Kanu:Wunsch nach Wasser

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Für die Kanuten bedeutet die Sperrung eines Teils der Isar eine Einschränkung ihrer Trainingsmöglichkeiten. (Foto: Claus Schunk)

Der Bayerische Kanu-Verband mahnt die Sanierung der Münchner Regattastrecke an und klagt über die Sperrung der Isar im Landkreis Bad Tölz.

Von Elena Bruckner, München

Es hat sich kaum etwas verändert seit 1972. Die riesigen Tribünen stehen völlig überdimensioniert in der Landschaft herum und bröckeln vor sich hin, der Brandschutz der Anlage entspricht längst nicht mehr heutigen Standards. Die Olympische Regattastrecke in Oberschleißheim ist ein Dauerthema des Münchner Sports. Seit Jahren vertagt die Stadt ihre Sanierung. Auch am vergangenen Montag beim Sportgespräch im Münchner Norden war sie deshalb ein Thema, wo Sportpolitikerinnen der SPD-Stadtrats- und Landtagsfraktionen in der Halle des TSV Milbertshofen mit Vertretern der Vereine und Verbände in Kontakt traten.

Bei der Bewerbung der Stadt München für die European Championships 2022 ist die Anlage, die gleichzeitig Landesleistungszentrum für Rudern und Kanu ist, nämlich als Wettkampfstätte eingeplant - sicher für das Rudern, womöglich auch für die Kanubewerbe. Grund genug für Oliver Bungers, Präsident des Bayerischen Kanu-Verbands (BKV), in der Runde nachzuhaken: Wann tut sich dort endlich was?

Wenn es bei der Sanierung der Strecke nicht bald Fortschritte gebe, sehe er die Bewerbung wegen der mangelhaften Infrastruktur ernsthaft in Gefahr. Und das, obwohl München seiner Ansicht nach eigentlich gute Chancen auf den Zuschlag hat.

Die Antwort der sportpolitischen Sprecherin im Münchner Stadtrat, Verena Dietl, wird ihn wohl nicht vollends zufriedenstellen. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sei zwar bereit, mehr Geld in die Sanierung zu investieren. Auch gebe es Pläne, den Leistungsstützpunkt weiter auszubauen, was für eine Sanierung sprechen würde. Dass die Anlage seit Oktober vergangenen Jahres unter Denkmalschutz steht, macht die Herausforderung allerdings nicht kleiner. Letztlich gelte es, die Stadträte zu überzeugen, ehe sie am 3. Juli über die Sanierung abstimmen.

Der Zustand der Regattastrecke ist nicht das einzige, was den Kanuten in diesen Tagen Kopfschmerzen bereitet. Seit Gründonnerstag gilt im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen eine neue Bootfahrverordnung, die den privaten Bootsverkehr auf der Isar begrenzt. Sie betrifft sowohl Schlauchboote als auch Kanus und Kajaks und umfasst unter anderem Nachtruhezeiten, eine 0,5-Promillegrenze und ein saisonales Fahrverbot. Sportler wie Freizeitkapitäne dürfen die Isar nur noch zwischen dem 1. Juni und dem 15. Oktober befahren - nördlich von Bad Tölz darf bis zum 31. Dezember gepaddelt werden. Für die Kanuten bedeutet der verspätete Saisonbeginn eine große Einschränkung.

Das Landratsamt will mit der Verordnung die Tierwelt schützen, die vor allem im vergangenen Sommer durch den Bootsverkehr gelitten hat - an einem Tag im August wurden innerhalb von fünf Stunden 416 Boote mit 1178 Insassen gezählt. An den Zuständen, die in den Sommermonaten durch die Ausflügler in Schlauchbooten herrschen, werde die Verordnung nach Ansicht des Kanu-Verbands aber wohl kaum etwas ändern. "Vor Anfang Juni ist denen zu kalt", sagte Bungers.

Im BKV fühlt man sich übergangen. Im Dezember vergangenen Jahres habe das Tölzer Landratsamt die von der Verordnung betroffenen Sport- und Umweltverbände zu einer Gesprächsrunde eingeladen, um sich die Sichtweisen aller Beteiligten anzuhören. Auch habe der Verband die Zusicherung bekommen, dass es vor dem Inkrafttreten der Verordnung erneut die Gelegenheit zu einem Gespräch gäbe. "Das ist nicht passiert, es ist auch nichts von unseren Vorschlägen in die Verordnung eingearbeitet worden", beklagte Bungers. Stattdessen habe das Landratsamt die Verordnung am Gründonnerstag veröffentlicht, "wo jeder im Osterurlaub ist".

Auf seiner Webseite kündigte der BKV in einer Mitteilung an, man habe einen Anwalt eingeschaltet, der momentan prüfe, ob es sich lohnen würde, rechtliche Schritte einzuleiten. Einen Antrag auf eine Sondergenehmigung, nach der Mitglieder von Vereinen des BKV von der Verordnung ausgenommen sind, hat der Verband beim Landratsamt eingereicht.

Nicht zuletzt fürchtet man im Verband, dass eine ähnliche Regelung auch in Stadt und Landkreis München eingeführt werden könnte. Da dort nicht nur das Sportreferat, sondern auch das Referat für Gesundheit und Umwelt für das Thema zuständig ist, konnten die anwesenden Sportreferentinnen keine allzu großen Versprechungen machen. Die sportpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Diana Stachowitz, bot immerhin die Möglichkeit an, auf Landesebene einen Runden Tisch mit Vertretern des Kanuverbands und den betroffenen Landkreisen zu organisieren.

© SZ vom 11.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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