Hochzeit eines guten Freundes.

Der ganze BMX-Wettbewerb wirkte so, als hätten sich ein paar Kumpels in der Halle verabredet, um sich in lockerer Atmosphäre mit Trick-Feuerwerken zu überbieten. Auch die derzeit besten Deutschen, Bruno Hoffmann und Daniel Tünte, erreichten das Finale. Sie legten mehr Wert auf Tricks an den Geländern, doch so viel Geschwindigkeit und so spektakuläre Sprünge wie die US-Amerikaner konnten sie nicht bieten. "Dennis ist der Krasseste, man merkt das auch an der Kondition", sagte Hoffmann, der Platz vier belegte, direkt vor Tünte, der ebenfalls hochzufrieden war: "Ich wollte ins Finale und dort nicht Letzter werden. Das hat geklappt und es war das Beste, das ich je gefahren bin."

Dass die Deutschen hinter der Elite aus den USA landen würden, war eigentlich vorher klar, schon der Finaleinzug war ein großer Erfolg für das Duo gewesen, das sich langsam an die internationale Spitze herantastet. Doch die ist noch ein gutes Stück entfernt, wie der Samstag zeigte. "Sie haben eine viel größere Beständigkeit in ihren Runs und die besseren Tricks", gestand Tünte ein. Enarson freute sich da schon auf die Aftershow-Party am Abend.

Der Frankfurter Hoffmann hingegen war ganz froh, als der Trubel in der Halle vorbei war. Er kommt gerade aus den USA, bald fliegt er nach Island zu einem Videodreh: "Ich freue mich jetzt auf zu Hause, einfach mal ein bisschen chillen auf der Couch."

© SZ vom 29.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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