Leichtathletik: LG München:Auf Wachstumskurs

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Die LG München präsentiert ihren Kader: 400-Meter-Meister Kamghe Gaba steht stellvertretend für die hohen Ambitionen.

Thomas Hahn

Norman Feiler, der Sprecher der LG Stadtwerke München, hatte eine ganze Sammlung an Nachrichten mitgebracht zur Pressekonferenz seines Vereins. Er trug sie in einem Tonfall vor, der ruhig war, aber auch seinen Stolz auf das Erreichte verriet. Seit vier Jahren gibt es die Leichtathletik-Gemeinschaft aus acht Münchner Vereinen, die Anfänge waren bescheiden und begleitet von Kontroversen - nun stellte Feiler pünktlich zum Ende der Wechselfrist einen Verein vor, der mit Selbstbewusstsein und namhaftem Personal in Richtung Zukunft aufbricht nach einer Saison, in der es deutsche Meistertitel und internationale Erfolge gab für die LG-Elite um 5,90-Meter-Stabhochspringer Malte Mohr. Ein Junior-Top-Team hat der Verein gegründet, eine strategische Partnerschaft mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) ist er eingegangen, und natürlich hat es wieder Zugänge gegeben. Es war klar, was Norman Feiler zwischen den Zeilen sagen wollte: Die LG wächst.

2,02 Meter groß, 45,47 Sekunden über die Stadionrunde schnell: Kamghe Gaba ist prominentester Zugang der LG München, wird aber weiter in Frankfurt trainieren. (Foto: SvenSimon)

Norman Feiler hat keinen Weggang aus der Elitemannschaft der LG vermelden müssen, dafür hat er einige Zugänge präsentiert, zum Beispiel Steffen Justus, WM-Zweiter im Triathlon, der im Winter, Frühjahr und Herbst die Langstrecken-Ambitionen der Münchner stärken soll. Und als prominentesten neuen Zeitzeugen des LG-Wachstums hat Feiler Kamghe Gaba vorgestellt, den deutschen Meister über 400 Meter, eine Schlüsselfigur bei den DLV-Bemühungen, eine konkurrenzfähige Langsprint-Staffel aufzustellen. Das Ziel der LG ist es, 2012 bei Olympia in London vier bis acht Athleten am Start zu haben, Gaba soll mithelfen, diese Marke zu erreichen.

Kamghe Gaba ist eine ziemliche Erscheinung unter den deutschen Spitzenathleten, ein Hüne, 2,02 Meter groß, allerdings bisher nicht ganz an das herangekommen, was Experten sich von ihm versprachen. Fachleute glauben, mit seinen langen Beinen könne Gaba die Stadionrunde in weniger als 45 Sekunden zurücklegen. Kamghe Gaba glaubt das auch. Aber mittlerweile ist Gaba 26 und hat immer noch eine Bestzeit aus dem Jahr 2006 von 45,47 Sekunden stehen.

Kamghe Gaba sagt: "Ich war der Meinung, dass es Zeit war, neue Wege zu gehen." Sein ganzes Leichtathletik-Leben hat er bisher in Frankfurt verbracht, sein bisheriger Verein war die LG Eintracht Frankfurt. Und es kann schon sein, dass er sich von dem Vereinswechsel auch einen neuen Antrieb für seine Karriere verspricht; zumal seine Freundin in München lebt. Allerdings ändert sich für Kamghe Gaba gar nicht so viel. Das Prinzip der LG, wonach ihre Athleten in München wohnen müssen, ist bei Gaba außer Kraft gesetzt. Er trainiert weiter in Frankfurt bei seinem Heimtrainer Daniel Limburger, mit Unterstützung von Sprint-Bundestrainer Valerij Bauer und dem neuen 400-Meter-Bundestrainer Stefan Poser. Seine Entscheidung dürfte mehr beeinflusst haben, dass die LG Eintracht Frankfurt ihm aus seiner Sicht nicht die nötige Anerkennung zukommen ließ. "Es gibt ja jedes Jahr die neuen Verträge, die aufgesetzt werden", sagt Gaba, "und man hat ja auch so ein Gefühl." "Leicht enttäuscht gefühlt" habe er sich immer wieder bei seiner alten LG, bei seiner neuen glaubt er, wieder mehr Zuverlässigkeit zu finden.

Außerdem ist Kamghe Gaba in München nun Teil eines Projekts, das vorerst nicht den Eindruck erweckt, als habe es vor, je wieder kleiner zu werden.

© SZ vom 01.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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