Bayernliga:Binnen Wochen gereift

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Heiko Baumgärtner hat als Trainer der Heimstettener Reserve auf sich aufmerksam gemacht. (Foto: Claus Schunk)

Heimstettens Unglück ist Heiko Baumgärtners Chance: Der 32-Jährige betritt taktisch wie geografisch Neuland

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

In den vergangenen Wochen habe Michael Matejka immer wieder mal einen nicht ganz ernst gemeinten Kommentar fallen lassen, erzählt Heiko Baumgärtner. Irgendwann wurde es dann aber ernst. "Und dann habe ich intensiv darüber nachgedacht. Ich habe nämlich durchaus großen Respekt vor dieser Aufgabe, das ist eine riesige Herausforderung", sagt der 32-Jährige. Doch er sagte zu. Baumgärtner ist nun der neue Cheftrainer des SV Heimstetten. Nicht allzu lustig dürfte Vitomir Moskovic diese Entscheidung finden, der auch nach dem Abstieg in die Bayernliga gerne Trainer geblieben wäre. "Es lag ja auch nicht allein an ihm", erklärt Matejka. Aber man habe sich jetzt entschieden, etwas Neues auszuprobieren. Mit dem Trainer der zweiten Mannschaft.

Dem Vernehmen nach hatte Heimstetten mit mehreren Übungsleitern Gespräche geführt, ein Kandidat sagte ab. Und so gab nach dem FC Pipinsried auch der Bayernligist SV Heimstetten am Montag einen Trainer bekannt, der noch über wenig Erfahrung verfügt und gleichzeitig einen Kader zu verantworten hat, der fast zur Hälfte aus neuen Spielern besteht.

Baumgärtner hatte auf sich aufmerksam gemacht, als er in der vergangenen Saison die zweite Mannschaft des SVH in der Bezirksliga innerhalb von 15 Spieltagen von einem Abstiegsplatz auf Rang fünf führte. Gelernt hat er unter anderem als Assistent von Harry Deutinger bei der U23 der SpVgg Unterhaching, wenn auch nur für zwei Monate. In dieser Zeit, im Frühjahr 2012, absolvierte unter ihm übrigens sein künftiger Pipinsrieder Trainer-Kontrahent Ömer Kanca ein Spiel - damals gewann man gemeinsam gegen den SV Heimstetten 4:0.

Seine aktive Karriere hatte Baumgärtner schon mit 21 Jahren beenden müssen. Als Junioren-Nationalspieler, ausgebildet beim FC Bayern, dem TSV 1860 und dem FC Augsburg, zog er sich als Spieler des FC Ismaning einen Meniskusriss zu, der letztlich zu einer Arthrose führte. Dann entschied sich Baumgärtner für den Beruf. Mit seiner seitdem erlangten B-Lizenz hätte er in der Regionalliga nicht Cheftrainer werden können, insofern ist der Abstieg der ersten Mannschaft für ihn so etwas wie ein tragischer Glücksfall. Jetzt aber, im Zuge des von Manager Matejka ausgerufenen "Neuanfangs", setzt man auf seine Bodenständigkeit. Einerseits will man mit seiner Hilfe Eigengewächse entwickeln, so will Baumgärtner den Abwehrspieler Fabian Lüders und Kapitän Christoph Schleger von der zweiten in die erste Mannschaft holen. Und damit ein Zeichen für Talente setzen, dass der Weg nach oben nicht verbaut ist. Andererseits sollten Rückkehrer wie Torwart Markus Aigner oder der erfahrene Orhan Akkurt, der in der vergangenen Saison 32 Mal für den Liga-Konkurrenten Pullach traf, gewährleisten, dass die Mannschaft gleich wieder oben mitspielt.

Von einem Wiederaufstieg will man an der Vereinsspitze aber nichts hören. Selbst dass wohl schon sehr bald ein neuer Hauptsponsor präsentiert wird, will Matejka gar nicht an die große Glocke hängen.

Wie verändert der Kader sein wird, dürfte Baumgärtner bei der Einigung vergangene Woche schon gewusst haben, nun wurden aber noch ein prominenter Zu- sowie zwei Weggänge bekannt: Danijel Majdancevic kehrt nach einem Jahr zurück zu 1860 Rosenheim. "Sein Herz hängt an diesem Klub", sagt Matejka, außerdem sei der logistische Aufwand für den 26-jährigen Offensivspieler zu groß geworden. Und Simon Seferings wechselt zum TSV 1860 II in die Regionalliga. Dafür kehrt Lukas Riglewski zurück, der 21-Jährige kickte bereits für Heimstetten in der Regionalliga.

Viele der Spieler haben in höheren Klassen mehr Erfahrung gesammelt als der Trainer, der am Montag die Saisonvorbereitung einläutete. Baumgärtner wird taktisch wie geografisch Neuland betreten. "In Ruhmannsfelden zum Beispiel. Ist mir völlig fremd. Aber die sollen auf Kunstrasen spielen." Baumgärtner wird gleich am ersten Spieltag am 18. Juli viel dazulernen.

© SZ vom 23.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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