Leichtathletik:Neapel sehen und stoßen

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Kugelstoßer Christian Zimmermann hofft bei der Universade in Italien auf einen Medaillengewinn.

Von Andreas Liebmann, Kirchheim

Christian Zimmermann war aufgeregt, sehr sogar. Kein Wunder, sollte man meinen, der bislang wichtigste Auftritt seiner Karriere stand ihm bevor, aber darum ging es gar nicht. "Mir wäre es lieber gewesen, ich hätte einfach nur einen Wettkampf gehabt, das kann ich", sagte der Kugelstoßer des Kirchheimer SC. So aber sei alles "relativ unentspannt" gewesen, er habe "ein bisschen Panik geschoben". Denn: Die Reise zur Universiade nach Neapel war ja mit einer Zugfahrt und einem Flug verbunden, und er habe furchbar Angst gehabt, wichtige Dinge zu vergessen. "Ich fliege nicht so oft auf Wettkämpfe", erklärte er.

Lange hat Christian Zimmermann darauf warten müssen, international für Deutschland anzutreten. Sein Debüt in Schwarz-Rot-Gold fand erst in diesem März beim Winterwurf-Europacup in Samorin, Slowakei, statt. Die Universiade ist nun das bisher Größte für den 24-Jährigen. Der Gedanke daran allerdings hat ihn am Freitag nicht groß belastet, wie er versicherte. "Stoßen kann ich, das mache ich jede Woche", sagte er, "sportlich bin ich richtig gut drauf: fit, technisch gut". Dann überlegte er aufs Neue, was er wohl vergessen haben könnte. Die Gewichtheberschuhe zum Beispiel habe er absichtlich daheim gelassen, es hieß, die brauche er nicht ... - "Mir fällt nichts ein."

Zimmermann ist einer von drei Münchner Leichtathleten, die bei den Weltmeisterschaften der Studierenden antreten. Die anderen beiden sind die 800-Meter-Läuferinnen Katharina Trost und Christina Hering von der LG Stadtwerke. Beide wollen ins Finale, dann würden ihnen von Montag an drei Rennen an drei aufeinander folgenden Tagen bevorstehen. Schon einmal sind die beiden international gegeneinander angetreten, 2013 war das, bei der U20-Europameisterschaft im italienischen Rieti. Damals wurde Hering Dritte, Trost Fünfte; aktuell ist aber wohl eher Trost in etwas besserer Form.

Neu wird für alle die Unterbringung sein. Da Neapel keine 8000 freien Betten hatte, wohnen auch die deutschen Athleten während der Universiade auf einem Kreuzfahrtschiff im Hafen. Nach dem Flug, der für Zimmermann schon deshalb heikel ist, weil er mit seiner Länge von 2,13 Meter nicht in normale Sitzreihen passt ("Ich würde das Cockpit nehmen..."), könnte ein zu kurzes Bett in der Schiffskabine die nächste Herausforderung sein. Er freut sich trotzdem: "Meine erste Kreuzfahrt", sagt er - "ohne Fahrt."

Sportlich ist er zuversichtlich. Eine Teilnehmerliste habe er nicht gefunden, aber wer am Montag 20 Meter stoßen könne, sei wohl prädestiniert für einen Platz unter den Top Fünf. "Eine Medaille als Ziel ist realistisch", glaubt er. Zimmermann hat die 20-Meter-Marke zwar noch nie erreicht, seine Bestweite sind 19,91 Meter, gestoßen Anfang Juli beim Ludwig-Jall-Fest in München. Doch so nervös er auch sonst ist, über den ersten 20-Meter-Stoß sagt er: "Ich sehe darin kein Problem, ich muss es nur machen." Wenn er nur erst mal dort wäre.

© SZ vom 06.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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