Linksaußen:Von Pucks und anderen Narren

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Eishockey und Golf haben nichts miteinander zu tun? Weit gefehlt. Von Shakespeare, Karneval und Schäferstockstündchen

Von Johannes Schnitzler

Eishockey und Golf, das ist wie Shakespeares "Romeo und Julia": die Geschichte einer unerfüllten Liebe. Schon der Name verrät die heimliche Verbundenheit: "Hockey" kommt vom altfranzösischen hoquet, "Schäferstock". Mit einem solchen Krummstab befreien Schäfer ihre Tierchen aus misslicher Lage und Gestrüpp. Die meiste Zeit lümmeln sie freilich schwer auf ihren Stab gestützt nur so herum und warten, bis die öde Graserei ein Ende hat.

Irgendwann einmal, vermutlich kurz vor Karneval, muss ein gelangweilter Schäfer mit seinem Krummstock einen Stein in ein Mauseloch geschossen haben. Einfach so, weil er jeck war - Golf war erfunden. Böse Zungen behaupten zwar, Golf sei noch öder als einer Herde Schafe beim Fressen zuzuschauen. Jedenfalls ist es von dort bis zum Eishockey nur noch ein mittellanger Abschlag bis nach Kanada und Russland, wo es Eisblumenwiesen von gigantischer Größe gibt. In Ermangelung von frostfreien Mauselöchern stellte man an deren Stirnseiten je ein Schaf auf und trieb dem blökenden Vieh mit dem Schläger eine kleine Eisscholle durch die Beine: voilà, hockey sur glace! Nahm eines der kostbaren Tiere dabei Schaden, kam es zu wüsten Raufereien unter den Kontrahenten. Noch immer reagieren Eishockeyspieler äußerst aggressiv, wenn man ihren Torhüter attackiert.

Während bis heute viele Wintersportler das Golf-Spiel pflegen, hat sich die Zuneigung der Golfer zum Eishockey im Lauf der Evolution allmählich ausgekreuzt. Geblieben ist die gemeinsame Verzweiflung über das hassgeliebte Spielgerät, das nie tut, was es soll. Nicht umsonst lautet das englische Wort für "Kobold" Puck. Wie Puck, der Narr in Shakespeares "Sommernachtstraum". Nach allem, was man weiß, gehörte Shakespeares Leidenschaft freilich weniger dem Sport als jenen Narren, die wir Sterblichen doch sind. "So voller Wahnsinn ist die Raserei, die Liebe heißt", schreibt der Autor in "Was ihr wollt", im Original Twelfth Night ("Der Dreikönigsabend"). Gemeint ist die letzte der zwölf Rauhnächte. Zu Meister Williams Zeit wurde das mit Maskenspielen gefeiert - Karneval. Und so beginnen just in dieser Woche, da der Fasching endet, die Torwartmaskenspiele in der Deutschen Eishockey Liga. Die tiefsten Winternächte sind vorüber, Golf ist noch ein Sommernachtstraum: Es ist Playoff-Zeit. Schäferstockstündchen. An Aschermittwoch beginnt alles neu. Wie der Spielplan es will.

© SZ vom 27.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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