Linksaußen:Big Brother beim FC Bayern

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Hoeneß, Rummenigge und jetzt Kovac: Brüderpaare haben Tradition beim Rekordmeister. Hilfe holen kann sich das neue Gespann in Ismaning.

Von Johannes Schnitzler

Die Geschichte der Welt ist voller Brüder. Das fängt mit Kain an, der den Abel erschlug und dafür gezeichnet wurde, aber nicht, um ihn als Mörder zu brandmarken (alter Überlieferungsfehler), sondern um ihn vor dem Zorn seiner Mitmenschen zu schützen: Nicht anfassen, der Herr liebt ihn trotzdem. Wer nun sagt: Moment! Mitmenschen? Waren Kain und Abel neben Adam und Eva nicht die einzigen auf der noch postparadiesisch menschenleeren Welt? Dem sei entgegengefragt: Für wen hätte Bauer Kain dann den ganzen Aufwand mit der Bio-Landwirtschaft betrieben? Leider bleibt das Alte Testament hier vage. Als Quellen werden immer nur ein gewisser Gott, ein paar Engel oder Propheten zitiert. Alles in allem ziemlich unwissenschaftlich das Ganze.

Mit Kain und Abel kam jedenfalls das Bruder-Motiv in die Welt, mal als -Liebe, mal als -Krieg, mal als Niko und Robert Kovac. Vornehmlich der klassische Western, der komplexe Geschichten auf wenige Archetypen herunterbricht, bedient sich dieses Motivs gerne: Frank und Jesse James. Die Earps: Wyatt, Virgil, Morgan, Warren, James und Newton. Die Daltons.

Die Brüder Karamasow. Die Klitschkos. Jetzt: die Kovacs

Die Literatur kennt neben Jacob und Wilhelm Grimm die Brüder Karamasow (Dostojewski), weder verwandt noch verschwägert mit zwei Tolstoi lesenden Boxern aus der Ukraine. Der Sport wiederum brachte ganze Brüder-Dynastien hervor. Die Herrenreiter Alwin und Paul Schockemöhle. Die Tischtennisspieler Ralf und Torben Wosik. Ralf und Rocky Rocchigiani, beide Jahrgang 1963 zwar, keine Zwillinge aber wie die Schlager schmetternden Schalker Erwin und Helmut Kremers, quasi die Ruhrpott-Version der Förster-Buben, zwei Holzfällern von der Schwäbischen Alb. Die Benders.

Sogar beim FC Bayern gab es schon Brüder vor den Kovacs, deren Wechsel nach München die Bundesliga in Atem hält. Dieter und Ulrich Hoeneß zum Beispiel, zwei Metzgerssöhne aus Ulm, von denen einer nach seiner Profilaufbahn ein erfolgreicher Fußballmanager geworden ist. Und der andere Uli Hoeneß.

Oder die Rummenigges: Karl-Heinz, einst ein rotbäckiger Stürmer, vor dem die Verteidiger dieser Welt zitterten, heute ein rotbäckiger Vorstandsvorsitzender, vor dem die ganze Fußballwelt zittert; und Michael, der kleine Bruder, der die poppigste Popper-Frisur der poppigen Achtziger trug (und vermutlich deshalb heute einen Stammplatz hat bei Markus Lanz). Nun also Niko und Robert Kovac, zwei Kroaten aus Berlin.

Seit 2013 ziehen die beiden Hand in Hand als Trainer (Niko) und Assistent (Robert) durch die Fußballwelt. Wobei Robert, 44, wiewohl sechs Zentimeter größer, der kleine Bruder ist von Niko, 46, der wie früher im Wedding stets dafür sorgt, dass der Kleene nicht zu kurz kommt. Erst beim kroatischen Verband, aktuell bei der Eintracht in Frankfurt, wo auch der DFB sitzt (= gefährliches Pflaster). Die beiden halten was aus. Sollte der FC Bayern aber doch zu groß für sie sein, können sich die Kovacs Hilfe holen in Ismaning. Dort spielen Die Brüder - Handballerinnen mit Sinn für Selbstironie. Und am Ende, so ist es in der Bibel wie bei den Bayern: Am Ende richtet Gottvater.

© SZ vom 16.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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