Leichtathletik:Kaum Zeit zum Jubeln

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Nach dem Staffelsieg bei der U20-Europameisterschaft in Schweden - seiner ersten internationalen Medaille - kämpft LG-Stadtwerke-Leichtathlet Fabian Olbert nun bei der deutschen Meisterschaft der U18 und U20 erneut um Edelmetall.

Von Andreas Liebmann, München

Es war schon fast ein Wechsel über Kopf. Der Münchner Fabian Olbert rannte auf den Dresdner Simon Wulff zu, rammte ihm von hinten den Stab in die Hand, und Wulff zog mit langen Schritten davon. Es war ein Bild, das sich der 18-jährige Olbert von der LG Stadtwerke gut und gerne einrahmen kann. 1,75 Meter ist er groß, Wulff ist nach Angaben der Dresdner Neuen Nachrichten 2,02 Meter lang, diese Kombination sah schon recht kurios aus. Und ein Thema war das hinterher auch. Olbert erzählte, dass dieser Wechsel im Training immer gut geklappt habe, ungeachtet der Höhe, denn: "Er hat solche Riesenhände, die kann man nicht verfehlen." Trotzdem gab es noch viel bessere Gründe als den Größenunterschied, um sich das Foto aufzuheben und einzurahmen, auch wenn just dieses Mal der Wechsel nicht ganz so funktionierte, und auch Wulff den Stab nicht ganz fehlerfrei an Elias Goer (Sprintteam Wetzlar) weiterreichte. Denn Lucas-Ansah Peprah vom Hamburger SV, der Schlussläufer der deutschen 4×100-Meter-Staffel, zog noch an den Läufern aus Großbritannien (dessen Staffel später disqualifiziert wurde) und Italien vorbei zum Sieg. Damit hatte die deutsche U20-Staffel im schwedischen Borås Gold gewonnen. Es war die erste internationale Medaille für Olbert, nun ist er U20-Europameister.

"Der Sieg ist ein geiles Gefühl"

Erst am Samstag hatte Olbert, der nach dem Ausscheidungswettkampf in Mannheim nicht für einen Einzelstart nominiert worden war, erfahren, dass seine Reise nach Schweden nicht vergeblich war; dass er sogar als Startläufer für den Vorrundenlauf vorgesehen war. Am Sonntag wusste er, dass er auch im Finale beginnen durfte. Vor zwei Jahren hatte es nicht mit einer Medaille geklappt, bei der U18-EM in Györ war Olbert Fünfter. Nun also Gold. "Der Sieg ist ein geiles Gefühl", sagte er.

Allerdings bleibt ihm kaum Zeit, dieses Gefühl zu verarbeiten. Denn an diesem Freitag beginnen in Ulm die deutschen Meisterschaften der Altersklassen U18 und U20. Olbert ist einer von 31 Athleten, die die LG Stadtwerke am Start haben, nicht wenige mit Medaillenchancen. Der U18-Sprinter Florian Knerlein zum Beispiel könnte davon profitieren, dass er sich nicht für die Europäischen Olympischen Jugendspiele (EYOF) qualifiziert hat, für die er die Norm zwar deutlich unterboten hatte, allerdings bei etwas zu starkem Rückenwind. Denn die finden parallel in Baku statt, und dadurch ist er nun in Ulm in zwei Disziplinen - 100 und 200 Meter - der jahresschnellste Starter des Feldes. Wobei nicht nur er wegen der Hitze abwägen muss, in wie vielen Disziplinen er starten will. Gute Chancen im Kampf um Medaillen dürften im Kugelstoßen auch die von einer Knieverletzung genesene Ex-U18-Weltmeisterin Selina Dantzler, Cassandra Bailey und Dominik Idzan haben. Und der 400-Meter-Läufer Alessandro Rastelli, der sich nach einem Muskelabriss kürzlich als bayerischer Meister zurückmeldete. Oder Viola John über 100 Meter Hürden.

Auch Olbert hofft natürlich wieder auf eine Medaille. Seine härtesten Konkurrenten kennt er gut. Er hat gerade mit ihnen in Borås gefeiert.

© SZ vom 25.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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