Hockey:Wunsch nach Kontinuität

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Der Bundesligist Münchner SC geht mit dem Trainergespann André Schriever und Benjamin Lang, die schon viele Jahre im Verein sind, den Neuaufbau der Hockeyfrauen an. Die Mannschaft befürwortet die neue Lösung.

Von Katrin Freiburghaus, München

Benjamin Lang, 30, schaffte zuletzt mit den MSC-Männern den Wiederaufstieg in die erste Liga und kehrt nun zum Frauenteam zurück, das er 2016 in die europäische Club-Trophy führte. (Foto: Claus Schunk)

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Nach diesem Sprichwort handelten die Verantwortlichen beim Münchner Sportclub bei ihrer Trainersuche in den vergangenen Jahren des Öfteren. Munter wurden ehemalige Spieler aus den eigenen Reihen als Coaches eingesetzt. Allerdings haftete dem Guten dabei stets der Makel an, dass es sich fast ausnahmslos um kurzfristige Interimslösungen handelte.

Aus diesem Grund bemühte sich Hockey-Abteilungsleiter Frank Ommert für die Bundesliga-Frauen in diesem Frühjahr um eine langfristige hauptamtliche Lösung. Drei Kandidaten waren in der engeren Auswahl und zu Gesprächen nach München gereist. Entschieden hat sich Ommert in Abstimmung mit Klubführung und Mannschaftsrat aber letztlich wieder für eine interne Variante: Der bisherige Interims-Coach André Schriever und Benjamin Lang tragen künftig als gleichberechtigtes Trainer-Duo die Verantwortung für den frisch gebackenen Club-Trophy-Gewinner.

Diesmal allerdings, betont Ommert, handele es sich nicht um eine Notlösung. "Das ist die Wunschkonstellation aller Beteiligten und auf Dauer angelegt", sagt er. Die Mannschaft steht vor einem enormen personellen Aderlass. Nina Hasselmann, Kim Platten, Stephanie Frenz und Maike Cartsburg hören aus beruflichen respektive Studiengründen auf, Hayley Brown und Elena Willig werden in der Hinrunde fehlen. Zudem verlassen die tschechischen Nationalspielerinnen Katerina Lacina und Barbora Cechakova den Klub nach einer Saison wieder. Ommert rechnet "mit mindestens zwei Jahren Umbruchphase, in der wir uns im Mittelfeld etablieren. Danach wollen wir oben angreifen".

André Schriever, 35, feierte als Interimscoach zuletzt mit den MSC-Frauen den Sieg in der Club-Trophy. Künftig teilt er sich die Verantwortung für die Mannschaft mit Benjamin Lang. (Foto: Claus Schunk)

Für den Aufbau wünscht sich der MSC endlich Kontinuität auf der Trainerposition. In den vergangenen Jahren wurde ihr Fehlen durch die Erfahrung des Teams kompensiert, doch die wird es zunächst nicht mehr geben. "Denn jetzt werden die Jüngeren Verantwortung übernehmen dürfen, aber auch müssen", sagt Schriever. Der 35-Jährige hatte, nachdem er den Posten im Winter übergangsweise von Vorgänger Chris Faust übernommen hatte, stets betont, der Aufgabe aus zeitlichen Gründen nicht langfristig gewachsen zu sein. Allerdings hätten Lang und er, die jahrelang bei den MSC-Männern gemeinsam auf dem Platz standen, "festgestellt, dass wir eigentlich total Bock darauf haben".

Lang schaffte zuletzt als Co-Trainer mit den MSC-Männern ohne Niederlage den Wiederaufstieg in die erste Bundesliga und führte die Frauen in der Saison zuvor als Chefcoach auf jenen ersten Platz nach der Hauptrunde, der sie zur Teilnahme an der europäischen Club-Trophy berechtigte. Selbige gewann das Team Anfang Juni mit Schriever. Beide sind Familienväter und berufstätig. "Aber wenn wir uns ergänzen, ist es zu schaffen", sagt Lang.

Die Mannschaft befürwortete die Variante von Anfang an und trug damit ihren Teil zur Entscheidung bei, wie Ommert sagt. "Speziell im Frauen-Bereich ist es von essenzieller Bedeutung, dass die Chemie innerhalb der Mannschaft, aber auch zwischen Team und Trainer stimmt", sagt er. Dass fachliche Kompetenz nicht immer eine Garantie für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist, hatten der MSC und der mit großen Erwartungen verpflichtete Trainer Thorben Wegener 2014 schmerzlich erfahren, als sich die Wege bereits vor Ablauf der ersten gemeinsamen Saison trennten.

"Es hat seit dem Winter doch gut funktioniert gemeinsam", sagt Schriever, "da ist das Risiko für den Klub natürlich geringer, als wenn er immer wieder neu anfängt." Die externen Kandidaten hatten laut Ommert keine langjährige Bundesligaerfahrung. "Das waren gute Leute", betont er, "aber in einem neuen Klub, einer neuen Liga und einer neu strukturierten Mannschaft Fuß zu fassen, sind für jemanden von Außen ziemlich viele Dinge auf einmal." Schriever und Lang gehören dagegen zur Klubfamilie. Sie müssen aufgrund der Fülle der verschiedenen Aufgaben, die sie in den vergangenen Jahren bekleideten, höchstens aufpassen, nicht durcheinander zu kommen.

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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