Landesliga:Stürmer dringend gesucht

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Philipp Bönig. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Absteiger BCF Wolfratshausen bleibt auch im zweiten Saisonspiel harmlos und verliert mit 1:3 gegen die SpVgg Kaufbeuren - Wilson Onyemaeke verschießt einen Elfmeter.

Von Fabian Dilger, Wolfratshausen

Spätestens als Wilson Onyemaeke in der 51. Minute den Ball vom Elfmeterpunkt mit Karacho so hoch jagte, dass er nur die Latte touchierte, war jedem Zuschauer klar: Der BCF Wolfratshausen hat ein Problem mit dem Toreschießen.

Einen Elfmeter könne man immer mal verschießen, sagte BCF-Trainer Philipp Bönig nach der 1:3-Niederlage gegen die SpVgg Kaufbeuren im ersten Heimspiel am Mittwochabend. Und der Fehlschuss von Onyemaeke ist zugegeben ein singuläres Ereignis gewesen. Doch in den ersten beiden Spielen in der Landesliga Südwest haben sich derlei Fehlleistungen im Abschluss summiert. Was wohl die meisten BCF-Fans zu der Frage bringen dürfte: Wie sollen in den nächsten Spielen denn die Tore fallen, die ihr Team braucht, um nicht gleich wieder auf Dauer im unteren Drittel der Tabelle festzustecken. Jenes Drittel, das der BCF gut kennt: Die vergangenen Spielzeiten hat er immer auf den unteren Plätzen abgeschlossen. Allerdings war Farchet damals noch Bayernligist. Vor einigen Wochen reichte auch der Strohhalm Relegation nicht mehr, der BCF stieg ab.

Als Nächstes steht ausgerechnet das Derby in Geretsried an

Ein Absteiger zählt in der folgenden Spielzeit in aller Regel zu den Favoriten, weil er ja eine Liga tiefer antritt. Die Leute, die viel im Fußball unterwegs sind und sich in der Region auskennen, stufen die Wolfratshauser allerdings als weniger aussichtsreich ein. Der Kader reiche nicht aus, um vorne mitzuspielen. Genauer: Es fehlt an Offensivpower. Denn dem Kader sind quasi die Hälfte der Treffer aus der Vorsaison abgewandert, nämlich der ehemalige Kapitän Angelo Hauk (vergangene Saison 14 Tore, jetzt FC Ismaning) und Marian Knecht (25 Tore, FC Pipinsried).

Die Verantwortlichen haben vorab ebenfalls die Erwartungen gedämpft. "Die anderen in der Landesliga spielen auch Fußball", sagte Abteilungsleiter Manfred Fleischer am Mittwochabend. Bisher scheinen alle Recht zu haben mit ihrer Skepsis: Im Auftaktspiel gegen Garmisch-Partenkirchen hatten die Farcheter keine Chance. Gegen Kaufbeuren kam zum mangelhaften Toreschießen noch mangelhaftes Toreverhindern hinzu. Sowohl Wolfratshausen als auch die Allgäuer boten den 120 Zuschauern fußballerisch nicht viel auf dem kleineren Wolfratshauser Nebenplatz.

Die Kaufbeurer hatten aber einen Vorteil, und der stand auf dem Platz: Stefan Meisel, Torschützenkönig der vergangenen Spielzeit in der Landesliga Südwest. Meisel kann Tore schießen, und er kann sie auch auflegen. Das zeigte sich Ende der ersten, Anfang der zweiten Halbzeit. Die SpVgg Kaufbeuren war zu Spielbeginn durch einen Fernschuss in Führung gegangen, beim Ausgleich hatte Jona Lehr nach guter Vorarbeit von Onyemaeke nur noch den Fuß hinhalten müssen. Kurz vor der Halbzeit passierte dann einer dieser individuellen Fehler, die Bönig als "symptomatisch" für die bisherigen zwei Auftritte einstufte. Obwohl der Ball sich vom Tor wegbewegte, grätschte Jonas Reitel einen Allgäuer um. Strafstoß, Auftritt Meisel, der den Keeper ausschaute und verwandelte. Nach der Pause dann das Scheitern von Onyemaeke vom gleichen Elferpunkt. Kurz darauf Auftritt Meisel, Teil zwei. Ein weiter Ball über die Wolfratshauser Innenverteidigung, Meisel lief und lief, nahm den Ball elegant an und mit, dann schaute und schaute er, und weil er soviel Zeit hatte, legte er ihn von der rechten Seite punktgenau in die Mitte. Dort stand Kalid Mahde Majid, 1:3. Die Kaufbeurer nutzten die Fehler der Farcheter gründlich aus.

"Quasi drei Eigentore" habe er gesehen, sagte Bönig nach dem Spiel. "Das müssen wir ganz schnell abstellen, sonst kriegen wir Probleme." Die andere Seite der Analyse ist, dass der BCF nach dem Rückstand kein Mittel gegen defensive Gäste fand. Er probierte es bis zum Ende, aber er bemühte sich eher, als dass er wirklich Druck machte. Einzig mit Fernschüssen, davon ein Heber an die Latte, strahlte Bönigs Team etwas Gefahr aus. Der neue Kapitän Jona Lehr und der eingewechselte Marco Gröschel hatten ab und an in der Offensive Ideen, ansonsten spielte der BCF zahlreiche lange Bälle und hoffte auf Standards. Gefährlich wurde es dadurch nicht mehr.

An diesem Samstag geht es für den sieglosen Absteiger ausgerechnet zum Nachbarn TuS Geretsried. "Vielleicht kommt so ein Derby zur rechten Zeit", sagte Bönig. Nur wird sein Team Tore schießen müssen. Der BCF sucht noch nach einem Stürmer, "vielleicht tut sich nächste Woche etwas", sagte Bönig. Fabian Dilger

© SZ vom 20.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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