Motorsport:Roaring Olching

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Es kann nur einen geben: Für den deutschen Meister und Lokalmatador Martin Smolinski (Zweiter von rechts) zählt auf seiner Heimbahn trotz der starken Konkurrenz nur ein Platz auf dem Siegerpodest - "alles andere ist für mich uninteressant." (Foto: Günther Reger)

Das Speedway-Rennen an Fronleichnam zählt erstmals seit 20 Jahren als Qualifikation zur Europameisterschaft. Von der Qualität der Rennen und des Fahrerfelds erhofft sich der veranstaltende MSC auch eine Aufwertung des Sports. Ziel ist die Rückkehr in die Bundesliga

Von Christoph Leischwitz, Olching

Volksfest und Speedway an Fronleichnam, das gehört in Olching zusammen wie der Golfplatz und die benachbarte Amper. Oder Sechzig-Fans und der Daxerhof. Das ist schon seit Jahrzehnten so, und wird vermutlich auf immer so sein. An diesem Donnerstag (14 Uhr) allerdings röhren die Motoren nicht nur aus purer Tradition, diesmal wird ein so genanntes Prädikatsrennen gestartet, zum ersten Mal seit 20 Jahren. 18 Fahrer werden am Start sein, jeder von ihnen hat fünf Mal die Möglichkeit, über je vier Runden Punkte zu sammeln. Am Ende qualifizieren sich die sieben punktbesten Piloten für einen Startplatz bei der Europameisterschafts-Serie, die im Juli in Güstrow beginnt. Deshalb gilt für Zuschauer noch mehr als sonst, früh und möglichst mit öffentlichen Transportmitteln anzureisen, da beim Volksfest auch die Parkplatznot zur Tradition gehört. Der Veranstalter MSC Olching rechnet mit bis zu 4000 Besuchern.

Mit dabei ist natürlich Martin Smolinski. Auch für den 31-jährigen Lokalmatador ist es ein spezielles Rennen: "Ich bin in den vergangenen beiden Jahren bei der EM mitgefahren, konnte dort aber nicht gut abschneiden", sagt er, im vergangenen Jahr etwa landete er auf Platz 14. Beide Male hatte er eine Wildcard erhalten, jetzt gehe er "den harten Weg über die Qualifikation" - immerhin mit Heimvorteil. Mittwochnachmittag wird es im Stadion hinter dem Festzelt zum ersten Mal laut, dann beginnt das Training. Smolinski, der in Olching aufgewachsen ist, kennt fast schon jedes Sandkorn auf der Bahn. "Sie ist sehr schnell", sagt er, bei Messungen vor zwei Jahren habe er im Schnitt 85,4 und in der Spitze 120 Stundenkilometer erreicht. "Man kann hier viel Schwung aufbauen, deshalb mit einem Fehler auch viel kaputt machen, wenn man die falsche Linie fährt."

Im Training werde er "taktisch fahren", sagt der deutsche Meister. Heißt das, er will die Gegner, die natürlich wissen, dass es sich beim Olchinger Oval um sein Wohnzimmer handelt, im wahrsten Sinne auf eine falsche Fährte locken? "Wie gesagt, ich fahre taktisch", sagt Smolinski und grinst. Ihm gehe es am Vortag vor allem darum, sein Material zu testen. Für die Auswahl seiner Motoren sei er in den vergangenen Jahren oft belächelt worden. "Wir schwimmen gerne gegen den Strom", sagt der Profi über sich und sein Team. Seine Platzierungen haben sich in diesem Jahr verbessert, in Olching soll mal wieder ein großer Coup gelingen.

Hierzulande ist Smolinski fraglos der beste Fahrer, 2014 nahm er als erster Deutscher an der Grand-Prix-Serie teil, gewann sogar ein Rennen. Am Donnerstag ist er wieder der einzige Deutsche im Feld. Deshalb ist dieses Rennen für ihn aus zwei Gründen wichtig: Die Fans daheim sollen etwas von seinem Auftritt haben. Und es geht auch darum, sich international wieder in den Vordergrund zu fahren. "Es ist ein sehr ausgeglichenes Fahrerfeld", sagt Smolinski. Ein starkes ist es sowieso.

Der Schwede Fredrik Lindgren zum Beispiel hat zehn Jahre lang am Grand Prix teilgenommen, sein Landsmann Hans Andersen oder der Pole Przemyslaw Pawlicki hatten Smolinski im vergangenen Jahr bei der EM deutlich hinter sich gelassen. Doch der will auch verbal nicht bremsen: "Ich will aufs Treppchen. Alles andere ist für mich uninteressant." Es werde allerdings sehr spannend, glaubt Smolinski, und so knapp, dass entweder um die ersten drei oder um den entscheidenden Platz sieben ein Stechen nötig sein wird.

Auch für die Speedway-Stadt Olching hat das Rennen große Bedeutung. Hinter dem prestigereichen Prädikatsrennen verschwindet kurz die Tatsache, dass der MSC seit Jahren nicht in der Bundesliga antritt, weshalb Smolinski dort für den AC Landshut startet. Die Rückkehr ist ein mittelfristiges Ziel, dazu fehlen allerdings nach wie vor die Sponsoren. Präsident Stefan Lochner bedankt sich daher beim Vorgänger-Präsidium, dass man sich um die Austragung der EM-Qualifikation beworben hat.

Die Speedway-Zukunft in Olching ist fürs Erste gesichert, ein neuer Pachtvertrag wurde mit der Stadt ausgehandelt, demnach wird das Stadion für 30 weitere Jahre betrieben. Die Tradition wird also weiter bestehen. Nun gilt es, die Stadt wieder zu jenem Aushängeschild des Motorsports zu machen, das sie in früheren Zeiten einmal war.

© SZ vom 25.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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