Linksaußen:Birne mit Bums

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Fußball macht dumm? Zumindest, wenn man zu oft Kopfball spielt. Das jedenfalls unterstellt eine schottische Studie. Was meinen Sie dazu, Horst Hrubesch?

Von Johannes Schnitzler

Zu den Paradoxien der Überflussgesellschaft gehört es, dass von allem immer zu wenig da ist. Zu wenig Geld. Zu wenig Zeit. Zu wenig Platz. Ob Arbeits-, Kita- oder Parkplatz: Nie ist einer frei, wenn man ihn braucht. Nun wird auch noch der Platz für Gedanken knapp. Wissenschaftler der schottischen University of Sterling haben festgestellt, dass häufiges Kopfballspiel die Hirnfunktion beeinträchtigt. Die Probanden mussten zu Studienzwecken 20 Mal einen Ball mit dem Kopf annehmen, simuliert wurde die Intensität eines Eckballs aus sechs Metern Entfernung. Ergebnis: Hirnfunktion und Gedächtnisleistung waren nach dem Test verlangsamt. Und damit zu Horst Hrubesch.

Hrubesch, 65, war zu seiner Zeit ein gefürchtetes Kopfballungeheuer beim seinerzeit gefürchteten Hamburger SV. So manchen Eckball hat er ins Tor geschädelt, auch aus mehr als sechs Metern Entfernung. Danach sagte er oft lustige Dinge. Er müsse das Spiel noch einmal "Paroli laufen" lassen etwa, oder: "Manni Banane, ich Kopf - Tor". Manni Banane ist keine sächsische Unterwäschemarke, sondern die verkürzte Darstellung einer sog. Standardsituation. Manfred "Manni" Kaltz flankte EU-vorschriftsmäßig gekrümmt auf Hrubesch - Tor. Andererseits - und das spricht gegen die Ballerballa-Studie - kann Hrubesch fließend Anglerlatein. Sein Buch "Dorschangeln vom Boot und an den Küsten" gilt als sog. Standardwerk. Der Dorsch ist schlau, sonst bräuchte es keine Bücher darüber, wie man ihn fängt. Außerdem macht Seefisch klug, das lernt jedes Kind in der Käpt'n-Iglo-Grundschule. Hrubeschs Oberstübchen mag also heftig durchgerüttelt worden sein, aber nicht dauerhaft verwüstet. Die Studie bestätigt: Alle Messwerte hätten sich binnen 24 Stunden normalisiert. Allerdings warnen die Neurowissenschaftler: "Obwohl die Veränderungen nur temporär waren, glauben wir, dass sie die Gesundheit des Gehirns beeinflussen." Weil so viele Menschen Fußball spielen, sei es "wichtig, dass sie wissen, was im Inneren des Hirns passiert."

Menschen, die nicht Fußball spielen, kann es ergo schnuppe sein, was in ihrem Gehirn passiert, solange ihnen keiner aus sechs Metern Bälle an die Birne ballert. Und was Horst Hrubesch angeht: Der wird am Samstag in München den Ehrenamtspreis für herausragende Verdienste im bayerischen Amateurfußball vergeben. Wenn das nicht klug ist. Amateure haben ja nie genug Fußballplatz.

© SZ vom 14.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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