Linksaußen:Der Teufel trägt Panda

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Der Teufelstritt im Münchner Frauendom: Nur echt mit dem typischen Sporn an der Ferse. (Foto: Stephan Rumpf)

Ein Fußabdruck ist schnell in der Welt. Einmal durch eine Pfütze gepatscht und über Asphalt gelaufen, schon kann auch ein Fährtenleser mit minus 5,5 Dioptrien dem Lauf der Dinge folgen. Und mancher Footprint kann heute so groß sein wie...: eine Eishalle.

Kolumne von Johannes Schnitzler

So ein Fußabdruck ist schnell in der Welt. Einmal durch eine Pfütze gepatscht und danach über trockenen Asphalt gelaufen, und schon kann auch ein legasthenischer Fährtenleser mit minus 5,5 Dioptrien mühelos dem Lauf der Dinge folgen, Schritt für Schritt. Sogar der Leibhaftige selbst hat bekanntlich seine Spur auf geweihtem Kirchengrund gezogen. Aus Wut über ein paar entgangene arme Seelen stampfte der Gottseibeiuns im Münchner Frauendom einmal auf den Boden wie ein trotziges Kind und hinterließ dabei einen bleibenden Eindruck - zu erkennen am Sporn im Fersenbereich. Der Teufel steckt im Detail.

Christine Strobl (SPD), Dritte Bürgermeisterin der Landeshauptstadt, hat daran noch einmal erinnert, als sie dieser Tage erwähnte, dass der "Footprint" (neudeutsch für Fußabdruck) der künftigen Sporthalle im Olympiapark "etwas größer" ausfallen wird als jener, den das alte Radstadion an selber Stelle verursacht hatte. Rechts und links von Strobl saßen brav die Sendboten des FC Bayern (Mieterseite) und von Red Bull (Bauherr). Nun könnte man kulturkritisch einwerfen, dass von den roten Bonzen dies- und jenseits der Staatsgrenze ja wohl nichts anderes zu erwarten ist als ein Leben auf großem Fuß. Reinwaschen von dieser kleinen Sünde will sich die rot-rot-rote Koalition allerdings mit einem dicken Plus in der Ökobilanz. "Wir werden mit neuer Technik Energiespitzen bei der Klimaanlage vermeiden", beteuerte engelsgleich Bernd Leukert, Vorstandsmitglied des Software-Schwergewichts SAP, das mit Innovation Eindruck schinden will.

Dazu muss man wissen, dass Eishallen älteren Baujahrs energetisch gesehen eine einzige Klimakatastrophe sind. Wenn es draußen 20 Grad hat und drinnen immer noch mollige 15, wenn das Spielfeld aber Tag und Nacht auf wettkampftaugliche minus 5,5 Grad heruntergekühlt werden muss, reißt das größere Löcher in die ökologische Plus/Minus-Statistik, als wenn man eine Drei-Gigatonnen-FCKW-Bombe direkt in der Ozonschicht zur Detonation bringen würde. Ganz zu schweigen von den Bauruinen, durch deren vor sich hin korrodierende Rohrleitungen hoch toxisches Ammoniak als Kühlmittel gluckert. Das Wort Bodenversiegelung bekommt hier einen unerwartet wünschenswerten Beiklang.

Die in Klimafragen wie immer äußerst sensible Deutsche Eishockey Liga (DEL) hat das Problem natürlich längst erkannt. Seit dieser Saison machen sich unter anderem Kölner Haie, Augsburger Panther und Eisbären Berlin gemeinsam mit dem World Wide Fund For Nature für den Schutz der gequälten Kreatur stark. "Im DEL-Eishockey herrscht quasi Artenvielfalt. Fast alle unserer Klubs haben Tier-Maskottchen. Da liegt es nahe, sich auch für seine bedrohten Namensgeber aktiv einzusetzen", erklärte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke gravitätisch. Sogar die schwarz-weiß-gestreiften Schiedsrichter-"Zebras", von vielen verteufelt und zur Hölle gewünscht, sind neuerdings mit einem Pandakopf auf dem Leibchen unterwegs - ein Zeichen der Solidarität unter gefährdeten Arten. Dass die Atmosphäre in der Liga nach eigenwilligen Entscheidungen des Disziplinarausschusses und Geldstrafen gegen kritische Trainer gründlich vergiftet ist, steht auf einer anderen roten Liste. Das neue Umweltbewusstsein riecht jedenfalls nach Emissions-Ablasshandel.

Sollte der Teufel dereinst mal wieder aufstampfen wollen aus Wut darüber, dass alle Seelen in diesen verflucht heiligen Zeiten porentief rein sind wie eine frisch bereitete Eisfläche: Im künftigen Sankt Angelus Palast (SAP), vulgo Bullendom, muss er aufpassen. Sonst verleiht ihm noch jemand ein Paar Flügel.

© SZ vom 25.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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