Volleyball:Langer Atem

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"Es hält, zwickt aber manchmal": Tamara Zeller ist nach ihrem Kreuzbandriss zurück im Team - und soll ihre Erfahrung als Libera einbringen. (Foto: Claus Schunk)

Lohhofs Volleyballerinnen haben sich zum Zweitligastart mal wieder neu aufgestellt - und bleiben ihrer Jugendlinie treu

Von Maximilian Ferstl, Unterschleißheim

An einem Samstag im vergangenen März treffen sich Matthias Kock und Jürgen Pfletschinger zum Vier-Augen-Gespräch. Sie sitzen im Wirtshaus, Kock, der Volleyball-Abteilungsleiter des SV Lohhof, kommt gut mit seinem Damen-Trainer aus. Sie bestellen Schweinebraten, das Gespräch ist munter, der Inhalt aber ziemlich ernst. Bald ist die Saison in der zweiten Bundesliga vorbei. Lohhof wird wohl unter den ersten Drei landen - Ziel erfüllt. Doch schon jetzt steht fest: Die Mannschaft zerbröckelt, viele wichtige Spielerinnen hören auf (auch Kapitänin Christin Hölzel), legen eine Pause ein (wie Maja Hammerschmidt) oder wechseln den Verein (Marion Elsasser nach Stuttgart). Die Frage steht im Raum, wie es nun weitergehen soll. Abteilungsleiter und Trainer einigen sich schnell: Lohhof wird noch stärker auf den eigenen Nachwuchs setzen.

Der vergangene Montagabend, in einem Hotel in Unterschleißheim: Lohhof präsentiert fünf Tage vor dem Saisonstart seine neue Mannschaft. Die Spielerinnen balancieren auf hochhackigen Schuhen nach vorne, erhalten von Pfletschinger ihre Trikots und strahlen in die Kamera. Sie sagen Sätze, die man bei solchen Anlässen sagt: "Das Team ist eine Familie", "one dream, one team", "wir wollen es mehr als die anderen". Kock und Pfletschinger wirken zufrieden. Ihr Team entspricht der Vorstellung, die sie vor einem halben Jahr entwickelt haben. "Stark verjüngt", bestätigt Pfletschinger, 22 Jahre im Schnitt. "Wir haben damals gesagt: Die Hälfte können wir mit eigenen Spielerinnen ersetzen. Und wir müssen den Markt beobachten."

Die drei Nachwuchsspielerinnen sind Theresa Schieder (Außen/Annahme), Cornelia Pantelic (Libera) und Laura Gentner (Außen/Annahme). Sie haben sich in der zweiten Mannschaft für höhere Aufgaben empfohlen. Als die Verantwortlichen den Markt hinreichend beobachtet haben, wechseln noch Ambria Dasch (Mittelblock) von Vilsbiburg II, Noëlle Forcher (Mittelblock) vom VC Offenburg und Sonja Auer (Außen/Annahme) von der DJK Augsburg-Hochzoll zum SV Lohhof.

Viele neue Gesichter also. In der Vorbereitung hat Pfletschinger "Frische, Ehrgeiz und Entwicklungsmöglichkeiten" erkannt, er sagt aber auch: "Die Mannschaft steht erst am Anfang. In der vergangenen Saison war klar, dass wir zu den ersten Drei gehören. Jetzt sehe ich uns im vorderen Drittel, das ist der Anspruch." Er rechnet vor allem in der Hinrunde mit einigen Niederlagen, der fehlenden Erfahrung wegen.

Deshalb dürfte sich Pfletschinger besonders gefreut haben, als er Tamara Zeller das Trikot mit der Nummer zehn überreichte. Nach zwei Kreuzbandrissen kehrt die 23-Jährige in die Mannschaft zurück. "Es hält, zwickt aber manchmal", sagt Zeller über ihr Kreuzband. Das Knie lässt noch keine Angriffssprünge zu, Zeller spielt deshalb Libera. Ihr Motto für die Saison ist simpel: "Hauptsache verletzungsfrei." Pfletschinger hält große Stücke auf Zeller, rechnet sie zu den Erfahrenen: "Obwohl Tamara noch jung ist, hat sie schon eine lange Karriere hinter sich. Das brauchen wir."

Die Jugendarbeit ist seit jeher Lohhofs große Stärke, zugleich kokettierte der Verein zuletzt öfter mit der Rückkehr in die erste Liga, in der er zuletzt in der Saison 2009/2010 spielte. Das sei nun kein Thema mehr, sagt Kock: "Der Etat gibt es einfach nicht her." Der stieg zwar für diese Zweitliga-Saison auf beachtliche 150 000 Euro, die Ausgaben, wie "Transfergebühren und Fahrtkosten", hielten aber Schritt. Trainer Pfletschinger schätzt, dass die neue Mannschaft in drei Jahren um den Aufstieg spielen könnte. Kock wiegelt ab: "Für die erste Liga braucht man einen großen Sponsor, der langfristig investiert." Nur dann könne man sich nochmals unterhalten.

Zum Zweitligastart am Samstag (19 Uhr) gastiert Lohhof ausgerechnet beim Lokalrivalen DJK Sportbund München-Ost. Der Aufsteiger sei "gespickt mit vielen guten Spielerinnen", sagt Pfletschinger. Bereits am Sonntag (13 Uhr) empfängt der SVL dann Dresden zum ersten Heimspiel. "Eine gute Standortbestimmung", findet der Trainer, mehr nicht. Für ihn zählt das Endergebnis. "Ich glaube, wir haben den längeren Atem. Wir sind schließlich jung."

© SZ vom 16.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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