Linksaußen:Im Interesse des Wettbewerbs

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Alles Red Bull, oder was? Könnte man meinen, bei der Ziehung der Achtelfinal-Partien in der Champions Hockey League.

Von Johannes Schnitzler

Freitagmittag in einem kleinen Fernsehstudio in Helsinki, die Ziehung der Achtelfinalbegegnungen in der Champions Hockey League wird gleich beginnen. Der finnische Moderator begrüßt Martin Baumann, den CHL-Geschäftsführer aus der Schweiz, dann erklärt Sport Manager Alexander Jäger, ein Oberschwabe aus Ravensburg, die Regeln. Wenn ein Finne, ein Schweizer und ein Oberschwabe miteinander Englisch reden, klingt das sehr lustig. Aber nun wird es ernst: Die Sieger der Vorrunden-Gruppen A bis I (Topf 1) treffen jeweils auf einen der acht Gruppen-Zweiten (Topf 2). Einzige Ausnahme: Wenn sich das Team aus Topf 1 und das Team aus Topf 2 bereits in der Gruppenphase begegnet sind, wird getauscht. Sonst gibt es keine Einschränkungen. Auch Teams aus demselben Land können von nun an aufeinandertreffen.

Wenn aber, sagen wir, zwei Teams sich vom selben Topf nähren?

In Topf 1 liegt der deutsche Meister EHC Red Bull München, in Topf 2 der EC Red Bull Salzburg aus Österreich. Ein Anruf am Vorabend der Auslosung bei Sport Manager Jäger, ob die CHL eine Klausel vorsieht für den Fall, dass beide einander als Gegner zugelost werden. Nein, sagt Jäger: Beide spielten in unterschiedlichen Ligen, "beide werden bei uns als unterschiedliche Vereine wahrgenommen". Auch im Fußball wäre schließlich ein Aufeinandertreffen zwischen RB Salzburg und RB Leipzig möglich. "Sehen Sie da einen Interessenkonflikt?"

Ein Interessenkonflikt besteht laut Definition, wenn - vereinfacht gesagt - sekundäre Interessen (z.B. Geld) das professionelle Urteilsvermögen bezüglich primärer Interessen (z.B. das Wohl eines Klubs oder die Integrität eines sportlichen Wettbewerbs) unangemessen beeinflussen. Wesentlich an der Definition ist, dass der Konflikt bereits gegeben ist, wenn nur das Risiko der Beeinflussung besteht, nicht erst, wenn die Beeinflussung tatsächlich stattgefunden hat. Der europäische Fußballverband Uefa hat sich lange mit der Frage beschäftigt und ist zum Schluss gekommen: RB Leipzig und Red Bull Salzburg seien "ausreichend voneinander getrennt". Keine natürliche oder juristische Person habe "entscheidenden Einfluss auf mehr als einen der teilnehmenden Vereine".

Beim EHC Red Bull München sind René Dimter und Rudolf Theierl Geschäftsführer. Beim EC Red Bull Salzburg ist Theierl Geschäftsführer und Dimter Managing Director. Beide Klubs gehören Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz.

Ein Interessenkonflikt? I wo.

Interessenkonflikte gibt es in den besten Familien (Kind: "Will Kaugummi!" Eltern: "Kaugummi ist ungesund." Kind: "Ich hasse Euch!"). Interessenkonflikte gibt es bei der CSU (Seehofer/Söder) oder beim FC Bayern (Hoeneß/Rummenigge). In der CHL gibt es sie nicht. München bekommt für das Achtelfinale Bern zugelost, Salzburg trifft auf Växjö. Sollten sich beide für das Viertelfinale qualifizieren, käme es zum direkten Duell. Aber das primäre Interesse ist ja beiden gemeinsam: die Marke zu promoten. Risiko: null. Gewinner ist immer Red Bull. Nachfragen an Rupert Zamorsky, Vorstandsmitglied der CHL. Und Head of Marketing beim EC Red Bull Salzburg.

© SZ vom 16.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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