Hockey:Weniger Ananas

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Jule Bleuel. (Foto: Claus Schunk)

Die Bundesliga-Frauen des Münchner SC sehen den neuen Erstliga-Modus als Chance. Am Wochenende starten sie gegen Köln und Harvestehunde auf ihrem runderneuerten Kunstrasenplatz in die Saison.

Von Katrin Freiburghaus, München

Wenn den Gremien im deutschen Hockey-Sport eines nicht vorzuwerfen ist, dann fehlende Experimentierfreude bei neuen Regeln und Liga-Modi. Es vergehen selten mehrere Jahre ohne grundsätzliche Neuerungen auf dem Feld oder in der Halle. Nicht immer fällt die Reaktion der betroffenen Vereine darauf so zustimmend aus wie im Fall der aktuellen Reform der ersten Liga, die ab dem Saisonauftakt an diesem Wochenende greift.

Zwar scheiden sich an der Ursache für die Änderungen - der Teilnahme der Nationalteams an der Hockey Pro League - unverändert die Geister. Da wegen des so noch volleren internationalen Kalenders sogar eine Reduktion der ersten Ligen auf acht oder zehn Teams im Gespräch war, können alle nun mit dem System einer einfachen Hin- und einer halbierten Rückrunde in Staffeln offenbar gut leben. Die ersten vier jeder Staffel spielen über Kreuz in Viertelfinals die Endrundenteilnehmer aus, die jeweils letzten beiden in Playdowns zwei Absteiger. Bisher waren die beiden Tabellenletzten der gesamten Zwölferliga direkt abgestiegen und die besten Vier für die Endrunde qualifiziert.

Für Teams wie die Frauen des Münchner Sportclubs, die durch die Verjüngung ihres Kaders aus dem Spitzenquartett der Liga rutschten und seitdem meist im unteren Mittelfeld der Tabelle rangieren, wertet dieser Spielplan den Ligabetrieb erheblich auf, weil es künftig keine Schlussphase mehr gibt, in der es für viele nur noch um die sprichwörtliche goldene Ananas geht. Zwar mag sich MSC-Trainer André Schriever noch nicht festlegen, ob der neue Modus ein sportlicher Vorteil für sein personell erneut relativ stark verändertes Team ist, er lobt aber, "dass jetzt viel länger Spannung drin ist und sich bis zum Schluss niemand ausruhen kann".

Jule Bleuel, die wie Selina Müller und Philin Bolle mit einer Bronzemedaille von der U-21-EM aus der Sommerpause zurückkam, begrüßt den Erfolgsdruck am Saisonende, der für Mittelfeldteams bisher fehlte. "Ich hatte fast lieber noch mal Druck im Abstiegskampf, als schon sicher zu wissen, dass wir eh durch waren und es im Prinzip egal war, ob wir Achter oder Neunter werden", sagt sie. Für einen Platz unter den besten Acht, also den besten Vier in der eigenen Staffel, "konnten wir uns bisher nichts kaufen", sagt Schriever und fügt hinzu: "Diesmal schon."

Der Weg dorthin beginnt am Wochenende mit eingeschränktem Heimvorteil. Zwar spielt der MSC vor heimischer Kulisse, die erneuerte Kunstrasenmatte ist allerdings so neu, "dass wir erst zweimal darauf trainieren konnten", sagt Schriever. Gegen Samstagsgegner Rot-Weiss Köln liege der Druck ohnehin bei den als Meisterschaftskandidat gehandelten Gästen, am Sonntag gegen Harvestehude (Beginn jeweils 13 Uhr) sollen aber erste Punkte eingefahren werden. Schriever betrachtet Harvestehude als Konkurrenten um Platz vier in der MSC-Staffel, "deshalb ist das gleich ein Sechs-Punkte-Spiel". Von derlei Rechenübungen wären die MSC-Männer auf Sicht auch gerne wieder betroffen, müssen dafür aber zunächst ihr Saisonziel für diese Spielzeit erreichen: Die Mission Wiederaufstieg in die erste Liga beginnt für sie am Sonntag auswärts in Ludwigsburg.

© SZ vom 07.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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