Basketball:Endspiele

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Während sich die Dachau Spurs mit dem Abstieg aus der Regionalliga abgefunden haben, ist für die zweite Mannschaft des FC Bayern nach einem verkorksten Saisonstart der Aufstieg wieder ein Thema

Von Matthias Schmid, München

Als Pädagoge gehört es zu den zentralen Aufgaben von Werner Mühling, auch aus Negativerlebnissen etwas Positives herauszuarbeiten. Nach der verstörenden 77:112-Niederlage seiner Dachau Spurs gegen den Tabellenvorletzten BC Erfurt am vergangenen Samstag steht sieben Spieltage vor dem Saisonende fest, dass die Mannschaft absteigen wird. Nach einem 20-jährigen Abonnement auf die 1. Regionalliga Südost. Ein Jahr nach dem Sieg im Landespokal, ein Jahr nach dem Abschied von Ausnahmespieler Omari Knox. Für den Verein ist das eine Zäsur. "Wir haben aber zumindest das letzte Viertel für uns entschieden", sagt Spurs-Trainer Mühling. Er lächelt.

Mühling ist Lehrer und ehemaliger Bamberger Erstligaspieler, seinen Einstand als Retter hatte er sich natürlich anders vorgestellt. Er hatte nicht geglaubt, dass die Dachauer Probleme so gravierend seien, dass das Endspiel um den Klassenverbleib mit einem Klassenunterschied enden würde. Der 58-Jährige war als Nachfolger von Roland Sovarzo gekommen und bleibt als Trainer, der nun versuchen soll, den Verein so schnell wie möglich in die vierthöchste Basketballklasse zurückzubringen. Als Geschlagener fühlt er sich nicht: "Erfurt war einfach besser als wir, spielerisch und konditionell." In den verbleibenden Partien will er nun experimentieren, den jungen Spielern viele Minuten Einsatzzeit gewähren, sie sollen Erfahrungen sammeln, "vor allem die physische Härte in dieser Liga erleben", wie Mühling es ausdrückt. Er denkt dabei an U20-Spieler wie Akin Arpac, der gegen Erfurt in knapp 18 Minuten 13 Punkte sammelte. "Wir haben junge und hoch qualifizierte Spieler, die nun frei von Druck an das höhere Niveau herangeführt werden müssen", sagt Mühling.

Sehr viel anders klingt es bei Oliver Kostic auch nicht. Am Samstag werden sich die beiden erstmals persönlich begegnen, sie werden sich austauschen, fachsimpeln, wenn Dachau den FC Bayern München II empfängt, den Kostic trainiert. Anschließend werden sich ihre Wege wieder trennen, für längere Zeit vermutlich. Der FC Bayern München hat sich nach elf Siegen nacheinander in eine Situation gebracht, die noch vor ein paar Monaten, nach drei Niederlagen zu Saisonbeginn, so unerreichbar schien wie die Verpflichtung Dirk Nowitzkis: Kostic und Bayern-Geschäftsführer Volker Stix können wieder über den Aufstieg in die dritte Profiliga ProB nachdenken. "Sollten wir am Saisonende doch noch auf dem ersten Platz stehen und aufsteigen, dann wären wir alle glücklich", sagt Kostic. Die Münchner stehen im Moment auf Rang vier, mit sieben Punkten Rückstand auf Tabellenführer Nördlingen. Was nach viel klingt, relativiert sich, weil der FCB ein Spiel weniger aufweist und noch daheim gegen den derzeitigen Primus spielt. An die Meisterschaft denkt Kostic trotzdem nicht. "Das Ausbildungsprogramm hat andere Prioritäten", sagt er gerne. Er soll den Abstand zu den Spielern im Kader der Profis verringern, er soll seine Talente soweit auf die Karriere als Berufsspieler vorbereiten, dass sie nach einer kurzen Eingewöhnungszeit in der Bundesliga, in der Mannschaft von Svetislav Pesic, reüssieren können. So wie Paul Zipser in der vergangenen Saison. Das sind die Koordinaten, in denen sich der Serbe bewegt. "Wenn wir das erreichen, haben wir erfolgreich gearbeitet", sagt Kostic.

Mühling ist aufgefallen, dass in der Regionalliga sehr viel professioneller gearbeitet wird als noch vor ein paar Jahren. Zehn Trainingseinheiten pro Woche wie beim FCB sind nicht mehr die Ausnahme, sondern bei den ambitionierten Teams üblich. "Da können wir mit dreimal Training schon lange nicht mehr mithalten", sagt der Dachauer: "Das Niveau mit den vielen ausländischen Spielern ist mittlerweile so hoch wie früher in der zweiten Liga."

In München wären alle Beteiligten dennoch froh, wenn sie die Regionalliga so schnell wie möglich verlassen könnten. Offiziell zugeben will das niemand. "Die jungen Spieler müssen erst einmal lernen, kontinuierlich zu arbeiten und geduldig zu sein", sagt Kostic. Aus seiner Mannschaft trainieren regelmäßig Maurizio Marin und Daniel Mayr bei den Profis mit. Sie selbst fühlen sich schon jetzt bereit für die Bundesliga. Mayr hofft, dass er noch in dieser Saison ein paar Minuten in der BBL bekommen wird. Pesic ist aber ein Trainer, der einen jungen Spieler erst dann aufs Parkett schickt, "wenn dieser sich das auch verdient hat", wie er sagt. Bei Marin und Mayr ist das offenbar noch nicht der Fall, sie müssen weiter mit der Regionalliga vorliebnehmen. Gleichwohl hat der 65-jährige Serbe mehrmals betont, wie sehr er gerade die Qualitäten von Center Mayr schätzt. "Sie erkennen mittlerweile aber, dass sich harte Arbeit auszahlt", sagt Kostic. Er will nun jedes Spiel in der Liga so angehen, als sei es ein Endspiel.

Dachau hat sein Endspiel verloren, sie müssen sich mit dem Abstieg irgendwie abfinden. Werner Mühling freut sich aber schon darauf, die jungen Spieler auszubilden. Der Pädagoge Mühling sagt: "Das ist eine lohnenswerte Aufgabe."

© SZ vom 25.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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