Linksaußen:Im Wettlauf mit dem Weib

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Eishockey, Leichtathletik, Tennis: Im Kampf der Geschlechter sind die Männer in dieser Woche auf vielen Feldern böse abgehängt worden. Aber es gibt Hoffnung

Von Johannes Schnitzler

Im Kampf der Geschlechter sind die Männer diese Woche böse abgehängt worden. Es begann am vorvergangenen Wochenende. Eishockey-Bundesliga der Frauen, Memmingen Indians gegen Bergkamener Bären. Nach 60 Minuten plus Verlängerung steht es unentschieden 3:3 - Penaltyschießen. Insgesamt 54 Mal treten beide Teams an: Weltrekord! Ausgelöscht damit die bisherige Bestmarke (42) aus dem Jahr 2010, gehalten von EHC München und Straubing Tigers.

Nun könnte man chauvinistisch-zurückgelehnt anmerken, dass es ja wohl eher kein Zeichen von Überlegenheit sei, wenn es 54 Schützinnen braucht, bis eine mal trifft, hö hö. Aber damit schnitte man sich ins eigene Macho-Fleisch.

Auftritt Inna Weit. Die mehrmalige deutsche Meisterin über 200 Meter aus Düsseldorf fordert Alexander Preibisch, Eishockey-Profi bei der DEG, zum Duell über 60 Meter heraus. Ein Schauwettkampf. Weit hat eine Bestzeit von 23,08 Sekunden, Preibisch gilt als schnellster Skater seines Teams. Weit gewinnt mit neun Hundertstel Vorsprung. Weit vorn, sozusagen. Preibisch keucht, er ist blass, er sagt: "Entschuldigt, aber mir ist gerade nicht so gut." Dann sprintet er durch zur Toilette.

Oder: Freitag, Nockherberg, München. Annemarie Carpendale, Frau des Schlagersängersohns Wayne Carpendale, die früher einmal Warnkross hieß und trotzdem Karriere im Privatfernsehen gemacht hat, gibt die sogenannte Glücksfee bei der Auslosung zum Top Four um den deutschen Basketball-Pokal. Der BR wird das Endspiel live übertragen, die Programmplaner hoffen auf ein Finale Bayern - Bamberg. Carpendale lächelt so zauberhaft, wie eine Fee nur lächeln kann, dann zieht sie: Bayern vs. Bamberg - im Halbfinale! Die Frau ist einfach zu schnell.

Vom Tennis ganz zu schweigen. Melbourne, Kerber, Finale, so geht die neue Reizwortkette der deutschen Männer.

Aber es gibt Hoffnung. Columbus, Ohio/USA: Beim NHL-Spiel der Blue Jackets gegen die Montreal Canadiens hält ein Mädchen ein Plakat hoch. Wenn Columbus-Stürmer Cam Atkinson an diesem Tag, ihrem neunten Geburtstag, ein Tor schieße, dann werde ihr Vater ihr einen Hund kaufen, hat die kleine Maddie darauf geschrieben. Was tut Atkinson? Erzielt nicht nur ein Tor, sondern gleich den ersten Hattrick seiner Profikarriere.

Frauen. Sie können einen zur Verzweiflung treiben. Oder zu Höchstleistungen.

© SZ vom 01.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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