Leichtathletik:Mit Verspätung

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Christina Hering von der LG Stadtwerke München liefert in Bellinzona die WM-Norm über 800 Meter nach. Leider nach Nominierungsschluss - wobei: Ein Fünkchen Hoffnung auf eine Nachnominierung für London gibt es noch.

Von Andreas Liebmann, München

Es war ein typisches Christina-Hering-Rennen. Nicht etwa wie kürzlich bei den deutschen Meisterschaften in Erfurt, als die 22-Jährige losrannte, als gäbe es kein Morgen mehr. Da wusste sie, dass es ihre letzte Chance sein würde, die 800-Meter-Norm für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in London (5. bis 13. August) noch zu schaffen, und dass das nationale Feld eine Zeit von 2:01,00 Minuten vermutlich nicht hergeben würde - allenfalls eben im Alleingang. Doch es klappte nicht, der Wind war zu stark, die Münchnerin vielleicht zu verkrampft. Jedenfalls musste sie sich mit der Titelverteidigung trösten.

Am Dienstag beim Meeting im schweizerischen Bellinzona war es anders: Die Konkurrenz war fast enteilt, doch auf der Zielgeraden machten Herings lange Beine immer größere Schritte, sie holte auf, und wäre die Ziellinie "nur zehn Meter weiter hinten" gewesen, wäre sie vielleicht gar Dritte geworden, hinter der Schweizerin Selina Büchel und der Norwegerin Hedda Hynne. Am Ende war es Rang fünf. In der Vorwoche hatte Hering bei einem Meeting in Luzern das dritte Rennen binnen vier Tagen gewonnen, doch nun, als Fünfte, war sie glücklich. Denn auf der Uhr standen 2:00,77 Minuten. Endlich war sie schneller gewesen als die WM-Norm, die der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) für die WM-Teilnahme aufgestellt hatte.

"In Luzern hat mich der Sieg gefreut, da war die Zeit egal", sagte sie, "diesmal war Platz fünf egal, ich habe mich nur über die Zeit gefreut", sagte Hering. Sie habe es sich bewiesen, dass sie diese Zeit bei guten Bedingungen draufhabe, "ich bin total erleichtert". Ganz egal, dass sie den Nominierungsschluss um eine Woche verpasst hat. Wobei: Auch wenn sie sich inzwischen mit ihrer Nominierung für die Universiade in Taipeh getröstet hat und sie eine Nachnominierung für London für "unwahrscheinlich" hält - ganz ausgeschlossen sei diese nicht. "Aber es liegt nicht in meiner Hand."

Bei der U20-EM in Grosseto wird die LG Stadtwerke von diesem Donnerstag an auf alle Fälle vertreten sein: Dreispringer Paul Walschburger und Diskuswerferin Amelie Döbler hatten ihre Normen in letzter Sekunde geschafft.

© SZ vom 20.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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